Verteidigung der Festungen

Verteidigung der Festungen.
Hessische Chasseurs von der Armee verteidigen einen Croissant de Bélidor.

Verteidigung der Festungen. (Von ihrer Bewaffnung, s. Bedürfnisse). Sobald eine Festung in der Nähe eines Kriegsschauplatzes liegt, trifft der Kommandant, noch ehe er etwas vom Feind zu befürchten hat, folgende Anstalten:

Wenn in Friedenszeiten die Palisaden in den Magazinen aufbewahrt worden sind, so lässt der Kommandant dieselben jetzt aufrichten, und besonders den bedeckten Weg, und die Waffenplätze in demselben damit versehen. Längs allen Linien der Befestigungswerke, welche den Rikoschettschüssen unterworfen sind, werden häufige Traversen geführt, besonders aber im bedeckten Weg; diese Traversen werden aber unterminiert, um sie in die Luft zu sprengen, wenn man das Werk verlassen muss, damit der Feind dadurch keine Deckung gegen das Feuer der rückwärts liegenden Werke erhalte. Man erhöht das Bankett, wenn es zu niedrig ist, macht die Bänke für die Kanonen auf den Außenwerken und Facen, besonders an den Örtern, wo man von dieser Bank der Länge nach in den bedeckten Weg herunterschießen kann, und schneidet in jede Flanke wenigstens zwei Schießscharten, um den Graben zu bestreichen. Hat die Festung trockene Gräben, so legt man in den Waffenplätzen Tamboure an, aus denen man den bedeckten Weg beschießen, und durch die man sich zurückziehen kann, wenn die Kanonen auf dem Wall anfangen, mit Kartätschen zu agieren; vor diesen Tambours steht eine Reihe Palisaden mit der Spitze gegen den Feind gekehrt. In den eigentlichen Winkeln der Ravelins und Kontregarden schneidet man ebenfalls Schießscharten in die Brustwehr, um den Graben von diesen Werken bestreichen zu können.

Einige bedeckte Pulvermagazine sind in jedem Bastion und Außenwerk unentbehrlich; sind daher keine Kasematten vorhanden, so macht man unter dem Wall Galerien, welche wie Minengänge ausgebaut werden, und erweitert sie, um sich ihrer als Magazine zu bedienen. Hat man keine Kasematten unter den Flanken, so geht man ebenfalls mit einer Galerie unter dieselben, und durchbricht entweder die Futtermauer zu Schießscharten für Kanonen, indem man die Galerie für den Stand der Geschütze erweitert, oder man führt eine Rastelle hindurch, und legt eine niedrige oder Faussebraye-Flanke an. Eben dies geschieht in den Ravelinen und Kontregarden, um aus ihnen den Graben zu bestreichen. Hat man noch Zeit, oder viel Mannschaft, so führt man bei einer nicht minierten Festung an den ausgehenden Winkeln vor der Spitze der Ravelins und Bastions, eine Minengalerie an der Kontreskarpe rechts und links, wenn auch nur auf eine kurze Strecke, unter dem bedeckten Weg, und geht aus diesen hernach, wenn die Angriffsfront bekannt ist, dem Feind entgegen. Alle diese Anstalten macht man auf den schwächsten Seiten der Festung zuerst, und legt daselbst noch auf 2 bis 300 Schritt vor der Festung viereckige Redouten an, wenn die Garnison nicht zu schwach ist. Diese Redouten müssen sehr stark, hinten mit Palisaden geschlossen, und vor dem Wurffeuer durch Traversen so viel als möglich geschützt sein. Nahe vor den ausspringenden Winkeln des Glacis kann man kleine Werke, sogenannte Hufeisen anlegen, die bei der förmlichen Belagerung sehr nützlich werden können, da sie die einzigen sind, welche gerade Front gegen den feindlichen Angriff machen, und gegen die feindlichen Batterien gewissermaßen gedeckt sind. Sie werden nicht eher, als bis wirklich der förmliche Angriff angefangen ist, besetzt, weil sonst die Mannschaft, früher, bei einem Überfall aufgehoben werden, oder durch ihren Rückzug Unordnung in dem bedeckten Weg verursachen könnte. Überschwemmungen sind wichtig, wenn sie die Gegend zulässt. Sind Gebäude nahe vor den Festungswerken, so werden sie abgebrochen, oder man trifft solche Anstalten, dass man sie leicht in Brand stecken kann, wenn es die Not erfordert. Gebüsche, Hecken, Gartenhäuser u. dgl. werden weggeschafft.

Die Kanonen werden auf die Wälle gebracht, und die da selbst schon befindlichen mit tauglichen Lafetten versehen; besonders aber werden in allen ausspringenden Winkeln der Werke starke Batterien angelegt, um über Bank nach allen Richtungen feuern zu können. Für die Sicherheit der Pulvermagazine muss man besonders sorgen, und das Pulver in mehrere kleinere Depots verteilen, damit nicht alles Pulver verloren gehe, wenn sich an einer Stelle ein Unglücksfall ereignet; allerhand Ernstfeuer werden im Vorrat angefertigt. – Um die Wirkung der Bomben unschädlicher zu machen, wird das Pflaster aufgerissen, und in allen Straßen ein Vorrat von Wasser angeschafft.

Die Bürgerschaft wird in gewissen Abteilungen geteilt, wovon jede einen Distrikt der Stadt zum Löschen entstandener Feuersbrünste zugewiesen erhält; von sämtlichen den Bürgern zugehörigen Lebensmitteln wird ein genaues Verzeichnis durch die Stadtobrikeit aufgenommen, um sich danach in Absicht der Magazine zu richten. Alle in der umliegenden Gegend befindlichen Lebensmittel, so wie Holz zum Brennen, werden in die Stadt gebracht; die in der Gegend befindlichen Brücken werden abgebrochen, die auf einem schiffbaren Fluss befindlichen Fahrzeuge weggeschafft usw.

Ist die Bürgerschaft unzufrieden, so separiert man die Soldaten von denselben, quartiert sie in abgesonderte Häuser ein, und lässt ihnen alles liefern. Man verstattet keine Zusammenkünfte und Beratschlagungen, und bemächtigt sich alles Pulvers und aller Gewehre. Man verlangt von den Bürgern bei Zeiten, sich mit Lebensmitteln auf drei bis sechs Monate, nach Lage der Sachen, zu versehen; diejenigen dies nicht können, werden aus der Festung geschafft.

Um nun früh genug von der Ankunft des Feindes unterrichtet zu sein, schickt man Leute mehrere Meilen weit umher, welche sogleich zurückkommen, sobald sich der Feind sehen lässt. Man stellt kleine Wachen, sowohl von Kavallerie als Infanterie, auf 1000 bis 2000 Schritt vom Glacis, an verdeckten Örtern, und an den Wegen, welche zur Festung führen, auf; diese examinieren alles, was ankommt, und geben Feuer, sobald sich der Feind unerwartet sehen lässt, damit die Tore geschlossen werden. In der Nacht steht außerdem noch eine Kette von Schildwachen, 400 Schritt von den Palisaden des Glacis, und schließt die Festung ein; sie sind von den Piketts des bedeckten Weges ausgestellt. Beständig gehen kleine Kavallerie-Patrouillen bis auf die nächsten Dörfer; des Morgens aber wird die ganze Gegend bis auf 3000 Schritt untersucht; ehe die Tore geöffnet werden; bei Nebel bleiben sie geschlossen. Am Tage können noch auf den Türmen Leute mit Fernrohren die Gegend umher beobachten.

1) Verteidigungsanstalten gegen den Überfall. Sobald sich der Feind in der Gegend gezeigt hat, wird der Garnison ihr Alarmplatz angewiesen, und eine schriftliche Disposition zur Verteidigung gegeben; ⅔ der Besatzung versammeln sich auf den Werken. Sind 6000 Mann in einer Festung von acht Bastions und eben so vielen Ravelins, so werden 2000 auf die Ravelins und eben so viele auf die Bastions verteilt. Ein jedes dieser Werke erhält also 250 Mann; von diesen gibt das Ravelin ein Detachement von 50 Mann in die beiden neben ihm liegenden Waffenplätze. Die übrigen 2000 Mann der Garnison bleiben zur Reserve, und versammeln sich auf einem oder ein Paar großen Plätzen, von wo aus sie die leidenden Teile unterstützen können. Die Kanonen werden nach den oben gegebenen Regeln aufgestellt, und mit Kartätschenschüssen versehen; die Bedienung ist in der Nacht immer mit brennenden Lunten versehen. Die Mortiere stehen auf den Facen, haben Steinkörbe, und sind auf den bedeckten Weg gerichtet; Leuchtkugeln sind ebenfalls bereit. Alles Geschütz wird schon bei Tage gerichtet, und mit Latten, welche man neben der Lafette in die Erde nagelt, in ihrer Richtung erhalten. Die Artilleristen müssen genau die Distanz jedes Gegenstandes wissen; die Ladung dazu ist in wollenen Beuteln vorhanden.

Ist die Besatzung weit geringer, als oben angenommen, so besetzt man den bedeckten Weg nicht. Ist sie nur 2000 Mann stark, so dass die Facen der Bastions kaum mit einem Glied besetzt werden können, so werden nur die Hauptwerke, wenn keine Kontregarden da sind, sind diese aber da, nur sie und die Ravelins mit Mannschaft versehen. Bei einer ganz schwachen Besatzung würde man auch unter nachteiligen Umständen, diese nicht besetzen, sondern nur bloß das Hauptwerk, aber alles Geschütz auf die Außenwerke und in den Graben richten; die Haubitzen würden hinter den Schießscharten der Flanken, mit Kartätschen geladen, bereit stehen, um dem Feind den Übergang über den Graben unmöglich zu machen.

Die inneren Wachen bestehen in der Hauptwache, den Torwachen und den Wachen auf den Außenwerken. Alle diese werden des Nachts durch Piketts verstärkt, und außerdem noch Piketts in den Waffenplätzen, auf jedes Polygon eins, gesetzt, welche auch bei Tage stehen bleiben, wenn der Feind schon vor der Festung angekommen ist. Es ist gut, wenn man nur ⅙ bis ¼ zur Wache nimmt, und ¼ bis ⅓ zur Arbeit, damit nur immer die Hälfte der Garnison in Aktivität ist.

Ohne die größte Strenge und Genauigkeit im Dienst, ist die Festung immer in Gefahr, überrumpelt zu werden. Bei der Verteilung der Wachen und Posten muss man besonders diejenigen Stellen der Festung bemerken, wo es am leichtesten möglich ist, heimlich oder versteckt in die Festung zu kommen; man lässt da selbst wohl die Schildwachen alle Stunden ablösen, um desto mehr von der beständigen Aufmerksamkeit versichert zu sein. Eben so darf man sich niemals auf die natürliche Festigkeit einer gewissen Seite der Festung allein verlassen; ist man in diesem Punkt nachlässig, so bedient sich vielleicht ein schlauer und kühner Feind eben dieses Umstandes zum Nachteil der Festung. Ronden und Patrouillen müssen beständig von einem Posten zum anderen gehen. Wenn des Morgens die Tore geöffnet werden sollen, so muss man dabei alle mögliche Vorsicht anwenden; die Torwache tritt ins Gewehr, und lässt zuerst nur die kleine Tür öffnen; eine Patrouille untersucht dann erst ganz genau die nahe liegende Gegend. Haben sich eine Anzahl Leute, welche auf die Öffnung des Tores warteten, vor demselben versammelt, so lässt man diese nicht auf einmal hinein, und die Wache bleibt so lange unter dem Gewehr, bis sich alles verlaufen hat. Bei Nachtzeit werden die Tore nie geöffnet; sind zu viele Tore in einer Festung, so werden einige davon gänzlich gesperrt und verrammelt. Auf alle ein- und ausgehende Leute wird genau beachtet, die Fremden gehörig examiniert, beladene Wagen durchsucht usw. Sind viele Kriegsgefangene und Deserteurs in der Festung, so sucht man sie herauszuschaffen; sollte man Verräterei in der Stadt befürchten, so gehen des Nachts beständig Patrouillen in den Straßen, und man hält sich Spione, welche in allen Quartieren und unter allen Klassen von Menschen aufpassen. In dem möglichen Fall, dass der Garnison nicht ganz zu trauen wäre, lässt man die Mannschaft und selbst die Offiziere um die Wachen, welche sie jedesmal besetzen sollen, losen, wodurch Verabredungen mit dem Feind verhütet werden. – Auch die innere Torwache selbst, kann man gewissermaßen, durch Palisaden, spanische Reiter usw. verschanzen.

Durch alle diese Anstalten wird ein Überfall verhindert werden; sollte es aber dennoch dem Feind gelingen, denselben zu unternehmen, in die Stadt einzudringen, und sich eines Tores zu bemächtigen, so wird alles alarmiert, und die Besatzung versammelt sich so rasch als möglich auf dem Hauptalarmplatz; wo man in der Stadt auf Feinde stößt, werden sie, ohne sich zu besinnen, wenn sie auch weit stärker wären, mit dem größten Ungestüm angegriffen. Von dem Lärmplatz aus, werden in allen dahin führenden Straße Detachements abgeschickt, welche so weit als möglich vorwärts gehen, und sich daselbst in der größten Geschwindigkeit, so gut es angeht, verschanzen; dadurch wird verhütet, dass der Feind sich nicht zu weit in der Festung ausbreitet. Wenn man nun weiß, wo sich die stärksten Haufen des Feindes befinden, so greift man sie mit aller Gewalt an, und sucht sie wieder aus der Stadt herauszuwerfen. Gelingt dies alles nicht, so wirft man sich in die bei der Stadt befindliche Zitadelle und ist keine da, so versucht man sich auf der Festung herauszuziehen, oder noch auf dem in der Eile mit Wagen, Balken, Steinen etc. verschanzten Alarmplatz selbst, eine Kapitulation zu erhalten.

2) Verteidigung gegen die Blockade. Man befolgt die bisher gegebenen Regeln, und sucht besonders durch Ausfälle, sich immer einen neuen Zuwachs von Lebensmitteln zu verschaffen. Man verhindert so viel als möglich die zu nahe Einschließung, und alarmiert den Feind beständig, um ihm den Dienst beschwerlich zu machen. Man sucht ihm allerhand Verlust zuzufügen, durch Wegnahme von Transporten, Verbrennen seiner Magazine und Depots, plötzliche Überschwemmungen usw. Durch die Ausfälle kann man ihn öfters in das Feuer des Geschützes von den Wällen locken, und ihm dadurch einen beträchtlichen Verlust an Menschen verursachen.

3) Verteidigung gegen den offenbaren Angriff. Hier ist das beste Verteidigungsmittel eine zahlreiche, mutige und treue Besatzung. Dabei werden alle oben gegebenen Regeln befolgt, und untersucht, ob es zweckmäßig ist, die Außenwerke mit zu verteidigen, oder sich bloß auf die Hauptwerke zu beschränken. Letzteres geschieht besonders, wenn der Umfang der zu verteidigenden Linie zu groß würde, und wenn die Außenwerke abgesondert sind. Wenn dergleichen Werke vom Feind vielleicht in der Kehle zu ersteigen sind, wo es ihm leichter wird, so können dieselben, wegen der eigenen Besatzung, nicht vom Hauptwall aus beschossen werden, oder der Feind dringt mit derselben zugleich, wenn sie sich zurückziehen will, in die Stadt. Hat man sich nun entschlossen, die Außenwerke zu verlassen, so muss man dies bis zur wirklichen Ausführung sehr geheim halten. Ist man jedoch stark genug, so besetzt man sämtliche Werke.

Sobald die Außenwerke sehen, dass der Feind mehrere Bataillons stark sich ihnen nähert, geben sie mit einigen Kanonenschlägen oder Raketen ein Zeichen. Sie ziehen sich darauf gleich in den gedeckten Weg; nun wird in der Stadt Lärm geschlagen, worauf sich jeder auf seinen Posten begibt. Die Batterien sind bereit zum Feuern; besonders an der Seite, wo der Feind sich zeigt, werden in der Nacht gleich Leuchtkugeln geworfen. Nähert sich der Feind dem Glacis, so fangen die Kanonen auf den ausgehenden Winkeln an, mit Kartätschen zu feuern; die Wachen ziehen sich auf diese Feuer gleich in den Waffenplatz, und alle Kanonen agieren nun mit Kartätschen, wenn sich der Feind auf das Glacis wagt; zugleich fängt die Infanterie an, zu feuern, wenn er bis an die Palisaden kommt. Die angegriffenen Teile werden zuerst von den Reserven, nachher auch von den Kanonen der nicht angegriffenen Teile unterstützt. Aus den Mortieren werden Spiegelgranaten und Steine, oder wo es nötig ist, Leuchtkugeln geworfen. Bei Vorfällen zwischen kleinen Detachements wird nie ein Kanonenschlag oder eine Rakete angezündet, auch geschieht dies nicht eher, bis man von der Stärke des Feindes schon unterrichtet ist.

Der Hauptgrundsatz hierbei ist, alle Zugänge zur Festung, besonders die Tore, wo möglich durch kreuzendes Feuer zu decken und die Gräben des Hauptwalles gehörig zu bestreichen; man bedient sich zu diesem Zweck nur der leichteren Kaliber, mit Einschluss der 12-pfünder, weil ihre Bedienung schnell geschehen muss, und sie auch mehr in der Nähe zu wirken haben. Auf die Facen der Bastionen stellt man, nach Maßgabe der vorhandenen Geschützmenge, einen oder mehrere 6- oder 12-pfünder auf, so dass sie den Graben vor dem Ravelin mit Kartätschen bestreichen können. In die Bollwerksspitzen werden Haubitzen gestellt, welche teils die in der Kurtine befindlichen Tore durch kreuzendes Feuer decken, teils die Wege, auf denen der Feind ankommen kann, der Länge nach beschießen, wozu sich der Granatenwurf und auch der Haubitzkartätschenwurf besonders eignen, teils auch das ganze Glacis möglichst zu bestreichen suchen. Diese Geschütze dürfen aber nicht hinter Scharten stehen, damit sie jede erforderliche Richtung annehmen können. In die Flanken stellt man 6- oder 12-pfündige Kanonen zum Bestreichen des Hauptgrabens, vorzüglich vor den Facen. Sollten, vermöge der Lage der Festungswerke, manche Stellen des Grabens durch diese Geschütze nicht verteidigt werden können, so muss man Mortiere auf dem Hauptwall aufstellen, welche mit Steinen dahin werfen. Doch muss man dabei mit Umsicht verfahren, und den weiten Streukreis der Steine berücksichtigen, damit sie nicht die eigenen Truppen beschädigen können. Überhaupt werden die Mortiere gegen den gewaltsamen Angriff weniger gebraucht, und nur zur Erleuchtung der Gegend angewendet. Man stellt sie in den Schulterpunkten oder in der Kurtine auf. An den vom Geschütz nicht hinlänglich bestrichenen Orten legt man hölzerne Rinnen auf die Krone der Brustwehr, und lässt auf denselben Granaten in den trockenen Graben rollen.

Wenn die Außenwerke geschlossen sind, und der Feind nicht leicht durch das Feuer der Festung aus ihnen vertrieben werden könnte, wenn er sie einmal genommen hätte, wodurch sie ihm bei einer förmlichen Belagerung als Stützpunkte dienen würden, so müssen auch diese nach gleichen Grundsätzen wie der Hauptwall mit Geschütz besetzt werden. Alle Wälle werden außerdem noch durch Pechkränze erleuchtet, deren man, so wie die Leuchtkugeln, auch in den Graben wirft, wenn der Feind schon darin befindlich ist. Der Graben ist vorher schon mit einigen Reihen Wolfsgruben, oder mit Palisaden versehen, welche den Feind aufhalten, die Leitern rasch anzusetzen; diejenigen Stellen der Brustwehr, wohin man wegen der Schwäche der Besatzung keine Leute stellen kann, werden mit spanischen Reitern besetzt, damit sie den Feind daselbst eine Zeit lang aufhalten, und man im Stande ist, von solchen Orten, wo keine Gefahr in dem Augenblick ist, herbei zu eilen. Man hat ferner auf den Wällen eine große Anzahl von großen und kleine Granaten, und allerhand Ernstfeuern, die man mit der Hand werfen kann, vorrätig; ferner Sturmgabeln, um die Leitern umzustoßen, lange Piken, große Balken und Bäume, die man von der Krone der Brustwehr herabrollen lässt, wenn die angelegten Leitern voller Menschen sind, usw.

Gelingt es dem Feind dennoch, auf die Brustwehr zu kommen, so wird er mit dem Bajonett angegriffen; die Kavallerie ist auf den Wällen verteilt, und haut alles sogleich nieder, was sich daselbst zeigt. Sobald aber der Feind die Besatzung von einem Teil des Walles vertrieben, und sich daselbst festgesetzt hat, so müssen gleich frische Truppen anrücken, um ihn wieder zu vertreiben. Gelingt dies alles nicht, so lässt der Befehlshaber ein verabredetes Zeichen geben, um sich noch bei Zeiten in die Zitadelle, oder nach einem sonst verschanzten Teil der Stadt zurückzuziehen.

4) Verteidigung gegen ein Bombardement. Man befolgt hier die oben angegebenen Maßregeln gegen Feuergefahr, und hat alle Anstalten bereit, ein ausgebrochenes Feuer sogleich zu löschen. Für die Besatzung müssen sichere Aufenthaltsorte da sein, eben so für die Magazine; ein bombenfestes Gewölbe muss 3 Fuß dick, und nicht über 25 Fuß weit sein; ist es überdies mit 4 Fuß Erde bedeckt, so können es die Bomben auf keine Weise beschädigen. Man muss im Voraus Wasser auf die Böden von der Bürgerschaft bringen lassen, und auf die Straße Kommandos stellen, welche zusehen, wo die Bomben hinfallen, und das Feuer im ersten Augenblick löschen; die Fourage der Stadt wird in abgesonderte Teile gebracht. Die Artillerie sucht dabei, die feindlichen Geschütze zu demontieren, wozu alle Geschütze, welche den Feind erreichen können, anzuwenden sind.

5) Verteidigung gegen die förmliche Belagerung. a) Gegen das Berennen. Der Kommandant trifft alle bisher angegebenen Vorkehrungen, teils ehe sich noch der Feind in der Gegend zeigt, teils sobald nur seine Avantgarde angekommen ist. Die Wachen und die Aufmerksamkeit werden verdoppelt; bei dem Geschütz sind beständig einige Artilleristen; die vorliegenden Werke werden wenigstens bei Tage besetzt. Man legt überdies noch Verstecke an verdeckte Orte, hinter vorliegende Anhöhen, hinter Gräben etc. Jäger und Schützen schicken sich hierzu am besten; jedoch müssen sie nicht über 800 Schritt entfernt, und durch Kavallerie, oder in dem bedeckten Weg befindliche Infanterie und Artillerie gedeckt werden. Nachdem es die Umstände erfordern, zieht man sie in der Nacht zurück.

Sobald sich der Feind der Festung nähert, um sie in kleinen oder größeren Detachements zu rekognoszieren, geht ihm die Kavallerie, so weit sie es, ohne Gefahr abgeschnitten zu werden, tun kann, entgegen. Sie wird von Infanterie unterstützt, die sich in der Ebene einige 100 Schritt vom bedeckten Weg zeigt; zugleich sucht man Truppen in Hinterhalt zu legen; die Verstecke agieren nicht eher, bis die Kavallerie zurückgetrieben wird. Treibt der Feind alles zurück, so lässt man zur Unterstützung Infanterie mit einigen Feldgeschützen ausrücken; ist aber der Feind zu überlegen, so dass auch diese sich unter die Kanonen der Festung zurückziehen müssen, so wird er mit einem nachdrücklichen Feuer von den Wällen empfangen und zurückgewiesen; auf die einzelnen rekognoszierenden Offiziere feuert man schon auf 800 Schritt mit Kartätschen. Diese zurück zu halten ist eine Hauptsache, weil man dadurch vielleicht bewirkt, dass die erste Parallele sehr weit von der Festung, und nicht auf das vorteilhafteste angelegt wird. Man kann den Feind durch vorgerückte Detachements, die gleich zurückgehen, dreist machen, und ihn dann mit einem unerwarteten Kanonenfeuer empfangen; doch geht man sparsam mit der Munition um, und bedient sich hierbei nicht der großen Kaliber, welche viel Pulver wegnehmen. Übrigens muss man sich in Acht nehmen, dass Niemand gefangen wird, oder desertiert, weil dadurch der Feind oft die vorteilhaftesten Nachrichten erhält.

Des Nachts umgibt man die Festung rund herum mit Infanterie, welche sich in kleinen Haufen von 4 bis 6 Mann, in der Entfernung von 30 bis 40 Schritt von einander, auf die Erde legt, oder sonst versteckt, um zu verhüten, dass die feindlichen Ingenieure sich nicht bis zu der Festung hin schleichen, und die Werke rekognoszieren. Diese Trupps haben mit einander gewissen Zeichen verabredet, wodurch sie sich zu verstehen geben, wenn sich etwas durchgeschlichen hat; kommt nun jemand an, so lassen sie ihn durch, alsdann aber suchen sie ihn abzuschneiden und zu fangen, und feuern auf ihn, wenn er entspringen will.

Ist es möglich, so sucht man das feindliche Lager, die Artillerieparks und Materialiendepots mit 24-pfündern und großen Bomben zu erreichen, wodurch man öfters den Feind zwingt, sich weiter zu entfernen, und seine Stellung zu verändern. Man sucht ferner, dem Feind die schwächste Seite zu verbergen, und unterhält dort ein starkes Kanonenfeuer, sobald der Feind sich daselbst zeigt, um zu rekognoszieren, öfters kann man auch den Feind durch falsche Nachrichten, welche man unter der Hand aussprengen lässt, hierin irreführen. Es ist wichtig, sobald als möglich zu erfahren, welche Seite der Feind zur Angriffsfront gewählt hat; man verschafft sich daher Spione, und beobachtet die feindlichen Anstalten unablässig durch Fernrohre von den Türmen der Stadt. Um zu verhindern, dass die Parallele zu nahe angelegt wird, lässt man vor dem bedeckten Weg kleine Werke aufwerfen, die mit demselben eine sichere Gemeinschaft haben, und mit einigen Kanonen besetzt sind.

Um die Zeit des Anfangs der feindlichen Arbeiten zu erfahren, wirft man alle Nächte, rund um die Festung, besonders aber auf der vermuteten Angriffsfront, bis 600 Schritt Leuchtkugeln. Auch schickt man alle Nächte kleine Detachements von Infanterie aus der Festung hinaus, welche die ganze Gegend in der Stille durchsuchen. Erfährt man etwas von feindlichen Arbeiten auf einer Seite, so muss man deswegen noch nicht die übrigen Seiten vernachlässigen, weil es oft eine List des Feindes ist, auf einer Seite zum Schein zu arbeiten und Geräusch machen zu lassen, um desto sicherer auf einer anderen Seite seine Parallele zu Stande zu bringen. Man muss daher die ganze Nacht hindurch fortfahren, auf allen Seiten Leuchtkugeln zu werfen.

Bei der Besetzung des Hauptwalls mit Geschütz muss man hierbei von dem Grundsatz ausgehen, dass die auf den Facen befindlichen dazu bestimmt sind, das vorliegende Feld zu bestreichen, und die Flankengeschütze, den Graben zu verteidigen. Da ferner der Feind jeden Punkt, welchen er angreift, mit einer überlegenen Anzahl Geschütze beschießen wird, so ist es nötig, dass auch die Festung ihr Feuer so wirksam macht, als es sein kann, und die feindlichen Batterien nicht allein von den Werken der angegriffenen Front, sondern auch von jedem Seitenwerk, beschießt, von welchem sie gesehen werden können. Nur erst, wenn kein Zweifel mehr über die eigentlichen Absichten vorhanden ist, rüstet man die angegriffene Front vollständig aus, ohne jedoch die übrigen Seiten zu sehr von Geschütz zu entblößen.

Eine sorgfältige Aufbewahrung und Ersparnis des Pulvers ist vorzüglich zu empfehlen; man muss daher nie ohne Wahrscheinlichkeit des Erfolgs schießen, und keine größere Ladung nehmen, als der jedesmalige Zweck erfordert; es würde Unrecht sein, da schweres Geschütze zu gebrauchen, wo leichteres gleiche Wirkung leisten kann; bei großem Mangel an Pulver wird daher das Wurfgeschütz, wegen seiner geringen Ladung, einen wesentlichen Vorzug haben, in sofern es nicht an der zugehörigen Eisenmunition mangelt. Die leichten Kanonen, mit Ausnahme der 12-pfünder, welche nur im Notfall dazu verwendet werden, braucht man überall, wo Beweglichkeit und schnelle Bedienung erforderlich ist; man setzt sie also vorzugsweise auf die Flanken; die Haubitzen werden hier, wegen ihres mehr streuenden Kartätschenschusses, und der größeren Langsamkeit der Bedienung, nur in Ermangelung brauchbarer Kanonen angewendet. Die schweren Kanonen stellt man vorzüglich auf die Facen der Bollwerke und Raveline; beim weiteren Fortgang der Belagerung kann man auch einige derselben auf die Kurtine stellen, und mit schrägen Schießscharten versehen, um den Feind von mehreren Orten zugleich, und vielleicht sogar in der Flanke zu beschießen. Aus demselben Grund werden auch schwere Geschütze auf den Nebenwerken der angegriffenen Front aufgestellt, von welchen man die feindlichen Werke sehen kann. Die Haubitzen platziert man meistenteils in den ausspringenden Winkeln, weil sie von dort aus die feindlichen Arbeiten in der Kapitale am wirksamsten hindern können; auch gebraucht man sie zur Bewerfung derjenigen Punkte, wo das Terrain dem Feind eine Deckung gewährt; ist der Wallgang breit genug, so bedient man sich hierbei der Rikoschettscharten. Die Mortiere werden zum Bewerfen der feindlichen Werke, zum Erleuchten der Gegend, und zum Verteidigen derjenigen Stellen des Grabens gebraucht, welche nicht von der Flanke oder Face mit Kanonen oder Haubitzen bestrichen werden können. Man stellt sie daher auf die Kurtine, teils in die Bollwerke, und zuweilen auch wohl in die ausspringenden Winkel. Ihre Wirkung gegen die feindlichen Batterien ist bedeutend, da eine gut treffende Bombe von schwerem Kaliber ein ganzes Geschütz, nebst seiner Bedienung zerstören, und wenn sie in dem Kasten zerspringt, die Wände desselben einstürzen kann. Wenn der Feind mit seinen Arbeiten näher an die Festung gekommen ist, so leisten sie durch Stein- und Spiegelgranatwürfe einen vorzüglichen Nutzen; in der Nähe sind auch die Coehörner gut anzuwenden.

Nicht immer ist es möglich, alle Außenwerke einer Festung vollständig zu bewaffnen, und man bedient sich gewöhnlich hierzu nur leichter Kaliber, um sie im Falle eines Rückzuges mit weniger Mühe retten zu können. Die Verteidigung geschieht hier nach denselben Grundsätzen, wie auf dem Hauptwall; die Mortiere werden zum Erleuchten, zum Bewerfen mit Spiegelgranaten und Steinen, zum Bewerfen der Sappenspitzen mit Bomben, in die ausspringenden Winkel, oder in die Waffenplätze des bedeckten Weges gestellt.

Die Menge der Munition, welche täglich für jedes Geschütz gerechnet werden muss, richtet sich nach der Art, dem Fortgang und der Heftigkeit des Angriffs; im Allgemeinen müssen die Flankengeschütze vorzüglich mit Kartätschen versehen werden; auch die Kanonen der Facen erhalten Kartätschenschüsse von schwerem Kaliber, um die Ausbesserung der feindlichen Batterien zu erschweren. Beim Anfang der Belagerung wird nur dann gefeuert, wenn man davon entschiedenen Vorteil erwarten kann, um durch Ersparnis der Munition dem Feind bei seiner Einwohnung auf dem Glacis usw. einen desto kräftigeren Widerstand entgegen zu setzen. Zur Aufbewahrung der Munition dienen entweder die in den Werken erbauten Kasematten, oder die dazu besonders, hinter der Brustwehr oder den Traversen angebrachten Pulverkammern.

Zur Bedienung des Festungsgeschützes hat man gewöhnlich nur wenige Artilleristen, welche die Hauptposten erhalten, während die Nebenposten durch Handlanger von anderen Truppen besetzt werden. Da, wo Geschütze auf hohen Rahmlafetten befindliche sind, wird nur eine geringe Anzahl Bedienungsmannschaften erfordert. Zur Berechnung der nötigen Menge Artilleristen muss man die größte Anzahl Geschütze nehmen, welche zu gleicher Zeit in Tätigkeit kommen können; von diesen multipliziert man die Anzahl der schweren Geschütze mit 6, die der leichteren mit 3, so gibt die Summe dieser beiden Produkte die Menge der überhaupt erforderlichen Artilleristen, zu welchen man noch eben so viele Handlanger nehmen muss. Diese gesamte Bedienungsmannschaft wird in 3 Teile geteilt, wovon der eine auf den Wällen, der zweite auf Arbeit ist, und der dritte Ruhe hat.

In der Regeln feuert das Festungsgeschütz langsame, als das des Belagerers, muss aber desto richtiger zielen; nur in dringenden Fällen, als bei der gewaltsamen Einnahme des bedeckten Weges, beim Übergang über den Graben und beim Sturm leidet diese Regel eine Ausnahme. Überdies hat der Belagerte den Vorteil, im Voraus alle Entfernung abmessen, und sich daher von der Größe aller vorkommenden Schussweiten unterrichten zu können. Man hat dabei immer einen Mann zum Aufpassen bereit, der auf das Bankett tritt, und sowohl die eigenen als die feindlichen Schüsse beobachtet, wie bei den Belagerungsbatterien.

b) Geben die Arbeiten des Feindes bis zur Einnahme des bedeckten Weges. Wenn man alle die oben angeführten Maßregeln nimmt, so wird man leicht die Eröffnung der Laufgräben gewahr werden, und man wendet dann alles mögliche an, ihre Vollendung zu verhindern. Ist die erste Parallele auf ungefähr 600 Schritt und darunter angefangen, so feuert man sogleich von allen Werken mit Kartätschen darauf; ist sie auf 800 Schritt, so rückt man aus, und feuert ebenfalls mit Kartätschen, indem die Truppen durch die Kanonen der Festung gedeckt sind, und man ihre Flanken gesichert hat; einige Kompagnien Infanterie, selbst Kavallerie, kann man auch über die Arbeiter herfallen lassen etc. (s.Ausfall). Sobald der Tag angebrochen ist, untersucht man, ob die feindlichen Arbeiten nicht von irgend einem Werk enfiliert werden können, und lässt dieselben durch einen Ingenieur aufnehmen; man feuert abwechselnd nach der Parallele, um das Arbeiten daran zu verhindern, und bedient sich hierbei der kleinen Kaliber, Rikoschettschüsse, der schweren Kartätschen und 7-pfündigen Granaten.

Die angegriffene Seite wird nun sogleich so viel als möglich verstärkt; auf den Facen und in dem bedeckten Weg wirft man alle 30 Fuß, 8 Fuß dicke, 7 Fuß hohe und 18 Fuß lange Traversen auf, und sucht sie gleich in den ersten Tagen fertig zu machen. Die Erde dazu wird von dem Wallgang genommen, und man kann sie mit Schanzkörben einfassen; die Geschütze kommen dann durch die hinweggenommene Erde 1bis 1½ Fuß tiefer zu stehen. Kann man auf der Kapitallinie der vollen Bollwerke, so wie von einem Schulterpunkt zum anderen, 7 Fuß hohe Traversen machen, so decken diese vor Rikoschettschüssen. Im bedeckten Weg, und in den Waffenplätzen legt man Blockhäuser an, so dass der Graben derselben von Außen- und Hauptwerken bestrichen wird. Sind schon auf 100 Schritt von dem Glacis hufeisenförmige eingeschnittene Werke, so versieht man sie mit Traversen-Palisaden, auf dem Bankett und den Bettungen, und besetzt sie mit leichtem Geschütz; sie werden hinten durch Palisaden geschlossen, und durch einen verpalisadierten Gang mit dem bedeckten Weg verbunden. Von den Werken der Nebenpolygone schießt man auf die feindlichen Werke, um dadurch das feindliche Feuer zu verteilen, und von der Angriffsfront mehr abzuleiten.

In der ersten auf die Eröffnung der Laufgräben folgenden Nacht, legt man vor der Mitte der beiden Nebenpolygone, ungefähr 200 Schritt vom ausgehenden Winkel des bedeckten Weges, eine starke Redoute an, und verbindet sie durch eine Tranchée mit dem bedeckten Weg; dies stellt die ehemaligen Kontreaproschen vor; sie werden mit leichten Kanonen, Haubitzen, und mit auf Schlitten gezogenen Mortieren besetzt, und man enfiliert aus ihnen die Zickzacks und Parallelen, beschießt die feindlichen Batterien schräg, und zwingt den Feind, diese Redouten mit umzuschießen; sie allein können einer heftigen Belagerung gegen eine gewöhnliche Festung Grenzen setzen, und verteilen das Feuer, welches sonst auf die wenigen Werke des Polygons konzentriert ist.

Die günstigsten Zeitpunkte für die Verteidigung sind diejenigen, wenn der Feind mit dem Bau seiner Batterien, und mit deren Ausbesserung beschäftigt ist; das Beschießen derselben wird dann dem Feind ein um so größeres Hindernis werden, als er in diesem Augenblick nicht im Stand ist, das Feuer zu beantworten, und seinen Arbeitern keine hinlängliche Deckung geben kann. Wenn also der Feind seine Batterien nicht schon in der ersten Nacht mit der Parallele zugleich erbaut hat, so kann man ziemlich genau die Stellen vorher wissen, auf welchen er sie anlegen wird, und muss dann diese des Nachts heftig mit Bomben, Granaten und Kartätschen beschießen, wenn man sich durch Leuchtkugeln oder sonst überzeugt hat, dass der Feind arbeitet. Sind die feindlichen Batterien dennoch zu Stande gekommen, so wird ihre Feuer auf das kräftigste erwidert, und man konzentriert immer den größten Teil seines Feuers auf eine feindliche Batterie, um ihr durch die Geschützanzahl überlegen zu werden, so lange bis sie zerstört ist. Man schneidet dazu auf den Werken, rechts und links der Angriffsfront, Schießscharten ein, wo möglich an solchen Orten, dass die feindlichen Geschütze nicht bequem danach feuern können, und beschießt sie von hier aus, und von den hufeisenförmigen Werken, so wie aus den im bedeckten Weg und in den Seitenwerken zerstreuten Mortieren, und aus den zur Seite neu angelegten Redouten. Weniger schießt man jetzt noch aus den Geschützen der Angriffsfront, um diese zu schonen. Wo das feindliche Feuer überlegen ist, zieht man seine Geschütze zurück, und stellt sie an anderen Orten auf; von den ersteren Punkten schießt man nur mit Haubitzen, welche hinter der Brustwehr stehen, und über dieselbe wegfeuern; auch stellt man 6- bis 12-pfündige Kanonen 12 Fuß hinter der Brustwehr auf, und schießt mit starken Elevationen und schwachen Ladungen, so dass die Kugeln rikoschettieren.

Wenn nun der Feind mit Zickzacks weiter gegen die Festung vor geht, so bewirft man die Spitzen der Sappen mit Bomben aus kleinen Mortieren, und mit Granaten, feuert auch des Nachts nach den Punkten mit Kartätschen, wo sich sonst noch Arbeiter aufstellen könnten, um z. B. mit der flüchtigen Sappe zu arbeiten etc.

Die am Tage schadhaft gewordenen Werke werden des Nachts wieder ausgebessert, wozu ein hinlänglicher Vorrat von Faschinen, Schanzkörben etc. da sein muss; das Ausbessern der feindlichen Schießscharten sucht man aber zu verhindern, und schießt des Nacht mit Kartätschen dahin.

Legt der Feind neue Batterien in der zweiten Parallele an, so sucht man dies ebenfalls zu verhindern und zu erschweren, und beschießt ihn besonders in dem Augenblick heftig mit Rikoschettkugeln und Kartätschen, wo er im Begriff ist, seine Geschütze aufzufahren. Jetzt muss das Feuer von den Werken der Angriffsfront, welches man bisher geschont hatte, heftiger und wirksamer werden, und man beschießt besonders die sich nähernden Zickzacks, welches vorzüglich aus den in die Kurtine eingeschnittenen Schießscharten vorteilhaft geschehen kann. Man wechselt aber sein Feuer ab, und beschießt den Feind bald von den Hauptwerken, bald von den Außenwerken, dem bedeckten Weg und den Redouten.

Hat sich der Feind endlich schon auf 150 Schritt genähert, so werfen die Steinmortiere des Nachts beständig Steine nach den Sappen; man kann jetzt selbst die Infanterie aus dem bedeckten Weg feuern lassen, und mit 3pfündern aus dem bedeckten Weg und den davor liegenden Werken schießen. Aus den schweren Kanonen schickt man dem Sappeur von vorn und von der Seite Kartätschen entgegen, und wirft aus den Coehörnern und anderen Mortieren Granaten.

Sieht man endlich, dass der Feind bereits das Glacis erreicht hat, und durch seine daselbst angelegten Werke die Besatzung aus dem bedeckten Weg vertreiben will, so versucht man durch kräftige Ausfälle seine Arbeiten wieder zu verderben. Kann man nun den Sturm auf den bedeckten Weg leicht vorher sehen, so sucht man durch Bomben, Spiegelgranaten und Steine die Laufgräben, wo sie der Feind versammeln muss, unsicher zu machen; beim Sturm selbst beschießt man den Feind mit leichten Geschützen aus dem Ravelin, und den günstig gelegenen Nebenwerken, bis die Truppen handgemein werden. Hat sich unsere Besatzung aus dem bedeckten Weg zurückgezogen, so sucht man durch heftiges Kartätschenfeuer und durch Spiegelgranaten und Steine die Arbeiten zu hindern, welche der Feind zu dem Logement machen muss. Wird der Feind dadurch genötigt, die Einwohnung vermittelst einer Sappe zu machen, so kann man nur bemüht sein, die Spitze derselben mit Kugeln zu beschießen, oder mit Bomben zu bewerfen.

Im Falle der Feind eine Mine gesprengt hätte, so wird er bemüht sein, deren Trichter zu seiner Einwohnung zu benutzen; er wird hieran nur durch das Feuer der Mortiere gehindert werden können, und da dasselbe sehr lebhaft sein muss, so sind die kleineren Mortiere wegen ihrer schnellen Bedienung besonders vorteilhaft; doch müssen zugleich auch größere Bomben, Steine und Spiegelgranaten nach dem Trichter geworfen werden. Jetzt kommen die bisher geschonten Geschütze des Hauptwalles der Angriffsfront in Tätigkeit; die zerstörten Brustwehren werden so rasch als möglich in der Nacht wieder hergestellt. Ist nun die Brustwehr des Logements fertig, so sucht man durch Wurffeuer den Bau der Bresche- und Kontrebatterien zu erschweren; aus den Flanken, welche die Einsicht in diese Werke haben, beschießt man sie mit Kanonen von schwerem Geschütz, und von der Kurtine entweder durch schräg eingeschnittene Schießscharten, oder besser von hohen Rahmlafetten.

c) Gegen den Übergang über den Graben und gegen den Sturm der Bresche. Man wird den Feind endlich doch nicht verhindern können, seine Batterien in den Logements zu Stande zu bringen, und Bresche in die Hauptface zu legen. Bereitet er nun den Übergang über den Graben bei einem Außenwerk vor, so beschießt man ihn von den Punkten der Bollwerksfacen, welche Einsicht in den Graben haben; hat das Werk einen Abschnitt, so werden auch in diesen Kanonen gebracht, welche mit Kartätschen gegen die Bresche feuern, und den Sturm derselben erschweren. Ist aber kein Abschnitt vorhanden, so muss man wenigstens suchen, durch ein starkes Feuer vom Hauptwall auf das Werk selbst, das Festsetzen des Feindes in demselben zu verhindern, wobei die Bomben vorzüglich wirksam sind. Der Übergang über den Graben wird durch die Kanonen auf den Flanken, deren Schießscharten bisher noch nicht eröffnet waren, und durch die Kanonen auf den Facen, gegen den Ravelin-Graben über, beschossen. Bei einem zweckmäßigen Gebrauch der Verteidigungsmittel ist die Festung mit der Vollendung der Bresche noch keineswegs erobert; jetzt wird man von dem bisher eingesparten Geschütz die beste Wirkung erwarten können.

Um dem Feind den Sturm der Bresche so viel als möglich zu erschweren, macht man die Bresche durch mancherlei Hindernismittel ungangbar. Man wirft Pechkränze, Pechfaschinen, Sturmsäcke etc. hinein, und schließt den oberen Teil derselben mit spanischen Reitern, welch in dem Augenblick, wo der Feind daselbst durchbrechen will, vorgeschoben werden. Man geht dem Feind entgegen, wirf sich mit Ungestüm auf die schwache Tete der übergehenden Kolonne, und verteidigt die Bresche mit dem blanken Gewehr, welches gewöhnlich zum Vorteil der Besatzung entscheidet. Dringt der Feind dennoch durch, so ziehen sich die Verteidiger bis auf den oberen Teil der Bresche zurück; man wirft nun brennende Pechkränze, Sturmsäcke etc. hinein, wodurch die oben angeführten Ernstfeuer angezündet werden. Ferner lässt man größere Granaten von dem Wall in den Graben rollen, und wirft Handbrandkugeln und Granaten auf den Feind; die Flankengeschütze beschießen ihn mit Kartätschen. Sind krenelierte Galerien, und kasemattierte Batterien da, so werden diese besonderen Vorteil bringen.

Wenn sich in dem Bollwerk ein Abschnitt befindet, wie dies zur guten Verteidigung nötig ist, so beschränkt man sich nur auf denselben, sobald die Bresche gangbar ist, damit der stürmende Feind nicht mit der Besatzung zugleich in den Abschnitt dringt. Dann werden die in demselben aufgestellten Geschütze anfänglich mit Kartätschen, nachher aber mit Kugeln und Granaten, die feindlichen Arbeiten beschießen; auch macht man Ausfälle auf dieselben, um sie zu zerstören. Sind auch diese Abschnitte nur von Palisaden, wie ein Tambour, so können sie schon den Feind aufhalten, wenn man dem Feind dabei die oben angeführten Hindernismittel in den Weg legt. Hat man Minen unter der Bresche, so lässt man eine oder ein paar davon springen, um den Feind in Unordnung zu bringen.

Der Feind wird endlich dennoch sein Logement auf der Bresche zu Stande bringen, darin eine Batterie errichten, und den Abschnitt beschießen; ist es nun nicht möglich, sich länger zu verteidigen, so zieht man sich entweder in die Zitadelle zurück, wenn eine vorhanden ist, oder schlägt sich mit der Besatzung auf einer anderen Seite der Festung durch. In den nach der Zitadelle, oder nach dem Tor, zu welchem man hinaus will, führenden Straßen werden Traversen angelegt, oder Verhaue gemacht, um den Feind zu verhindern, der abziehenden Besatzung schnell zu folgen, und man bringt so viele Hindernisse an, dass der Feind selbst dann nicht sogleich folgen kann, wenn bereits keine Truppen mehr zur Verteidigung derselben da sind. Nur wenige Fälle können eine Kapitulation der Besatzung entschuldigen, wenn sie dadurch kriegsgefangen wird, oder andere Nachteile dadurch hat.

Quelle: Rumpf, H. F.: Allgemeine Real-Encyclopädie der gesammten Kriegskunst (Berl. 1827)

Glossar militärischer Begriffe