Bestreichen

Bestreichen.

Besteichen, sagt man überhaupt von dem Feuer des Geschützes, oder auch des kleinen Gewehrs, wenn es einen Gegenstand, oder eine Strecke Terrain erreicht. Eigentlich muss die Richtung der Kanonenkugeln in einer Linie gehen, welche unter 6 Fuß hoch, mit der Horizontalfläche der Erde parallel ist, wenn sie diese Fläche der Erde wirklich bestreichen sollen; daher nennt man diese bestreichende Schüsse, im Gegenteil von den einbohrenden. In Absicht auf den Winkel, welchen die Schusslinie mit der Front des zu bestreichenden Gegenstandes macht, sind die bestreichenden Schüsse schräg oder gerade; bei den Enfilierschüssen findet gar kein Winkel statt, sondern ihre Richtung fällt in die Verlängerung der zu bestreichenden Fronte. Das Bestreichen der Festungslinien, als Verteidigungsmittel gegen den gewaltsamen Angriff und den Sturm, geschieht von den Flanken oder Streichwehren aus. Das Bestreichen der feindlichen Linien überhaupt geschieht am besten durch den Rikoschettschuss; s. Streichlinie und Streichwinkel.

Quelle: Rumpf, H. F.: Allgemeine Real-Encyclopädie der gesammten Kriegskunst (Berl. 1827)

Bestreichen, eine Geländestrecke, die Linien von Befestigungswerken unter Geschütz- oder Gewehrfeuer halten. Da das Feuer in der Regel senkrecht zur Feuerlinie gegeben wird (Frontalfeuer), so entsteht vor jedem ausspringenden Winkel einer Befestigung ein unbestrichener Raum, der jenen auf 180° ergänzt. Der Raum unter der verlängert gedachten Brustwehrkrone vor der Eskarpe eines Festungswerkes oder im Vorfelde, der von diesem aus nicht bestrichen wird, heißt toter Winkel. Seine Bestreichung geschieht von senkrecht zu jenem Festungswerk liegenden Linien, den Flanken, der Länge nach, daher flankierend, durch Flankenfeuer, während das von der flankierten Linie abgegebene Feuer Frontalfeuer genannt wird. Vgl. Festung.

Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, 6. Auflage 1905–1909

Glossar militärischer Begriffe