Kriegsschauplatz

Kriegsschauplatz, begreift im Allgemeinen das Land, in welchem ein Krieg geführt wird. Die Betrachtung des Kriegsschauplatzes zerfällt in zwei Hauptabteilungen, nämlich in die Kenntnis des Landes selbst, und in die Vorbereitung desselben zum Kriege.

Um Zur Kenntnis eines Landes selbst zu gelangen, dienen verschiedene Mittel, als: Karten, Beschreibungen, Reisen, und für die Kriegführung selbst militärische Aufnahmen und Rekognoszierungen. Die durch alle diese Mittel erlangte spezielle Kenntnis des Landes wird wiederum in drei Teile zerfallen, in die Kenntnis der Gangbarkeit, Fruchtbarkeit, und dessen, was man die Schlagbarkeit des Landes nenen könnte.

Die Gangbarkeit eines Landes wird vorzüglich durch die Straßen und Wege, überhaupt durch die ganze Wegegemeinschaft bedingt, außerdem aber noch durch die vorhandenen Flussübergänge, und endlich durch die Beschaffenheit des Landes neben den Straßen. Diese letztere bedingt sich eines Teils durch die Natur der Oberfläche des Bodens, anderen Teils durch die Beschaffenheit des Bodens selbst. Zu dem ersteren rechnet man die Gebirge oder Berge, tiefe Schluchten, Wälder, Ebenen usw.; zu dem letzteren, ob er aus Sand, fetter Erde, Lehm, Moor, Sumpf, Morast usw. besteht. Hiernach wird sich bestimmen lassen, ob die Anlage von sogenannten Kolonnenwegen überhaupt oder nur in gewissen Fällen möglich sei, ob und wie weit man mehrere Kolonnen neben einander führen kann, ob das Fuhrwesen an die großen Straßen gebunden sei oder nicht usw.; auch die Beschaffenheit der Flussufer, der Anlegeplätze, für die Schiffe etc. ist zu beachten. Von den Straßen und Wegen, s. auch Kommunikationen, Kolonnenwege etc.

Die Fruchtbarkeit des Landes in militärischer Hinsicht begreift die Erzeugung der natürlichen oder künstlichen Bedürfnisse einer Armee in sich, also des materiellen Kriegsstoffes; selbst auf die Bevölkerung muss hier Rücksicht genommen werden. Beim Kriegsstoff ist zu beachten: die Ausrüstung, die Unterhaltung und die Ergänzung; Ausbildung, Abrichtung, Gebrauch gehören hier nicht her. Zur Ausrüstung, also auch zur Ergänzung sind nötig: Menschen, Pferde, Zug- oder Lasttiere, und deren Bekleidung; ferner Waffen, Munition, Feldgeräte und das Geld. Zur Unterhaltung dienen Lebensmittel, Fourage, Arzneien und ebenfalls Geld. Je mehr von allen diesen Stoffen ein Land zu erzeugen im Stande ist, desto fruchtbarer für die Kriegführung wird es sein. Nächst der Fruchtbarkeit des Bodens, und der Erzeugung der gewöhnlichen Lebensbedürfnisse, worauf der Unterhalt der Heere begründet ist, werden daher die Waffenschmieden und Pulvermühlen, so wie alle solche Fabriken, welche einzelne Gegenstände des Heeresbedarfs bereiten, die wichtigsten sein.

Die Schlagbarkeit des Landes, oder die Art, wie sich dasselbe zur Kriegführung überhaupt, oder für besondere Fälle mehr oder weniger, eignet, ist höchst wichtig, steht aber mit den beiden vorhergehenden Eigenschaften eines Landes in der engsten Beziehung. Von der Schlagbarkeit hängt die ganze Art der Kriegführung ab, denn anders muss der Krieg geführt werden im Gebirge, anders in der Ebene, und verschieden sind die Vorbereitungen dazu. Zugleich kommt es darauf an, ob man einen Angriffs- oder Verteidigungskrieg zu führen hat, wenn von der Anzahl, Lage und Größe der Festungen eines Landes, von der Beschaffenheit der Kommunikation und seiner Gangbarkeit überhaupt die Rede ist; selbst die Bevölkerung kommt hier mit in Anschlag, ob diese für uns gestimmt, oder uns abgeneigt ist; ob wir gar in dem Lande ein Volksbewaffnung gegen uns, oder zu unseren Gunsten zu erwarten haben, usw.

Wan nun die Vorbereitung des Kriegsschauplatzes zum Kriege betrifft, so zerfällt diese in zwei Unterabteilungen, nämlich in die Anordnungen zur Gangbarkeit, Erleichterung der Kommunikation, und in die Befestigung durch Kunst; da solche Anordnungen nur im eigenen Land möglich sind, so kann hierbei auch nur vom Verteidigungskriege die Rede sein. Die Gangbarkeit des Landes wird uns nun zu Bewegungslinien, Operationslinien, dienen, und diese müssen sämtlich dahin abzwecken, dem Feinde den Einbruch zu verwehren, oder zu erschweren. Dieser Zweck steht aber in unmittelbarer Beziehung zu dem Objekt, das der Feind zu erreichen sich vorgesetzt hat, und dieses wird wiederum, in den meisten Fälle, durch die natürlichen Bewegungslinien, die Straßen, bedingt. (S. Operationslinie).

Alle Hauptoperationslinien müssen wo möglich auf chaussierten Straßen, oder wirklichen Chausseen führen, aber so eingerichtet sein, dass sie Schritt vor Schritt verteidigt werden können, daher führt man sie wo möglich über solche Terrainabschnitte, welche schon ihrer Natur nach die Verteidigung begünstigen. Die Wasserverbindung des Landes muss aufs Beste genutzt werden, weil sie die Kriegführung ungemein erleichtert, und nicht nur die Zufuhren aller Art begünstigt, sondern auch allein oft Kriegsereignisse möglich macht, die aus Mangel an Transportmitteln unausführbar gewesen wären.

Je nachdem die Wasserverbindung eines Landes in ihren Hauptlinien parallele oder senkrechte Richtungen gegen die zu verteidigenden Grenzen annimmt, werden auch die Schutzmittel derselben sich abstufen, welche in beiden Fällen in Festungen oder Brückenköpfen bestehen. Ein Strom, parallel mit der bedrohten Grenze fließend, ist vorzüglich zu einer Operationsbasis, also zur Anlage von Festungen geeignet; aber dadurch wird man den Strom immer nur teilweise, nicht ganz beherrschen, und das übrige wird alsdann durch Brückenköpfe vollendet werden müssen. In den meisten Fällen werden diese nur auf einer Seite des Flusses, und zwar auf der dem Feinde zugekehrten, anzulegen sein, damit sie ihn beim Vordringen aufhalten, beim Rückzuge aber niemals Schutz gewähren mögen.

Im anderen Falle, wenn Flüsse ihren Lauf senkrecht gegen die Grenze richten, wird die Anlage der Brückenköpfe sich nach der Anlage der Straßen abmessen, welche längs dem Flusse führen. Um Herr von beiden Ufern sein zu können, werden diese Straßen den Fluss so oft überspringen müssen, als es mit dem Terrain verträglich ist, und so oft die Straßen überspringen, werden es auch die Brückenköpfe tun müssen. Endlich können Umstände eintreten, welche doppelte Brückenköpfe verlangen; diese treten dann gewissermaßen in die Kategorie der kleinen Forts, und werden am häufigsten vorkommen, wenn beide Ufer das Flusses entweder ganz, oder doch ziemlich gangbar sind. Übrigens beweisen solche Fälle, entweder, dass bei der Anlage der Straßengemeinschaft Fehler begangen worden sind, oder dass sich der Fluss überhaupt nicht zur Verteidigung eignet.

Quelle: Rumpf, H. F.: Allgemeine Real-Encyclopädie der gesammten Kriegskunst (Berl. 1827)

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