Bedeckter Weg

Bedeckter Weg.

Bedeckter Weg (Gedeckter Weg), ganz uneigentlich so genannt, ist der zwischen der Kontreskarpe und der Brustwehr des Glacis befindliche Gang, s. Fig. 74 a, und Fig. 81 r s t u v w x y. Er ward ursprünglich, und schon seit der Belagerung Wiens 1529, bloß zur Deckung des Rückzuges der Besatzung nach geschehenem Ausfall bestimmt, doch bald auch zur Verstärkung der Festung selbst angewandt, zu welchem Ende man gemauerte Kaponnieren in die ausspringenden Winkel, und vor die Mitte der Kurtine legte, und endlich auch noch eine Palisadierung hinzufügte.

Bedeckter Weg.

Die notwendigsten Eigenschaften des bedeckten Weges sind: 1) Hinreichender Raum, um den ausfallenden und zurückkehrenden Truppen zum Sammelplatz zu dienen. 2) Deckung, sowohl dieses Raums, als der inneren Grabenböschung, gegen das feindliche Stückfeuer, durch die Höhe des Glacis und durch die Traversen. 3) Verteidigungsfähigkeit gegen das Feld, durch sein hinreichendes Überhöhen, durch die wechselseitige Bestreichung seiner Linien, und durch die angebrachten Verstärkungsmittel. 4) Zweckmäßig Unterstützung des bedeckten Weges durch den höher liegenden Hauptwall. 5) Erschwerung des Vorrückens der feindlichen Belagerungsarbeiten.

Um alle diese Absichten zu erreichen, gibt man dem bedeckten Weg im Allgemeinen folgende Einrichtung: 1) er ist 21 bis 30 Fuß breit, und läuft gewöhnlich mit dem äußeren Grabenrand gleich. 2) Die Brustwehr ist 7 Fuß über das Feld erhaben, und noch mehr, wenn nahe Höhen eine Einsicht in den bedeckten Weg gewähren. 3) Ein gegenseitiges Bestreichen der Linien des bedeckten Weges kann nur durch ihre senkrechte Lage gegen einander, und eine nicht zu große Länge derselben erhalten werden; auch dienen hierzu die Waffenplätze. 4) Die gewöhnlichen Verstärkungsmittel des bedeckten Weges sind: Palisaden, Kaponnieren, Traversen, und Reduits, und wo dies angeht, ein nasser Vorgraben.

Quelle: Rumpf, H. F.: Allgemeine Real-Encyclopädie der gesammten Kriegskunst (Berl. 1827)

Festung und Festungsgeschichte