Ravelin

Ravelin, Fig. 86 n p o.

Ravelin, halber Mond, ist ein Werk, welches aus zwei in in einem ausgehenden Winkel zusammenstoßenden Facen besteht, Fig. 86 n p o, Fig. 84 q p o. Es gehört zu den Außenwerken einer Festung, liegt daher im Hauptgraben und zwar vor der Kurtine. Da die Facen des Ravelins ihre Verteidigung von den Facen der Bollwerke erhalten, so müssen sie mit diesen einen rechten, oder doch nicht sehr davon abweichenden Winkel machen; ihre Verlängerung trifft auf den Schulterpunkt, oder noch 20 bis 30 Fuß darüber, damit der Feind nicht die Flanken des Bollwerks beschießen kann, wenn er sich auf der Kontreskarpe festgesetzt hat. Die Brustwehr des Ravelins liegt auf einem Wall; vor dem ausgehenden Winkel q p o wird die gegenüberliegende Kontreskarpe abgerundet, und man kann hier eine Kaponniere anlegen, um auch den Graben im Rücken zu verteidigen.

Ravelin mit Kaponniere, Fig. 83 h’, Reduit, d’ e’ f’, im Ravelin, und Flanke, a’ b’ c’, des Reduits.
Ravelin mit Kaponniere Fig. 83 h’, Reduit d’ e’ f’ im Ravelin, und Flanke a’ b’ c’ des Reduits.

Wenn die halben Monde nicht mit den neben ihnen liegenden Werken zusammenhängen, wie Fig. 83, so wird die Gemeinschaft mit dem Hauptwall durch eine Kaponniere über den Graben, h’ erhalten; in einem trockenen Graben geschieht dies durch eine Poterne, wo aber dann das Ravelin mit den anderen nebenliegenden Werken zusammenhängen muss, damit der Feind dasselbe nicht von hinten angreifen kann. Es wird übrigens vom Hauptwall beherrscht; unter demselben werden gewöhnlich Gewölbe zum sicheren Aufenthalt der Besatzung ausgemauert. Befindet sich im Innern des Ravelins noch ein kleines Werk, Fig. 83 und 84 d’ e’ f’, Reduit genannt, so heißt es ein zusammengesetzter halber Mond, und dieses dient dann dazu, der Besatzung den Rückzug über den Graben zu decken, wenn der Feind bereits das Ravelin genommen hat. In der Kehle ist das Ravelin ganz steil, daher auch der Hauptgraben q d t u f x mit einer Futtermauer versehen ist; die Gemeinschaft mit dem Hauptwall besteht durch einen unter der Erde gewölbten Gang, welcher in einem nassen Graben über eine kleine Jochbrücke oder Pontons führt.

Werden die Facen des halben Mondes an ihren Enden noch einmal gebrochen und zurückgezogen, Fig. 83 a’ b’ c’, so heißt dies ein halber Mond mit Flanken. Dimensionen nach dem neueren System: Facen 210 bis 270 Fuß lang, Wallgang 30 bis 50 Fuß breit, Graben 48 bis 96 Fuß breit.

Quelle: Rumpf, H. F.: Allgemeine Real-Encyclopädie der gesammten Kriegskunst (Berl. 1827)

Ravelin Peter vor dem Peterstor der Zitadelle Petersberg in Erfurt.
Ravelin Peter vor dem Peterstor der Zitadelle Petersberg in Erfurt

Ravelin (franz., spr. raw’läng), vor Kurtinen älterer Festungen liegendes Außenwerk in Fleschen- oder Lünettenform, s. Festung.

Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, 6. Auflage 1905–1909

Glossar militärischer Begriffe