Kugel

Kugel, heißt derjenige Körper, welcher entsteht, wenn eine Kreisfläche sich um einen ihrer Durchmesser, gleich wie um eine Achse, dreht. Die Kugel eignet sich vor allen anderen Körpern am besten dazu, um aus den großen und kleinen Feuergewehren geschossen zu werden, weil sie die Luft am gleichmäßigsten durchschneidet. Je schwerer die Kugeln sind, desto weiter werden sie unter gewissen Verhältnissen getragen; daher bedient man sich am zweckmäßigsten der Metalle zu ihrer Verfertigung, da diese das größte spezifische Gewicht unter allen übrigen Körpern, und auch zugleich die erforderliche Härte haben. Alle Kugeln für das grobe Geschütz sind eiserne, für das kleinere Feuergewehr aber bleierne.

Die eisernen Kugeln sind entweder Vollkugeln oder Hohlkugeln; die Vollkugeln sind 1) Stück- oder Passkugeln, welche für die Kanonen gebraucht werden, und nach ihrem Gewicht benannt werden, ob sie gleich durchgehends etwas leichter sind. 2) Kartätschen, kleine Vollkugeln, deren eine gewisse Anzahl zusammen in ein Geschütz geladen wird. Die Hohlkugeln sind entweder Granaten, für die Haubitzen, oder Bomben für die Mortiere. Alle diese eisernen Kugeln werden in Formen aus feinem Sand gegossen; für die hohlen hat die Form einen von Lehm gebrannten Kern.

Die bleiernen Kugeln dienen zum Geschoss für die Büchsen, Flinten, Karabiner und Pistolen. Für die Büchsen werden sie bei den Jäger- und Schützenbataillonen selbst gegossen, teils in dazu vorhandenen Normalkugelformen, wo die verschiedenen Kaliber von 0 bis 12 enthalten sind, teils in den zu jeder Büchse gehörigen Kugelformen; die übrigen Bleikugeln werden in den Artilleriedepots gegossen und zubereitet. Die größeren Kugelformen haben in jeder Hälfte 15 Halbkugeln hohl ausgearbeitet; oben sind die Öffnungen, worin das Blei gegossen wird.

Das Blei wird in einem Grapen geschmolzen, und damit es nicht verkalkt, wirft man Pech hinein, welches zerfließt, und die Oberfläche des Bleis bedeckt. Die Kugelformen werden von Zeit zu Zeit mit Speck ausgeschmiert, damit sich der Guss beim Herausnehmen leichter ablöse; zu viel Schmieren macht die Kugeln aber löchrig. – Der Gießer nimmt mit der Gießkelle eine hinlängliche Menge geschmolzenes Blei aus dem Grapen, um die ganze Form, die er in der linken Hand hält, vollzugießen. Mit de Schnauze der Gießkelle fährt er langsam in der oberen Vertiefung der Form fort, und geht nicht eher zu einer anderen Kugel weiter, bis die vorhergehende voll gegossen ist. Wenn das Blei erstarrt ist, werden die noch zusammenhängenden Kugeln, die Tresse, mit einem eisernen Gießhaken aus der Form genommen. Die Putzer reinigen hierauf die Gussnaht mit einem Messer, und kneifen den Gusshals mit einer Kneifzange ab, welche mit einem Dorn in der Kneifbank, auf der die Kneifer sitzen, befestigt ist; der übrige Teil der Tresse wird wieder zum Einschmelzen gegeben.

Alle Kugeln, wenn sie vollkommen gut sein sollen, müssen ganz rund, auf ihrer Oberfläche glatt, ohne Risse und Gruben sein. Um dieses bei den eisernen Kugeln zu vermeiden, die dergleichen Fehler häufig haben, wenn sie nicht in Formen von feinstem Sand, sondern in metallenen Schalen gegossen werden, muss man sie nach dem Guss nochmals rot glühen, und dann überschmieden.

Für das grobe Geschütz scheint das Eisen unter allen Metallen vorzüglich alle diejenigen Eigenschaften in sich zu vereinigen, welche eine gute Stückkugel haben muss: Härte und Zähigkeit, um tiefer einzudringen, und nicht zu zerspringen, oder auch bloß ihre regelmäßige Gestalt zu verlieren, wenn sie auf andere harte Körper trifft; einen gewissen Grad von Elastizität, um das Rikoschettieren zu begünstigen; und endlich, wegen des ungeheuren Gebrauchs, Wohlfeilheit des Materials. Ehemals bediente man sich bei dem groben Geschütz allgemein der steinernen Kugeln; die Mauren bedienten sich zuerst 1342 der eisernen, bei der Belagerung von Algeciras. Für das kleine Gewehr sind die bleiernen Kugeln, wegen ihrer größeren Schwere, günstiger. – Um zu untersuchen, ob die eisernen Kugeln gehörig rund und kalibermäßig sind, bedient man sich der Kugellehre.

Quelle: Rumpf, H. F.: Allgemeine Real-Encyclopädie der gesammten Kriegskunst (Berl. 1827)

Glossar militärischer Begriffe