Signal

Signale.

Signal, im Allgemeinen, ein Zeichen für Entfernte, um diesen irgend eine Nachricht rascher als es durch mündliche Überlieferung geschehen könnte, mitzuteilen. Da solche Zeichen nur entweder durch das Gesicht oder Gehör mitgeteilt werden können, so sind sie auch entweder sichtbar, oder hörbar. Die sichtbaren Signale, telegraphischen, (fernschreibend) erfordern außer der Verständlichkeit, und dem also darüber vorher geschehenen Übereinkommen, als zweite Hauptbedingung, noch das Geheimnis derselben, dass sie also unverständlich für den Feind, und für jeden sind, der von ihrem Verständnis einen uns schädlichen Gebrauch machen könnte; eine Bedingung, die indessen für die hörbaren und bei den Truppen eingeführten Signale, nicht immer erreicht werden kann, obgleich auch dieses zum Teil geschehen könnte, wenn man kurz vor einem Gefecht den Leuten eine veränderte Bedeutung, wenigstens der Haupt-Bewegungs-Signale bekannt macht, nach Art des bei den Flotten üblichen Gebrauchs, die Signale beim Ausbruch eines Krieges zu verändern.

Die militärische Telegraphie darf im Feld nur so wenig künstliche Vorbereitungen, wie möglich erfordern, damit sie ohne viele Umstände ins Werk gerichtet werden kann; ferner darf die gerade Linie zwischen dem Signal und dem Beobachter durch nichts unterbrochen, und die als Zeichen gebrauchten Gegenstände müssen groß, auffallend und sichtlich genug sein. Eine regelmäßig fortgesetzte Korrespondenz, wie bei den wirklichen Telegraphen, setzt außerdem noch voraus, dass das Signalement auf irgend eine Weise angemeldet werde.

Signale, welche häufig gegeben werden, sind bald an den Feind verraten. Wechselt man, um dies zu vermeiden, mit der Bedeutung der Zeichen, so muss man darüber eine sehr genaue Abrede getroffen haben; zweideutige Signale sind viel schlimmer als gar keine.

Die sichtbaren Signale sind auch of zugleich hörbar, und diese Annehmlichkeit haben die durch Pulver und Kunstfeuer bewirkten; hierzu gehören vorzüglich Raketen, Kanonenschüsse, Kanonenschläge und Leuchtkugeln; bloß sichtbar sind: Feuersignale oder Fanale bei der Nacht, Dampf-Signale bei Tage, Laternen usw.; auf der See die Signale durch Flaggen, Laternen, Blickfeuer etc.

Die Signale auf Schiffen dienen, wie auf dem Land, dazu, um in der Entfernung anderen Schiffen die nötigen Befehle, Warnungen und Nachrichten mitzuteilen. Sie werden durch Kanonenschüsse, aufgesteckte Flaggen, Laternen, und verschiedene sogenannte Blickfeuer oder Raketen gegeben, nach verschiedener Anzahl, Verbindung und Wiederholung; um sie zu verstehen, muss man das dazu angefertigte Signalbuch haben. Da die Signale durch Kanonenschüsse nur außer dem wirklichen Gefecht zu vorläufigen Anzeigen, Ermunterung zur Aufmerksamkeit usw. dienen können, so bedient man sich während des Gefechts selbst, und so lange es so hell ist, dass man Farben unterscheiden kann, der Flaggen. Ehemals benutzte man diese so, dass man von einer durch Verabredung bestimmten Anzahl Flaggen von verschiedenen Farben, eine oder mehrere an bestimmten Orten des Schiffs wehen ließ. Man geriet aber dadurch in Verlegenheit, eine Menge Signale sogleich unbrauchbar zu sehen, sobald das Schiff in Lagen kam, in welchen andere den Ort, von welchem das Signal wehte, nicht genau unterscheiden konnten; noch größer wurde die Verlegenheit, wenn ein Schiff eine solche abgeredete Stelle, z. B. einen Mast, gänzlich verlor. Diese Art, örtliche Signale, sind daher fast ganz abgeschafft, und man bedient sich einer bestimmten Anzahl von Flaggen von leicht zu unterscheidenden grellen Farben, mit welchen man die gewöhnlichen Ziffern bezeichnet.

Man ist durch die Erfahrung dahin gekommen, alle Vorfälle, die einer Flotte begegnen können, alle ihr zu erteilenden Befehle usw. ziemlich vollständig zu kennen; diese trägt man in ein Buch ein, numeriert sie mit den gewöhnlichen Zahlen, und nennt dies Buch das Signalbuch. Um irgend eine Ordre, Nachricht usw. zu geben, schlägt man dieselbe in dem Signalbuch auf, und lässt nun die Flaggen von irgend einer Stelle des Schiffes wehen, welche die Ziffern bezeichnen, aus denen die Nummer des Signals zusammengesetzt ist; man hat hierbei die Ordnung verabredet, wie die Dezimalstellen aufeinander folgen sollen, z. B. die Einer oben, die Zehner darunter, usw. Für das andere Schiff ist es nun leicht, die Nummer im Signalbuch aufzuschlagen, und so die dazu gehörigen Befehle, Nachrichten, Fragen, zu erfahren.

Es ist klar, dass diese Signalsprache auf vielerlei Art eingerichtet werden kann; man bezeichnet z. B. die Ziffern 1, 2, 3, 4, bis 0 mit den Farben Weiß, Schwarz, Braun, Grün usw., und setzt die Einer oben, die Zehner unten, darunter die Hunderte usw. Oben eine schwarze, darunter eine weiße, und darunter eine braune Flagge würde nun die Zahl 213, drei grüne Flaggen unter einander die Zahl 444 bedeuten, neben welchen im Signalbuch bestimmte Kommandos, oder Fragen, Antworten etc. stehen. Aber es ist hierbei zu bemerken, dass manche der zu den 10 Ziffern erforderlichen Farben in der Entfernung, und bei einem starken Pulverdampf nicht gut zu unterscheiden sein würden, wie z. B. violett, braun, grau, falb; man kann sich daher leicht mit den fünf oder sechs Hauptfarben helfen, nimmt also nur die Ziffern von 1 bis 6, und lässt im Signalbuch alle mit anderen Ziffern zusammengesetzten Zahlen aus, wobei dennoch eine hinlängliche Menge von Signalen erhalten wird. – Für die einzelnen Abteilungen einer Flotte, so wie für den Fall, dass eine wirkliche Zahl ausgedrückt werden soll, hat man zugleich noch besondere Flaggen, welche mit dem gegebenen Signal aufgezogen werden, z. B. schwarz und weiß, wie ein Schachbrett quadrierte, oder mit einem Kreuz versehene Flaggen usw. Beispielsweise fragt der Admiral mit der Zahl 213, wie viele Kranke ein Schiff habe, und die Antwort: keine oder nein im Allgemeinen, wäre mit 34 (oben grün, unten braun) im Signalbuch verzeichnet, so würden diese Flaggen aufgezogen werden müssen. Ist aber nun wirklich die Anzahl der Kranken 34, so würde man zugleich die Schachbrett-Flagge aufziehen, wenn diese bedeutet, dass das Signal als Zahl zu nehmen sei.

Da das Schiff des Admirals bei einer Schlacht gewöhnlich mit in der Linie liegt, so können seine Signale nicht allen Schiffen sichtbar sein; daher werden besondere hierzu bestimmte Fregatten, an der nicht mit dem Feind im Gefecht befindlichen Seite, ausgestellt, um die Signale des Admirals genau zu beobachten, und zu wiederholen; sie heißen daher Repetiteurs.

Um des Nachts Signale zu geben, werden die Flaggen durch Laternen ersetzt, auch durch Blickfeuer und Raketen. Um aber hierbei Weitläufigkeiten zu vermeiden, muss man nur die nötigsten Signale, welche des Nachts vorkommen können, in ein besonderes Signalbuch sammeln, da man die nicht so nötigen bis zum Anbruch des Tages verschieben kann. Die Nacht-Signale sucht man dann so einfach wie möglich auszudrücken, und sind z. B. hierzu Nummern erwählt, so lässt man die schwierigsten ohne Bedeutung. Alle zehn Ziffern lassen sich übrigens mit vier Laternen, durch die verschiedenen Lagen, die man ihnen gibt, sehr leicht ausdrücken, wie man sich dies durch Punkte auf dem Papier ohne Schwierigkeit versinnlichen kann.

Bei starkem Nebel ist das Signalisieren nur durch den Schall möglich, und man hat dafür beinahe nichts anderes als Kanonenschüsse; in der Nähe aber, damit die Schiffe nicht an einander geraten, oder sich erkennen, vor plötzlichen Seegefahren hüten, usw. bedient man sich der Trommeln, Trompeten, Glocken oder Sprachröhre.

Allgemeine Signale auf der See, die einerlei Bedeutung bei allen Nationen haben, sind: der Morgenschuss, der Abendschuss, der Prei-Schuss, wenn man mit einem anderen Schiff reden oder einen Lotsen an Bord haben will, und wobei zugleich eine Flagge aufgesteckt wird; die Flagge im Schau, wobei die Flagge hinten am Schiff ihrer Tiefe nach zusammengelegt wird, und wodurch man auf der Reede anzeigt, dass man absegeln will, in offener See, dass man in Not ist, bei der Annäherung ans Land, dass man einen Lotsen verlangt; zwei Schüsse, die gleich hinter einander folgen, geben zu erkennen, dass ein Schiff auf den Grund stößt.

Die hörbaren Signale, welche bei den Truppen eingeführt sind, werden durch die bei ihnen befindliche Kriegsmusik gegeben, deren Schall weit genug vernehmbar ist, also auf Hörnern, (vorzüglich en großen Flügel- oder Signalhörnern) Trompeten und Trommeln. Sie dienen hier entweder zur Benachrichtigung der Leute im Quartier oder im Gefecht; die letzteren sind höchst wichtig, und besonders bei der leichten Infanterie. Man kann übrigens die Gefechts-Signale im Allgemeinen in Benennungs-Signale einteilen, und in wirkliche Kommando-Signale; die ersteren zeigen nur einen bestimmten Truppenteil an, welcher die letzteren, darauf folgenden, ausführen soll.

Die Signale der leichten Infanterie (welche auf den oben genannten Flügelhörnern gegeben werden) haben ihren Ursprung dem Gebirgskrieg zu verdanken, wo es oft unmöglich war, den durch unzugängliches Gelände von einander getrennten Infanterietrupps, auf eine andere Art Befehle mitzuteilen. Hier sind sie auch allein nützlich und notwendig, im freien Feld nur in seltenen Fällen, wie weiter unten bei den einzelnen Signalen bemerkt wird, da sie hier, im Getümmel des Gefechts, teils doch nicht beachtet werden, und häufig nur Verwirrung verursachen, teils durch die Stimme, durch Adjutanten, und vorzüglich durch den Appell der Leute zu ersetzen sind.

Die Erfahrung der letzten Feldzüge hat bewiesen, dass bei einer wirklichen, d. h. guten leichten Infanterie, das Blasen der Signale im freien Feld auch selten vorkommt. Sind die Leute an Umsicht und Appell gewöhnt, besitzen sie eine gewisse Gewandheit, welche im Krieg, wie zur Jagd, notwendig ist, so werden die leichten Infanteristen, bei dem Lärmen des Feuers, sich mehr anstrengen, allenthalten umher zu sehen, als zu hören: sie werden von selbst, ohne Kommando und Signal, jeden Terraingegenstand zu ihrem Vorteil zu benutzen wissen, dem Feind allen möglichen Abbruch tun, und sich sogar auf die Winke ihrer Vorgesetzten und Kameraden verstehen. Die Offiziere sind dann gehörig hinter der Mitte ihrer Züge, und gehen daselbst nicht bloß spatzieren, sondern blicken um sich, begeben sich bald auf den einen, bald auf den anderen Flügel, und wissen ihre Trupps analog mit den Bewegungen des Ganzen zu führen. Die Unteroffiziere, welche teils hinter der Mitte, teils hinter den Flügeln der Züge verteilt sind, geben nicht nur auf die Leute, sondern auch auf ihren Offizier beständig Acht, um jeden Wink zu vernehmen, und allen entstandenen Unordnungen oder Unangemessenheiten sogleich abhelfen zu können.

So ist es bei der leichten Infanterie möglich, eine ganze Linie derselben, ohne ein Signal oder Kommando, von einigen Rotten aus, nach Umständen aus der Mitte oder von einem Flügel, nach allen Richtungen hin zu dirigieren: Jeder Einzelne hat eine gespannte Aufmerksamkeit auf seinen Offizier, und auf seinen Neben- und Hintermann; im durchschnittenen Gelände ist es das Hauptaugenmerk jedes Schützen, stets rechts und links Verbindung zu haben; der ältere und geübtere, der aufmerksame Schütze führt seinen jüngeren Hintermann, und allenfalls beim Kragen, auf den angewiesenen oder nötigen Fleck, und dies beruht auf einer gewissen Verteilung der Leute in der Kompanie, untereinander, wobei freilich nicht auf die Rangierung nach der Größe Rücksicht genommen werden kann. Bei einem solchen Bataillon wird der Kommandeur im freien Feld höchst selten ein Signal geben dürfen; der zugführende Offizier darf es nie tun, sondern bloß die gegebenen wiederholen.

Wollte man alle Befehle aus Bequemlichkeit signalisieren lassen, so sind hierzu häufig mehrere hinter einander folgende Signale nötig. Wird nun das eine derselben von irgend einem Trupp nicht gehört, so ist schon eine Unordnung da, die immer wächst, je mehr hierauf neue Signale gegeben werden. Spielt aber gar jeder Zugführer den Kommandeur, und lässt für seinen Zug blasen, so entsteht es oft, dass eine ganze Linie den vielleicht bloß für diesen Zug passenden Befehl auf sich anwendet, und nun den größten Unsinn begeht. Überdies wird die Aufmerksamkeit der Leute, wenn sie gewohnt sind, nur dem Horn zu folgen, mehr geteilt; sie kümmern sich weniger um ihre Neben- und Hinterleute, selbst weniger um den Feind, und wollen mehr höhren als sehen, was für den Tirailleur gerade der umgekehrte Weg ist. Häufig geschieht es aber, dass einem Schützen von seinem Hinter- und Nebenmann die Büchse dicht bei seinem Ohr losgeknallt wird; und wo ist denn seine Kunst, wenn er kein Signal für diesen Tag mehr hören kann, und sich nicht auf Winke, auf die Bewegungen seiner Kameraden, und auf den Feind versteht!

Es leuchtet ein, dass hier nicht von dem Exerzierplatz die Rede ist, wo der leichte Infanterist, nachdem er schon die Bedeutung der Signale gelernt hat, geübt wird, sich nach denselben zu bewegen; dies ist höchst nötig. Allein schon bei den größeren Übungsgefechten, Manövern, muss im freien Feld das häufige Blasen wegfallen; hier ist gerade der beste Ort, einen wirklichen Tirailleur auszubilden, und ihn zu lehren, was doch durch kein Signal geschehen kann: sich hauptsächlich seiner Augen zu bedienen, auf einen Wink zu gehorchen, von selbst alle Vorteile des Terrains zu benutzen, seine eigene Bewegung mit denen seiner Kameraden in genauer Verbindung zu halten; nächst allem diesem seine Aufmerksamkeit auf den Feind zu richten, vorzüglich dessen Offiziere zu seinem Zielpunkt zu machen, ihm überhaupt allen möglichen Schaden und Abbruch zu tun, sich vorsichtig an ihn heran zu schleichen, sich mit einigen Kameraden gegen einzelne feindliche Wagehälse zu verbinden usw. Stößt nun ein Offizier, der auf diese Art seine Leute zu unterrichten und anzuweisen bestrebt ist, bei einem solchen Manöver zufällig mit einer Truppenabteilung zusammen, wo jeder Zugführende in der Feuerlinie bei jeder kleinen Bewegung blasen lässt, so ist das Unangenehme eines solchen Zusammentreffens unbeschreiblich. Da diese Offiziere sich, wegen der Beschäftigung mit den vielen Signalen, bei der Führung ihres Zuges nicht nach uns richten können, so können wir es noch weniger nach ihnen, wegen der in jedem Augenblick erneuten Mannigfaltigkeit ihrer unangemessenen Bewegungen; und man kann weiter nichts tun, als die erwähnte Art des Unterrichts seiner Leute gänzlich aufgeben, und blind mitlaufen, wohin es unseren Nachbarn in der Feuerlinie beliebt.

Alles, was man daher bei leichten Truppen durch Kommando oder mündliches Überschicken der Befehle an den betreffenden Offizier oder Unteroffizier abmachen kann, ist immer besser und sicherer, als wenn man sich bloß auf Signale verlässt. Wichtige Sachen sind sogar in eine Schreibtafel geschrieben, welche wohl selten fehlen wird, zuzuschicken, indem selbst das mündliche Bestellen durch Unteroffizier-Ordonnanzen oft missverstanden wird, und wenigstens Entschuldigungen begünstigt, hinter die sich zuweilen auch der Straffällige ziehen kann.

In Gebirgen und Wäldern hingegen fällt die Zweckmäßigkeit der Signale, bei richtiger Anwendung, in die Augen. Truppen, die weit von einander entfernt sind, und die man gar nicht einmal sehen kann, bleiben durch das Horn dennoch immer in einer gewissen Verbindung mit dem Ganzen, und der Feind kann auch hier, aus einzelnen Signalen, wenn er sie wirklich verstehen sollte, keinen Vorteil ziehen, da er uns nicht übersieht. Träte aber dieser Umstand, dass der Feind unsere Signale kennt, (und der sich doch denken lässt) in der freien Ebene ein, so könnte dies beim Signalisieren eines Befehls unendliche Nachteile für uns haben, da er nun, was er hört, mit dem, was er sieht, zu kombinieren im Stande ist; ja es könnte wohl gar so weit kommen, dass wir den Signalen, die der Feind uns listigerweise blasen lässt, aus Gewohnheit Folge leisten, und ohne Weiteres in eine uns aufgestellte Falle hineingehen. – Dass bei Avantgarden, Patrouillen, Vorposten usw. nicht geblasen werden darf, versteht sich wohl von selbst; es sei denn, man wäre schon im offenen Gefecht mit dem Feind begriffen.

Was die Organe der Signalsprache, die Hornisten mit ihren Hörnern, betrifft, so müssen dazu bloß die gewandtesten, umsichtigsten und tüchtigsten Leute genommen werden, die genau mit dem Dienst der leichten Infanterie bekannt sind, und die Anwendung aller Signale verstehen. Sind die Hornisten nicht von dieser Beschaffenheit, so verursachen sie am allerersten Unordnungen; überdies ist ihnen einmal für allemal anbefohlen, nie ein gehörtes Signal ohne Erlaubnis ihres Offiziers nachzublasen. Wird hierauf nicht gehalten, so wiederholen die Hornisten alle Signale, die ihnen zu Ohren kommen, die des Soutiens für die Feuerlinie, und umgekehrt, usw. – Auch müssen mehrere Leute der Kompanie das Signalhorn blasen können, ja es wäre für die Offiziere selbst diese Kunstfertigkeit in vielen Fällen ersprießlich.

Es folgt nun die Aufzählung der in der preußischen Armee bei der leichten Infanterie üblichen Signale, welche, wie gesagt, bloß für das Gefecht im durchschnittenen Gelände berechnet sind; dabei wird ihr Gebrauch im freien Feld angegeben.

Benennungssignale

1) bis 5). „Das Ganze!“ und „die vier Kompanien!“. Diese Signale dürfen im Freien nur durch den Kommandeur gegeben werden. In Gebirgen und Wäldern, auch in den Quartieren, dienen sie zur Bezeichnung, Erkennung, zum Ruf etc. Hierzu könnte auch eine Signal kommen, um die Tirailleurs von zwei verschiedenen Bataillonen oder Regimentern zu unterscheiden.

6) bis 7) „Detachierte!“ und „Soutiens!“, sind im Freien häufiger, aber doch nur bei großen Entfernungen, anzuwenden. Das erste Signal bedeutet außer der Tirailleurlinie auch Avantgarden, Seitenpatrouillen, Blänker usw., daher man mit seinem Gebrauch vorsichtig sein muss.

Als allgemeine Regel bei diesen 7 Benennungs-Signalen gilt, dass der genannte Truppenteil jedesmal erst mit seinem Signal geantwortet haben muss, ehe das eigentliche Kommando-Signal erfolgt.

Kommandosignale

8) „Marsch!“, findet höchst selten im Freien Anwendung, da sich die Bewegung von selbst ergibt. Sehr zweckmäßig ist das Signal, wenn eine retirierende Linie wieder gegen den Feind avancieren soll.

9) „Feuern!“, kann im wirklichen Gefecht höchst selten vorkommen, da ein Tirailleur, der sein Gewehr kennt, nicht eher schießt, als bis der Feind schussrecht ist. Nur in einigen Fällen, z. B. bei einer versteckten Tirailleurlinie (s. Hinterhalt) usw. kann es Anwendung finden.

10) „Stopfen!“, ist nur nötig, um das Schießen auf zu weiten Distanzen zu verbieten; auch bei Friedens-Manövern.

11) „Schwärmen!“, wird im Freien immer durch mündliches Kommando abgemacht werden können, wenn jeder Offizier der leichten Infanterie seinen Dienst versteht.

12) „Halt!“ wird sehr häufig auch im Freien seine Anwendung finden, wenn eine sich bewegende Linie vorteilhaft postiert werden kann; besonders beim Retirieren ist das Signal zu wiederholen nötig.

13), 14) und 15) „halb rechts!“ – „halb links!“ und „gerade aus!“, sind im Freien unnötig, machen nur den Feind aufmerksam, und werden ersetzt, wenn man einige Rotten nach der nötigen Richtung dirigiert.

16) „Sammeln!“, wird auch im Freien selten vorkommen dürfen, wenn die Leute um sich sehen; höchstens wird der Kommandeur eines zerstreuten Bataillons desselben benötigt sein.

17) „Ruf!“, ein Signal von mancherlei Bedeutung, wird deshalb unzweckmäßig gebraucht, auch zum Teil durch Nr. 16, 17, 19, 20 und andere Signale ersetzt.

18) „Retirieren!“, nämlich ohne Aufenthalt, ist im Freien in einzelnen Fällen anzuwenden, wenn z. B. der Feind unseren Rücken bedroht etc.

19) „Langsam zurück!“, wobei während des Retirierens die Leute im Feuern bleiben, kann öfters im Freien vorkommen, wenn sich z. B. eine Tirailleurlinie von Position zu Position zurückziehen soll etc.

20) „Kolonne formiert!“, nämlich gegen die feindliche angreifende Kavallerie; ein Signal, das bloß für das Gefecht im Freien bestimmt ist, ist nur bei Zusammenziehung größerer Massen anzuwenden; denn die Tirailleurlinie wird gegen die Kavallerie schon von selbst ihre Knäuel so rasch wie möglich zu bilden suchen.

Unter den vielen ehemals gebräuchlichen Signalen der Infanterie, die auch noch zum Teil vorkommen, ist zu erwähnen:

1) „Richtung“, ein Signal, um die Aufmerksamkeit der Leute auf irgend etwas besonders zu spannen, z. B. bei allmählichen Direktionsveränderungen, auf die Richtungsrotten, ihre Offiziere etc.; bei einer im bequemen Marsch begriffenen Kolonne, und im durchschnittenen Gelände, um die Sektionen herzustellen usw.

2) und 3) „Rechte – linke Schulter vor“, sollen eine Schwenkung der Tirailleurlinie befehlen, sind aber im Freien besser durch die bei Richtung angeführte Art zu ersetzen.

4) „Von der Stelle debandiert“, kann in Gebirgen, Wäldern, und überhaupt im durchschnittenen Gelände oft nützlich sein, um ein entferntes und verdecktes Repli, oder Soutien, sogleich an dem Ort, wo es sich befindet, eine Tirailleurlinie bilden, und sich postieren zu lassen.

5) „Ablösen“, um eine zu stark gewordene Feuerlinie wieder zu schwächen, sich ein stärkeres Soutien zu bilden etc., kann im Freien immer durch die Stimme, oder durch einen abgeschickten Unteroffizier abgemacht werden; nützlicher ist dieses Signal im durchschnittenen Gelände.

Gänzlich zu verwerfen sind wohl die alten Signale: Rechter, linker Flügel, vor, zurück, um eine Flanke zu formieren, oder diese wieder aufmarschieren zu lassen; noch schlechter sind die Signale: Gewehr auf, Gewehr ab, der Feind ist entdeckt, Infanterie, Kavallerie, etc.

Ein großer Teil der oben genannten Signale wird auch noch, unter anderen Umständen, mit verschiedener Bedeutung gebraucht. Abblasen, ist nichts, als ein bestimmtes Jagdstück, oder das Signal Schwärmen; aber so werden alle Quartiersignale der Infanterie durch diejenigen, welche man von den oben genannten dazu bestimmt, gegeben.

Die Signale der Infanterie auf der Trommel sind hauptsächlich: 1) Reveille oder Wecken. 2) Retraite oder Zapfenstreich. 3) Generalmarsch. 4) Vergatterung. 5) Marsch, sowohl im langsamen, wie geschwinden und Sturmschritt. 6) Lärm oder Feuerlärm. 7) Appell. 8) Fahnentrupp, oder Abtrupp. 9) Zum Gebet. 10) Anfang und Aufhöhren des Feuers, auch Halt, nach einem Bajonettangriff. 11) Abschlagen. 12) Richtung. Alle diese Signale sind zu bekannt, als dass sie größtenteils einer weitläufigen Erörterung bedürfen. Die Vergatterung bedeutet überhaupt die Versammlung auf einem bestimmten Sammelplatz. Appell wird geschlagen, um entfernte Posten von etwas zu benachrichtigen, was vorher verabredet worden ist, oder um einen Parlamentär anzukündigen, auch wenn man sich dem Feind ergeben und das Gewehr strecken will, in welchem Fall das Signal heißt: Chamade schlagen.

Die Signale bei der Kavallerie sind: Im Quartier, 1) Wecken oder Reveil. 2) Futtern. 3) Feuerlärm. 4) Retraite oder Zapfenstreich. 5) Satteln. 6) Alarm oder Ausrücken. 7) Ruf zur Wachtparade. In der Anwendung vor dem Feind: 1) Schritt. 2) Trab. 3) Galopp. 4) Fanfaro. 5) Halt. 6) Flankeurs vor. 7) Appell oder Sammeln, Ruf. 8) Front. Bloß vom Kommandeur des Regiments werden folgende Signale gegeben, von den übrigen Offizieren aber nachkommandiert: 1) Aufmarschieren in Eskadronen. 2) Aufrücken. 3) Deployieren und Aufmarschieren in Regiment oder in Linie. 4) Retraite oder Marsch rückwärts, worauf jederzeit mit Zügen rechts umkehrt geschwenkt wird. Außer den angeführten Signalen finden noch folgende Märsche statt: 1) Parade-Marsch. 2) Feldmarsch. 3) Geschwindschritt.

Bei der Artillerie: die Fußartillerie hat die Signale der Infanterie auf der Trommel, welche für sie anwendbar sind, die reitende Artillerie eben so auf der Trompete die Signale der Kavallerie.

Quelle: Rumpf, H. F.: Allgemeine Real-Encyclopädie der gesammten Kriegskunst (Berl. 1827)

Signale.

Signal (franz., mittellat. signale, v. lat. signum, Zeichen), ein bestimmtes, für das Auge (optisches Signal, Blicksignal) oder für das Ohr (akustisches Signal, Schallsignal, Lärmzeichen) berechnetes Zeichen. Im Militärdienst werden Signale meist mit Horn, Trompete oder Trommel gegeben. Man unterscheidet Benennungs- und Ausführungssignale, z. B. »Das Ganze!« und »Sammeln!« Sie werden hauptsächlich im inneren Dienst und bei Übungen im Gelände angewendet. Im Gefecht kennt die Infanterie nur die Signale »Achtung!« (beim Nahen feindlicher Reiterei), »Seitengewehr pflanzt auf!« und »Rasch vorwärts!«; bei den berittenen Waffengattungen finden Signale auch auf dem Gefechtsfeld häufigere Verwendung. Über das Signalhorn der Infanterie s. Bügelhorn. Die Führer aller Waffen benutzen Signalpfeifen.

Besondere Signale sind noch Wecken, der Zapfenstreich, Alarm, Feuerlärm, auch benutzt man für gewisse Zwecke Signalmittel, z. B. Fanale oder Feuerzeichen (Raketen, Leuchtpistolen, s. d.), Lichtblitze (s. Heliograph), Zeichen oder Schwenken von Flaggen und Laternen, Kanoneschüsse, Glockenläuten etc. Die im deutschen Heer und anderwärts eingeführten Signalflaggen (Winkerflaggen) dienen zur Verständigung durch bei Tage sichtbare Zeichen. Es kann mit ihnen bei günstiger Beleuchtung und entsprechendem Hintergrund auf Entfernungen bis zu 7 km Signalverständigung im Gefecht und Vorpostendienst etc. erreicht werden. In der Dunkelheit verwendet man an Stelle der Signalflaggen hell leuchtende Laternen. Die Zeichengebung erfolgt nach dem Morsesystem, wobei Punkt, bzw. Strich durch entsprechende Bewegung der Signalflaggen (Laternen) dargestellt werden. Vgl. »Vorschrift für den Gebrauch der Signalflaggen« (Berl. 1906).

Im Seewesen benutzt man farbige Flaggen (s. d.), die zu zwei, drei oder vier geheißt werden, und deren Bedeutung sich aus dem gegen Ende der 1850er Jahre von der englischen und französischen Regierung eingeführten und später von allen seefahrenden Staaten angenommenen internationalen Signalbuch (vgl. Herrmann, »Einrichtung und Gebrauch des internationalen Signalbuchs«, Berl. 1904) ergibt. Jede Kriegsmarine führt außerdem ein besonderes Signalbuch, das ausführliche taktische und Gefechtssignale enthält und streng geheim gehalten wird. Auf Entfernungen, die nicht mehr die Farbe, wohl aber noch die Form der Signale erkennen lassen, benutzt man die Fernsignale. Nachtsignale (Signallichter) bestehen aus langen und kurzen Lichtblicken, die den Strichen und Punkten des Morsealphabets (s. Telegraph) entsprechen. Sie werden hergestellt mit Hilfe einer Spiritusflamme, durch die man einen Petroleumstaubregen bläst, durch einen elektrischen Scheinwerfer mit jalousieartiger Klappe (Nachtwinker) oder mit dem Kaselowskyschen Apparat, der aus drei roten und drei weißen, an einer Rahe oder Gaffel geheißten elektrischen Glühlampen und einem Umschalter besteht, mit deren Hilfe man 14 verschiedene Zusammenstellungen herstellen kann, die zu einer Verständigung vollständig ausreichen; oder durch Signalraketen mit farbigen Leuchtkugeln, die zuweilen mit Signalpistolen hoch geschossen werden. Vgl. Colomb, Ardois, Conz und auch Coston-Signale. Kriegsschiffe sind außerdem seit Beginn des 20. Jahrhunderts stets mit Einrichtungen für drahtlose Telegraphie versehen.

Nebelsignale bestehen aus kurzen oder langen Tönen der Dampfpfeife oder Sirene, ebenfalls dem Morsealphabet entsprechend; Segelschiffe geben Nebelhornsignale, alle zu Anker liegenden Schiffe Glockensignale, türkische Schiffe, die zu Anker liegen, Trommelsignale, japanische und chinesische Gongsignale. Nebelstationen der Küsten geben Signale mit Sirenen, Nebelhörnern oder Kanonen. Unterwasserschallsignale (s. d.) werden auf vielen Feuerschiffen gemacht, um bei Nebel den mit Schallempfängern ausgerüsteten Dampfern die Schiffsführung zu erleichtern. Winksignale werden auf Kriegsschiffen mit Winkflaggen, an Land (bei Hafeneinfahrten) mit den beweglichen Armen einer Winkbake (mât Fénoux) oder eines Semaphors gemacht. Durch die Seestraßenordnung vom 5. Febr. 1906 sind die bei Nebel etc. zu gebenden Signale vorgeschrieben.

Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, 6. Auflage 1905–1909

Glossar militärischer Begriffe