Büchse

Büchse.

Büchse, ein Feuergewehr mit gezogenem Lauf, welches in der preußischen Armee von den Jägern und Schützen geführt wird. Seine Bestandteile sind die der Flinte, mit einigen Abänderungen, wie man unter den verschiedenen Teilen angegeben findet. Das der große Spielraum, welchen die Kugel in den glatten Läufen hat, immer einen unsicheren Schuss gibt, so bezweckt man, durch das Einschneiden der Züge in die Wände der Seele diesen Spielraum zu vermindern, und mehr Gewissheit des Treffens zu erhalten, indem nun die vermittels eines Pflasters eng hineingestopfte Kugel gezwungen ist, beim Herausfahren aus dem Lauf, den Zügen zu folgen, statt dass sie im glatten Lauf an den Wänden mehrere Male, und in unregelmäßigen Bewegungen, anschlägt. Man hat diesen Zweck durch das Einschneiden der Züge vollkommen erreicht, und zwar so, dass durch den Drall der Züge auch zugleich die Kraft der Kugel, welche sie auf Gegenstände äußert, wegen ihrer drehenden, bohrenden Bewegung, beträchtlich vergrößert wird.

Die Gewissheit des Treffens mit der Büchse, bei einem geübten Schützen, rührt nicht nur von der gleichförmigen Bewegung der Kugel her, welche sie schon im Laufe anzunehmen gezwungen wird, weil ihr Mittelpunkt stets in der Achse der Seele bleiben muss, sondern auch von dem stets gleichen Widerstand der Luft, wenn sie den Lauf verlassen hat, indem ihre drehende Bewegung um sich selbst, wobei der vordere Teil der Kugel immmer der vordere bleibt, keine unregelmäßige Einwirkung zulässt, selbst wenn auch ihre Oberfläche nicht ganz gleich (nicht ohne kleine Furchen und Löcher) wäre. Es leuchtet ein, dass die Büchse durch diese Gewissheit des Treffens, in der Hand eines geübten Schützen eine furchtbare Waffe ist, und dass sie daher die größte Genauigkeit bei ihrer Behandlung verdient. Über ihren Gebrauch beim Schießen selbst ist unter dem Artikel Schießübungen ein Mehreres gesagt; hier folgt noch etwas über die allgemeine Behandlung.

Die Büchse muss dem Jäger oder Schützen, der sie führt unter allen Umständen ein Gegenstand der höchsten Aufmerksamkeit sein; will er von ihr in der Gefahr die sichere Unterstützung erwarten, welche sie ihm gewährt, wenn sie beständig in dem besten Zustand ist, so muss er alles anwenden, was jeden ihrer einzelnen Teile in diesem Zustand erhält. Dazu gehört vorzüglich die Behandlung im Quartier, die durch folgende Regeln vorgeschrieben wird, und die er unter allen Umständen beachten muss.

Das Schloss wird, sowohl der Hahn als die Batterie, vorgelassen, weil sonst die Schlag- und Batterie-Federn erschlaffen; der Mundpfropf wird in die Mündung, und eine kleine Hühner- oder Taubenfeder in das Zündloch gesteckt, das Gewehr alsdann, mit dem Kolben nach oben, mit dem Riemen an einen hölzernen Pflock gehängt. Das Anhängen an kleine eiserne Nägel ist erstlich unsicher und verdirbt auch andererseits den Riemen. Der Ort, wo die Büchse aufgehängt wird, muss weder staubig noch feucht sein, und deshalb, wo irgend möglich, in den oberen Etagen, oder in einer Bodenkammer gewählt werden. Ist dem Staub in einzelnen Quartieren nicht auszuweichen, so erfordert es nur vermehrtes Putzen; aber an einer feuchten Stelle darf die Büchse unter keinem erdenklichen Vorwand aufgehängt werden: eben so wenig darf sie jemals in einer Stube hängen, wenn darin eingeheizt wird, weil der Lauf durch die Wärme zu schwitzen anfängt, und daher von innen und außen rostet. Daher gilt auch beständig die Regel, im Winter niemals von außerhalb mit der Büchse in eine warme Stube zu treten.

Wenn der Jäger oder Schütze in den Dienst kommt, so schneidet er den Stiel der Feder, die im Zündloch steckt, so weit ab, wie die innere Vertiefung der Pfanne nach außen geht, damit er teils die Feder zu jeder beliebigen Zeit herausziehen, teils aber die Batterie gehörig schließen kann. Sobald er wieder im Quartier ist, wischt er mit einem trockenen Lappen, wo möglich von Wolle, das Schloss äußerlich, sowie die ganze Büchse ab. Hierauf fährt er mit seinem Putzstock, welcher unten mit Werg umwickelt ist, ein paar Mal im Rohr auf und nieder, um den Staub, oder die angesetzten Feuchtigkeiten herauszubringen; ja es würde gut sein, wenigstens einen um den anderen Tag das Rohr ein paar Mal so auszuwischen, wenn auch die Büchse nicht gebraucht worden ist. Er sieht dann nach, ob Korn und Visier nach der eingehauenen Marke gehörig sitzen geblieben, oder schiebt, in anderen Fällen, solches augenblicklich auf seine gehörige Stelle, was nach jedem Putzen nie versäumt, und immer wieder befolgt werden soll, ehe die Büchse weggehängt wird. Hierauf lässt er das Schloss ruhig vorgehen, ohne es etwa aus Bequemlichkeit vorschlagen zu lassen, revidiert die ganze Büchse, und die einzelnen Schrauben genau, ob etwas lose oder schafhaft geworden ist, (welches er gleich melden muss, wenn er es nicht selbst machen kann), und hängt seine Büches weg; erst dann kann er seine Bequemlichkeit genießen, und darf dies Geschäft nie verschieben, wenn er seine Pflicht und seinen eigenen Vorteil nicht hinten ansetzen will. – Visir und Korn muss nur mit Vorsicht abgewischt, aber nicht geputzt werden, weil durch das Putzen beides nach und nach unrichtig wird.

Wenn die Büchse nass geworden ist, und der Schütze nach Hause kommt, so zieht er erst seine nassen Kleidungsstücke aus, und nimmt sodann gleich seine Büchse vor. Das Schloss wird abgeschraubt, und nachgesehen, ob der Regen hineingedrungen ist, in welchem Fall er das ganze Schloss zerlegen, jedes einzelne Stück mit einem trockenen Lappen abputzen, dann wieder zusammensetzen, und mit etwas Öl inwendig schmieren muss. Die Art des Einschmierens geschieht bloß mit einer Federpose, die einmal in Öl getaucht, jedes einzelne Stück des Schlosses überstreicht; es ist nachteilig, wenn zu viel Öl hineinkommt, welches, wenn es nach und nach austrocknet, eine schmierige Masse bildet, die dem Mechanismus des Schlosses schadet. Ist der Regen nicht bis ins innere Schloss gedrungen, so wird es wieder angeschraubt, und nur der Hahn und die Pfanne abgenommen. Beide, sowie die Deckelfeder und die Schlossplatte, werden gut abgewischt, und dann Pfanne und Hahn wieder fest angeschraubt; nun wird die ganze Büchse abgeputzt, der Büchsenlauf vorzüglich mit dem Wischstock inwendig ausgewischt, die Feder aus dem Zündloch herausgenommen, und durch eine trockene ersetzt. – Der nassgewordene Mundpfropf wird, bis er trocken ist, weggelassen und so lange etwas Werg an seine Stelle in die Mündung gestopft.

Während dem Feuern wird gar nichts geputzt, nur die Batterie, sowie der untere Batteriedeckel, mit Werg abgewischt. Alles Auswischen des Rohres taugt nichts; einmal kann es vor dem Feind doch nicht geschehen, und zweitens wird der Pulverschleim nach unten in die Schwanzschraube, und sehr oft in das Zündloch gestopft. Sind schon 6, 8 oder 10 Schuss aus der Büchse geschehen, und die Pfanne ist zu nass, so kann man diese allenfalls abwischen; dies muss aber vom Zündloch abwärts geschehen, wie von außen nach dem Lauf zu, weil sonst ebenfalls das Zündloch verstopft werden kann. Bei dieser Behandlung, und wenn die Büchse sonst nur im Stande ist, wird sie nie abbrennen oder versagen. Sehr oft liegt aber die Schuld des Versagens am Steinaufschrauben; er muss so aufgepasst werden, dass die Schärfe des Steins bei jedem Vorschlagen gerade auf die Hälfte der Batterie und die Mitte des Zündloches zeigt, und das Steinfutter muss so weit zurück liegen, dass es nicht an die Batterie heranreichen kann; der Stein sitzt dabei so weit vor, dass das obere Hahnmaul die Batterie nie berühren kann, dass er aber auch selbst nicht an der Batterie anliegt.

Nach dem Chargieren wird das Schloss jedes Mal so behandelt, wie oben gesagt ist. – Das Rohr wird mit einem Putzstock in reinem Wasser ausgewaschen; da aber der Schuss einer Büchse so leicht verändert wird, wenn man das Rohr aus dem Schaft herausnimmt, so muss es auch nur im allerhöchsten Notfall geschehen, und ist hierbei nicht nötig; damit durch die Öffnung im Schaft, während des Auswaschens kein Wasser zum Stecher und Abzug dringe, so wird diese Öffnung zugestopft. Ist endlich das Rohr ganz rein, so wird es so lange mit trockenem Werg ausgewischt, bis man solches zuletzt eben so trocken aus dem Rohr wieder herausbringt, als es beim Herunterwischen war.

Wenn die Büchse nach diesen Vorschriften behandelt wird, so kann kein Rostfleck entstehen; ist aber hier und da gefehlt, und es zeigen sich dergleichen, so müssen sie äußerlich mit einer Lederfeile und feinem Sand abgeputzt werden. Die Batterie würde jedoch hierdurch eine Glätte erhalten, die beim Feuergeben nachteilig ist; daher darf man sie nur mit Bimsstein abreiben. Sollten sich auch im Innnern des Rohres Rostflecken einfinden, so schafft man sie mit dem Putzstock durch Öl und Schmirgelerde fort; nur alter Rost wird durch das sogenannte Kolben entfernt.

Was sonst noch die Büchse betrifft, davon s. die einzelnen Teile, wie Lauf, Schloss, Züge usw.

Quelle: Rumpf, H. F.: Allgemeine Real-Encyclopädie der gesammten Kriegskunst (Berl. 1827)
Meyers Großes Konversations-Lexikon, 6. Auflage 1905–1909

Bibliographie

Handfeuerwaffen