Seitengewehr

Seitengewehr.

Seitengewehre, bestehen außer dem Dolch, aus Degen, Pallasch, Hirschfänger und Säbel. Ihre Bestandteile sind die Klinge, das Gefäß und die Scheide. Die Klinge muss aus gutem Eisen und Stahl zusammen geschmiedet sein, so dass sie bei der erforderlichen Härte fest genug ist, um beim Hauen auf andere Körper nicht zu zerspringen; unter allen Klingen behaupten immer noch die spanischen den Vorzug. Es gibt rautenförmige, erhabene, und hohle oder Schilfklingen; die Damaszenerklingen bestehen aus mechanisch vereinigtem Stahl, und Eisen, wozu die Stangen vor der Vereinigung möglichst mit einer Zange zusammengedreht werden, und woraus das wellenförmige Ansehen entsteht. Das Gefäß der Degen und Pallasche besteht aus dem Knopf, der Brust, den Stützen, bisweilen dem Stichblatt, Korb und dem Bügel.

Bei der Untersuchung der Klingen muss man darauf sehen, dass keine Blattern, Adern, Blasen, Risse usw. darin sind, welche oft ihr Zerspringen verursachen; ist die Klinge zu weich, so bleibt sie beim Biegen krumm; geschieht dies in der ersten und zweiten Terze, wo eigentlich die Klinge am stärksten sein soll, so ist sie zu verwerfen; in der dritten Terze hingegen kann selbst ein sehr guter Degen krumm bleiben, nur darf er nicht die ganze ihm gegebene Krümmung behalten; bleibt die Klinge, nach der anderen Seite gebogen, nicht krumm, so ist dies ein Beweis von der ungleichen Verteilung des Stahls, und sie zerbricht leicht. Eine gute Klinge muss von der Spitze bis zur Angel gebogen werden können, und dabei keine Risse, Sprünge etc. zeigen; sie darf weder auf der einen, noch auf der anderen Seite krumm bleiben; indem man sie über dem Knie in einem Bogen biegt, und mit der linken Hand über die erste Terze greift, so dass die Klinge ein S bildet, muss sie nachher wieder ihre gerade Richtung annehmen. Wenn man auf ein Kaskett von gehärtetem Eisen haut, darf sich die Schneide nicht umlegen; biegt man nach diesem Hieb die Klinge nochmals, so darf kein Riss und dergleichen zu sehen sein.

Quelle: Rumpf, H. F.: Allgemeine Real-Encyclopädie der gesammten Kriegskunst (Berl. 1827)

Fig. 1. Infanterie-Seitengewehr M/98. a Klinge ohne Sägerücken, b Scheide von der Seite.

Seitengewehr, die an der Seite getragene, blanke Waffe, wie Degen, Säbel, insbes. die auch als Bajonett zu benutzende blanke Waffe der Fußtruppen (s. Gewehr). Es besteht aus Klinge, Griff oder Gefäß und zwischen beiden die Parierstange (Fig. 1 u. 2). Die Scheide ist aus Stahl (z. B. bei den berittenen Waffen im deutschen Heer) oder Leder (Fußtruppen). Das Seitengewehr wird an einem Leibriemen (Säbelkoppel) getragen, von Berittenen neuerdings auch vielfach am Sattel befestigt.

Fig. 2. Seitengewehr M/98/02 mit Sägerücken (für Pioniere). a, b Klinge, c Scheide.

Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, 6. Auflage 1905–1909

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