Flanke

Flanke.

Flanke, bei Verschanzungen, ist eine Verteidigungslinie von der Seite; sie ist am stärksten, wenn sie mit der zu verteidigenden Linie einen rechten Winkel macht. Bei den Bastionen ist Fig. 51 e g die Flanke; ferner sind Fig. 53 c e und d a Flanken.

Flanken eines Redans, und deren Flankenverteidigung.

Ihrer Figur nach gibt es 1) gradlinige Flanken, 2) krummlinige Flanken, Tour creuse (hohler Turm), Fig. 83 d e; sie haben vorzüglich den Nutzen, dass sie vom Feind nicht der Länge nach rikoschettiert werden können. 3) Zusammengesetzte Flanken, welche aus zwei geraden Linien bestehen, Fig. 53 c e und e g.

Ihrer Lage nach geben die rechtwinkligen Flanken die beste Verteidigung; bei den Bastionen aber, wo sie die gegenüber liegenden Facen verteidigen sollen, liegen sie in einem stumpfen Winkel, wie f e n Fig. 84, am besten; im ersten Fall heißt die Flanke eine gerade, im letzten Fall eine schiefe. Hauptflanken heißen diejenigen, welche am Hauptwall liegen.

Zurückgezogene Flanke.

Eine zurückgezogene Flanke ist (h i k l Fig. 83), wenn sie gebrochen, und ein Teil derselben, wie i k, hinter das Bollwerk und die Kurtine zurückgezogen wird. Wenn diese Flanken verdoppelt werden, wie Fig. 83 h l und i k, so ist die vordere, h l, die niedrige, und die hintere, i k, die hohe Flanke. Die niedrige Flanke muss von der hohen durch einen Graben abgesondert sein, und hinter der Schulterwehr, g h, versteckt werden; auch ist sie so niedrig, dass sie die Fläche des Grabens horizontal bestreicht; sie heißt auch die Faussebraye-Flanke. Ist noch eine dritte Flanke da, so heißt diese die mittlere. Übereinandergelegte Flanken bestehen in Kasematten, und sind daher bedeckte. Eine Nebenflanke heißt das Stück c d, Fig. 84, der Kurtine c e, weil auch von diesem Stück die Face des Bollwerks, f g, verteidigt wird.

Schiefe Flanke.

Die Flanken heißen auch bedeckte Flanken, wenn sie mit einem Bollwerksohr, Fig. 83 b c, oder einer Schulterwehr, b g, versehen sind. Von der Größe der Flanken und dem Winkel mit der Kurtine, s. Bollwerk.

Flanke.

Bei den Truppen heißen Flanken diejenigen Linien, welche die Endpunkte ihrer Frontlinie durchschneiden; dieses sind also die äußersten Rotten auf jedem Flügel, und man unterscheidet daher die rechte und linke Flanke. Bei der Aufstellung in Linie ist die Flanke der schwächste Teil, denn sie ist nur 3 Mann stark, wenn die Linie 3 Mann hoch steht; in der geschlossenen Kolonne aber, welche bei einem gewöhnlichen Bataillon 12 Mann hoch steht, ist die Flanke stärker, und beträgt 15 Mann in Linie, sobald sie sich zum Quarree formiert, da die Flügelunteroffiziere in die Zwischenräume der Züge treten. – Das Formieren der Flanken geschieht entweder durch das Frontmachen der äußersten Rotten nach dem Feind zu, welcher uns in der Front angreifen will, oder indem man eine bestimmte Abteilung nach der Flanke hin abschwenken lässt, oder eine Tirailleurlinie in der Richtung der Flanke aufstellt. – Der Angriff auf die feindliche Flanke (Flankenangriff) ist der vorteilhafteste, indem man den Feind dadurch am leichtesten aufrollt, d. h. ihn in der Richtung seiner Länge zusammendrückt.

Quelle: Rumpf, H. F.: Allgemeine Real-Encyclopädie der gesammten Kriegskunst (Berl. 1827)

Flanke, die »Seite« irgend eines Gegenstandes, in der Taktik die Seite einer Truppenaufstellung im Gegensatz zu Front und Rücken; sie ist der gefährdetste Punkt einer Stellung, weil eine Truppe nach der Flanke hin erst durch Aufmarsch, Schwenkung u. dgl. zur Gefechtstätigkeit übergehen, der Gegner ihr also, da sie während der Bewegung verteidigungsunfähig ist, durch Flankenfeuer große Verluste beibringen, durch überraschenden Flankenangriff sie schlagen und ihre Rückzugslinie bedrohen kann, bevor sie Zeit hat, ihm gleiche Kräfte entgegenzustellen. Daher erfordert die Deckung der Flanke große Aufmerksamkeit; wo sich nicht ein Hindernis zur Flankenanlehnung findet, das der Gegner schwer überschreiten und nicht überschießen kann, ist Gliederung der Truppen nach der Tiefe erforderlich.

Flankenstellung, eine Aufstellung seitwärts der Vormarschrichtung des Gegners, so dass dieser, um solche Stellung anzugreifen, einer schwierigen Entwicklung bedarf und, wenngleich siegreich, von seinem Marschziel abgezogen wird. Die dem Angreifer zugekehrte Flanke muss durch starkes Hindernis, einen Stützpunkte oder eine Artilleriestellung gedeckt sein. Möglichkeit des Vorstoß, durch kein Fronthindernis beschränkt, und senkrecht zur Stellung gehende Rückzugslinie sind erwünscht. Besonders vorteilhaft liegt die Flankenstellung, wenn der Angreifer einen Engweg über ein größeres Hindernis im Rücken behält. Unter diesen Umständen ist sie wirksamer als frontale Stellung, quer vor der feindlichen Anmarschrichtung.

Flankenmarsch, Abmarsch nach einer Seite, vor der Front des Gegners vorbei, dem man bewusst die Flanke bietet, und auf dessen Angriff man gefasst ist. Man sichert sich gegen den Feind durch eine Seitendeckung. Ist er aus einem Vormarsch durch Rechts- und Linksabmarsch entstanden, dann übernimmt die bisherige Avantgarde die Seitendeckung. Größere Flankenbewegungen einer Schützenlinie im feindlichen Feuer sind unzulässig. Flanken bei Bastionen etc., Flankenbatterien, Flankenkasematten in der Befestigungskunst, s. Festung und Festungskrieg.

Bei Tieren, besonders Wild, heißt Flanke (Fläme, Dünnung) die nicht von Knochen bedeckte Seitenwand des Bauches (speziell dessen oberer Teil zwischen Hüfthöcker und letzter Rippe, im Gegensatz zum unteren Teil, der Weiche). Flankenbruch ist beim Pferd ein Austreten des Netzes oder der Gedärme durch eine in den Flanken infolge eines Stoßes entstandene Trennung der inneren Bauchwandung, die sich zu einem Bruchsack erweitert; Flankenspannung, die widernatürliche Austreibung der Bauchmuskeln.

Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, 6. Auflage 1905–1909

Glossar militärischer Begriffe