Palisaden

Palisade.

Palisaden (v. lat. palus, Pfahl; Schanzpfähle), starke, 3–4 m lange, oben zugespitzte Pfähle, früher in der Befestigungskunst häufig als Annäherungshindernisse, namentlich in Verbindung mit Torabschlüssen derart verwendet, dass sie in geringen Zwischenräumen etwa 1 m tief in die Erde eingegraben und miteinander fest verbunden wurden. Verteidigungspalisaden, welche die Abgabe von Infanteriefeuer ermöglichten (im Gegensatz zu den Hindernispalisaden), bildeten oft den Abschluss offener Kehllinien, sind jedoch angesichts der modernen Waffenwirkung nicht mehr anwendbar. Die Beseitigung der Palisaden erfolgt am einfachsten durch Sprengen. In der modernen Befestigung treten an Stelle der Palisaden meist in Betonsockel eingelassene starke Hindernisgitter aus Eisen. Im Orient trifft man oft Ortsbefestigungen, bei denen die Palisaden die äußere Brustwehrböschung bilden und dahinter ein Erdwall angeschüttet ist (Palanken).

Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, 6. Auflage 1905–1909

Holz für Palisaden im Maßstab 1:72; von Hand gesägt, gespalten, angespitzt, und vier Monate bei Sonne, Wind, und Regen naturgetreu verwittert.
Holz für Palisaden im Maßstab 1:72; von Hand gesägt, gespalten, angespitzt, und vier Monate bei Sonne, Wind, und Regen naturgetreu verwittert, s. „Hölzerne Palisaden selbst herstellen“.

Palisaden, werden als Hindernisse der Annäherung sowohl bei der Feldbefestigung, als auch in Festungen angewendet, und sind daher von verschiedener Beschaffenheit, so wie sie auch auf verschiedene Art gebraucht werden. Es sind starke hölzerne und oben zugespitzte Pfähle, welche in die Erde eingegraben werden, um dem Feind das Eindringen in eine Schanze oder irgend eine andere Befestigung zu erschweren. Sie werden dicht neben einander eingegraben; ihre Länge hängt von dem Ort ab, wo man sie platzieren will; sie sind gewöhnlich 9 bis 10 Fuß lang und 4 bis 6 Zoll dick. Ganz freigesetzte Palisaden kann man nur da gebrauchen, wo sie dem feindlichen Kanonenfeuer nicht ausgesetzt sind, und unser Feuer nicht hindern; dies würde z. B. auf einem hohen nicht steilen Berg der Fall sein, und dann werden sie, mit der Spitze gegen den Feind gekehrt, 2 bis 3 Fuß in die Erde, und 6 bis 8 Fuß über der Erde stehend, eingegraben; oben 2 Fuß von der Spitze und unten an der Erde, werden sie noch durch angenagelte Latten fester gehalten. Bei den Schanzen im freien Felde werden sie aber bei einem sehr schmalen Graben senkrecht, und bei einem breiteren schief, in den Graben gepflanzt, so dass sie ungefähr bei einem 9 Fuß tiefen Graben, 7 Fuß über der unteren Breite desselben stehen; auch diese Palisaden werden, wie oben angegeben, durch Latten noch mehr befestigt. Je stärker sie übrigens sind, desto schwerer sind sie umzuhauen; s. Fig. 33. Hat man Zeit und Holz genug, und ist der Graben unten beträchtlich breit, so kann man auch 2 Reihen Palisaden in den Graben setzen, und dann kommt die vordere Reihe senkrecht, die hintere Reihe aber schief zu stehen. Fig. 34.

An allen anderen Orten sind die Palisaden bei den Feldverschanzungen weniger zu empfehlen, und auch wie sie hier angegeben werden, können sie von einem mutigen und entschlossenen Feind demoliert werden, weil er größtenteils durch die Palisaden selbst bei seiner Arbeit gedeckt wird. Daher ist es unerlässlich, wenn man sich von seiner Mühe, welche die Palisaden gekostet haben, einen hinlänglichen Vorteil versprechen will, dass man dem Umriss der Schanzen eine solche Figur gebe, welche eine Seitenverteidigung für den Graben, und also für den außerhalb der Palisaden befindlichen Raum, gewährt. Denn dann werden die Feinde, sobald sie bei den Palisaden angekommen sind, tot geschossen. Übrigens sind die Palisaden leichter umzureißen, oder umzuhauen, wenn sie Zwischenräume haben, und wenn sie unter 2 Fuß tief in der Erde stehen.

Eine besondere Art sind diejenigen, welche schief in die Eskarpe gepflanzt werden, und den Namen Sturmpfähle bekommen. Ferner bedient man sich auch der Palisaden teils als Brustwehr, teils als Umzäunung an den Eingängen der Verschanzungen, in welchem Falle man sie gewöhnlich mit dem Namen der Tambours belegt. Wenn sie hier selbst dem feindlichen Geschütz Widerstand leisten sollen, so müssen sie einen Fuß dick und noch stärker sein. Man stellt sie dicht neben einander, 3 Fuß tief in die Erde, und verbindet sie gewöhnlich, oben und unten mit starken Querhölzern. Sechs Fuß über dem Boden nach dem Feinde zu sind Schießlöcher eingeschnitten, wozu hinter den Palisade ein Bankett angebracht ist. Hat man hinter dem Bankett einen Graben ausgehoben, so bringt man dicht über dem Bankett ebenfalls Schießlöcher an, wodurch man eine zweite Feuerlinie erhält. Oder man setzt zwei Reihen Palisaden, mit 3 Zoll Zwischenraum, hintereinander, doch so, dass die hinteren, welche 2 Fuß kürzer sind, gerade auf die Zwischenräume der vorderen treffen; dadurch erhält man ebenfalls Schießlöcher. In gleicher Art bedient man sich der Palisaden bei der Befestigung von Gebäuden, zur Verbindung einzelner Brustwehrlinien, bei der Flankenanlehnung an steile Gelände und Abhänge, zu Kaponnieren über den Graben u.s.w. mit gutem Erfolg.

Wenn die Palisaden gesetzt werden sollen, so wird zwar ein Graben gemacht, der so tief ist, wie man sie setzen will, und zwar in gutem Erdreich 2 Fuß, in schlechtem 3 Fuß. In diesen Graben setzt man 2 Palisaden 20 Fuß von einander, richtet sie, zieht zwischen beide eine Schnur, und setzt dann die übrigen Palisaden nach dieser Linie. Stehen die Palisaden schief, bei denen übrigens die perpendikulaire Tiefe dieselbe bleibt, so legt man an der überhängenden Seite eine Schwelle, an welche jede Palisade festgemacht wird, und die dicht über der Oberfläche des Erdreichs liegt; eine andere kommt über die Enden der Palisaden in der Erde. Bei geraden Palisaden ist die unterste Latte entbehrlich, wenn man oben eine dergleichen anbringt, und wenn das Erdreich gut ist; in schlechtem aber muss man zwei Latten haben. Ein Mann kann in einer Stunde etwa 3 bis 5 Stück, und in einem Tag 24 bis 40 Stück, nachdem das Holz beschafft ist, machen; hat man 10 Mann dazu bestimmt, so fällen 3 Mann das Holz, 2 sägen und behauen es, 2 spalten, und 3 spitzen die Pfähle zu und behauen sie. 3 Mann können in einem Tag über 56 Palisaden setzen.

Palisaden auf dem Bankett des bedeckten Weges, und zwischen den Traversen.
Palisaden auf dem Bankett des bedeckten Weges, und zwischen den Traversen.

Bei den Festungswerken platziert man sie größtenteils an den Ausgängen durch das Glacis, oder auf das Bankett des bedeckten Weges, wie bei l’ Fig. 82 oder q r Fig. 73, wo sie längs dieser Linie dicht an einander in die Erde gegraben werden, so dass man nur eine Gewehrmündung durchstecken kann; oben werden sie durch eine starke Latte noch verbunden, und stehen 3 Fuß von dem Kamm des Glacis ab. Wird zwischen jeder Traverse des bedeckten Weges e’ v oder x f’, Fig. 81 hinter das Bankett noch eine Reihe Palisaden angebracht, wie m n, Fig. 73, und dahinter ein zweites Bankett, wie m, Fig. 82, so heißt dies eine doppelte Verpalisadierung. Auch bedient man sich der Palisaden in einem trockenen Festungsgraben, in verschiedener Richtung, wie Fig. 82 und 85 zeigen; ferner bei den Kaponnieren und anderen Werken; selbst hinter den Künetten könnten sie noch vorteilhaft sein.

Doppelte Verpalisadierung hinter dem Bankett zwischen jeder Traverse des bedeckten Weges e’v oder xf’, Fig. 81.
Doppelte Verpalisadierung hinter dem Bankett zwischen jeder Traverse des bedeckten Weges e’ v oder x f’, Fig. 81

Die Palisaden werden gewöhnlich in einer Festung von dreierlei Länge gemacht; 8 Fuß für den bedeckten Weg, in den trockenen Gräben u.s.w., wo sie 3 Fuß tief eingegraben werden; 11 Fuß für die Durchgänge an den Traversen; endlich 6 Fuß, wenn sie als Sturmpfähle in die Brustwehren gelegt werden, wie z. B. bei h, Fig. 82 – Eine besondere, von Coehoorn vorgeschlagene Art, die aber wegen ihrer Unzulänglichkeit noch nicht angewendet worden sind, besteht in den beweglichen, oder sogenannten Drehpalisaden.

Palisaden im bedeckten Weg und Hauptgraben; Sturmpfähle in der Brustwehr, Fig. 82.
Palisaden im bedeckten Weg und Hauptgraben; Sturmpfähle in der Brustwehr, Fig. 82.

Quelle: Rumpf, H. F.: Allgemeine Real-Encyclopädie der gesammten Kriegskunst (Berl. 1827)

Feldbefestigung