Kriegsspiele – Wargames

Wahrhaft siegt, wer nicht kämpft -- Sunzi (Sun Tzu)

The Age of Eagles – Napoleonic Fire and Fury.

Mit Kriegsspiel bezeichnet man das Durchführen von Gefechtsübungen auf Landkarten, oder in vorbildgetreu modelliertem Gelände, mit einfachen Truppenzeichen, oder dreidimensionalen Modellen von Truppenkörpern gleichen Maßstabes. Kriegsspiele sollen den Character des Gefechts möglichst präzise darstellen, damit Offiziere unterschiedliche Aspekte der Truppenführung üben, studieren, begreifen, und weiter entwickeln können. Insofern sind Kriegsspiele weniger Spiel als Manöver auf der Karte, auch Planspiele genannt. Kriegsspiele sind billiger, einfacher, replizierbarer, weniger gefährlich, und umweltschonender als echte Manöver mit hunderten oder tausenden von Soldaten und Fahrzeugen.

Kriegsspiele fördern das Verständnis der Kriegskunst im Sinne von Sunzi (Sun Tzu), der besonderen Wert darauf legte, dass Krieg möglichst vermieden wird, da er den Staat und das Volk ruiniert. „Sunzis Kampfkunst“ (Die Kunst des Krieges) gilt als frühestes Buch über Strategie und Taktik, und gehört bis heute zu den bedeutendsten Werken der Kriegskunst.

Die größte Leistung besteht darin, den Widerstand des
Feindes ohne einen Kampf zu brechen. -- Sunzi (Sun Tzu)

Man unterscheidet das strategische Kriegspiel auf der Generalsstabskarte im Maßstab 1:100.000, das operative (große taktische) und taktische Kriegsspiel auf entsprechend kleineren Geländeabschnitten. Das Festungskriegsspiel befasst sich mit den erheblich komplizierteren Verhältnissen des Angriffs und der Verteidigung von Festungen. 1876 entstand das vom damaligen Marineminister Albrecht v. Stosch angeregte Seekriegsspiel, und mit der Einführung von Luftstreitkräfte wurden die bestehenden Land- und Seekriegsspiele entsprechend ergänzt.

H.G. Wells gilt mit seinem Wargame-Klassiker „Little Wars“ von 1913 als Begründer des zivilen Kriegsspiel-Hobbys mit Figuren. Little Wars wurden im Garten ausgetragen, da die von H.G. Wells favorisierten, 54 mm großen Spielzeugsoldaten im Maßstab 1:32 der Modellbahn (Spur I) eine große Spielfläche benötigten. Ab den späten 1950er Jahren produzierte Jack Scruby kleinere und billigere vollplastische 30 mm Figuren, die Wargaming im buchstäblichen Sinne salonfähig machten. Moderne und leicht verständliche Spielregeln von Tony Bath (The Hyborian Campaign, 1956), Donald Featherstone (The Wargamers’ Newsletter, 1962), Charles Grant (The Wargame, 1971), Gary Gygax und Dave Arneson (Dungeon&Dragons, 1974) verhalfen dem Kriegsspiel-Hobby zum Welterfolg. Dungeon&Dragons gehört einem BBC News Report zufolge mit geschätzten 20 Millionen Spielern zu den führende Fantasy Rollenspielen 2006.

Heute gibt es mehr als 2.500 Firmen weltweit, die sich mit dem Design und der Produktion von Wargames und Wargame-Zubehör befassen. Selbst ungewöhnliche Themen wie Wargames mit bewaffneten Teddybären oder Schneemännern, menschenfressenden Pflanzen, und überlebensgroß mutierten Nagetieren werden inzwischen von bekannten Herstellern bedient.

Wargamer gesucht ...

Solo-Wargaming ist möglich, aber die wirklich interessanten Wargames sind Gesellschaftsspiele für zwei bis 20 Personen, bei denen jeder Mitspieler eine taktische Einheit oder Teileinheit führt. Wer Wargamer in seiner Nähe sucht, schließt sich am besten einem Verein oder einem Freundeskreis an. Spieletreffs an Universitäten sind besonders beliebt, weil sich hier viele Menschen mit ausgeprägten künstlerischen Talenten und historischem Hintergrundwissen finden.

Beliebte Spielregeln für Wargames

Bibliographie

  • Altrock, Constantin von: Das Kriegsspiel (1908)
  • Anon.: Försök till handbok i krigsspel (Schweden 1878)
  • Bancroft, W. C.: Introduction to the Employment of the Kriegsspiel Apparatus (USA 1872)
  • Baring, E., Captain RA: Rules for the Conduct of the War Game (Großbritannien 1872)
  • Berghaus: Das Kriegsspiel für Reserve- und Landwehroffiziere (Berlin 1885)
  • Berliner Kriegsspiel Verein: Supplement zu den bisherigen Kriegsspiel Regeln (Berlin 1828)
  • Berliner Kriegsspiel Verein: Anleitung zur Darstellung militärischer Manöver mit dem Apparat des Kriegsspiels (Hannover 1846)
  • Bilimek-Waissolm, Oberst Hugo von: Die Leitung des Kriegsspieles und die Grenzen seiner Mittel (Wien 1883)
  • Braun, v.: Das Kriegsspiel der Kavallerie (Frankfurt an der Oder 1880)
  • Brewer, Gary D. und Shubik, Martin: The War Game. A Critique of Military Problem Solving (Harvard University Press 1979)
  • Chamberlaine, Major William: The Coast Artillery War Game (War Department Doc. № 540, Washington 1916)
  • Cochenhausen, Friedrich von: Anleitung für Planaufgaben und Kriegsspiel kleiner Verbände (Berlin 1926)
  • Cochenhausen, Friedrich von: Kriegsspiel-Fibel. Anleitung für Planaufgaben und Kriegsspiele im Rahmen des Zuges und der Kompanie (Berlin 1936)
  • Colomb, Rear-Admiral Phillip Howard: „The Duel“, A Naval War Game (1879)
  • Delambre, Capitaine du Génie: Le Jeu de la Guerre (Frankreich 1872)
  • Dommers, J. H. H.: Handleiding tot de taktische oefeningen op de kaart (Niederlande 1872)
  • Grant, Charles: The War Game (London 1971)
  • Hörauf, Generalmajor A.D. von: Das Kriegsspiel (1935)
  • Horvath, Lt. Guido von: The War Game (Scientific American 1916)
  • Jane, Fred T.: The Naval War Game (1898)
  • Jane, Fred T.: How to play the Naval War Game (1912)
  • Kunde, Rudolph Anton: Grundsätze für die Leitung des Festungskriegsspieles (Berlin 1899)
  • Leitner, T. I.: Über Kriegsspiele und deren Nutzen (Wien 1847)
  • Livermore, William R.: The American Kriegsspiel – A game for practising the art of war upon a topographical map (USA 1882)
  • Meckel, Klemens Wilhelm Jacob: Studien über das Kriegsspiel (Berlin 1873)
  • Meckel, Klemens Wilhelm Jacob: Anleitung zum Kriegsspiel (Berlin 1875, neubearbeitet durch v. Eynatten, Berlin 1903)
  • Meckel, Klemens Wilhelm Jacob: Der Kriegsspielapparat (2. Aufl., Berlin 1900)
  • Naumann: Das Regiments Kriegsspiel – Versuch einer neuen Methode des Detachments-Kriegsspiels mit 4 Tafeln in Steindruck (1877)
  • Oberlindober: Anlage und Leitung von Kriegsspielen (Oldenburg 1904)
  • Petrie, A.: Kriegsspiel – Jeu de la Guerre (Belgien 1872)
  • Pratt, Fletcher: Fletcher Pratt’s Naval Wargame (Großbritannien 1940)
  • Ramos, D. Maximos: El Juego de la Guerra (1881)
  • Reichenau, von: Über Handhabung und Erweiterung des Kriegsspiels (1879)
  • Reiswitz, George Baron v.: Anleitung zur Darstellung militärischer Manöver mit dem Apparat des Kriegsspiels (Berlin 1824)
  • Rohne, Heinrich Wilhelm: Das Artillerie-Schießspiel (2. Aufl., Berlin 1893)
  • Schmidt, Hauptmann A.: Das Preussische Kriegsspiel (Berlin 1873)
  • Sonderegger, Emil: Anlage und Leitung von Kriegsspielübungen (Frauenfeld 1897)
  • Strohl, A.: Cavalleristisches Kriegsspiel auf Kriegsgeschichtlicher Grundlage (Österreich 1897)
  • Totten, Charles A.: „Strategoes“, An American game of war based upon military principles (USA 1880)
  • Trotha, Thilo v.: Anleitung zur Darstellung von Gefechtsbildern mittelt des Kriegsspielapparatus (Berlin 1870)
  • Tschischwitz, W. v.: Anleitung zum Kriegsspiel (Neiße 1862)
  • Verdy du Vernois, Julius v.: Beitrag zum Kriegsspiel (Berlin 1876)
  • Verdy du Vernois, Julius v.: The Tactical Game (1884)
  • Wells, H. G.: Little Wars (Edinburgh 1913)
  • Wilkinson, Spencer: Essays on the War Game (Großbritannien 1887)
  • Zimmermann, Carl v.: Winke und Ratschläge für die Leitung des Regimentskriegsspiels (Berlin 1901)

Military Miniatures Magazin berichtet regelmäßig über neue Spielregeln und interessante Entwicklungen im Wargaming.

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