Roadwarriors – Krieg auf der Autobahn
Fahrzeug- und Figurenumbau im Maßstab 1:72
Die Autobahn war schon im Jahr 2000 ein gefährliches Pflaster, aber in Zukunft könnte dort wirklich der Teufel los sein. Diese Fahrer sind jedenfalls darauf eingestellt ihre Vorfahrt mit allen Mitteln zu verteidigen.
Der FAV (Fast Attack Vehicle) genannte Geländewagen in der Bildmitte stammt aus einem Plastikbausatz von Games Workshop, die anderen Fahrzeuge sind Spielzeugautos verschiedener Hersteller, mit Waffen aus dem FAV Bausatz nachgerüstet. Im Spielwarenhandel findet sich ein riesiges Angebot dieser billigen und attraktiven Modelle, die sich für Roadwarrior-Szenarien besonders eignen.
- Autos aus ZinkspritzGuss von SIKU, Matchbox, HotWheels
- Hubschrauber und Infanterie, Revell
- Bewaffnung, Games Workshop
- Fahrer und Bordschützen, Games Workshop
- Zurüstsatz, Roco Nr. 277
- Dünne Pappe oder Plastikplatten
- Maschendraht in 1:72 oder HO
- DAS-Pronto Modelliermasse
- Handbohrfutter und Metallbohrer
- Sprühlack matt-schwarz, Revell
- Schleifpapier mittelfeiner Körnung
- Sekundenkleber
- Heißklebepistole
Planung der Umbauten
Die englische Firma Games Workshop hat eine Reihe von Figurenpackungen in 20 mm-Größe veröffentlicht, die mit Matchbox-Autos sowie mit den 1:72 Hubschraubern und Fahrzeugen von Revell, Airfix und ESCI kompatibel sind. Jede Packung der „Dark Future“ Figurenserie enthält einen Zurüstsatz mit Fahrzeugwaffen aus Hartplastik. Die Miniguns, Drehtürme, schweren Maschinengewehre und Granatwerfer tragen an der Unterseite einen kleinen Zapfen, mit dem sie in der Karosserie verankert und anschließend mit Sekundenkleber fixiert werden.
Zur Planung der Umbauarbeiten werden die verschiedenen Zurüstteile an die Autos gehalten und deren Wirkung überprüft. Ein leichtes Maschinengewehr kann vielleicht in der Mitte der Motorhaube montiert werden, wenn man davon ausgeht, dass im Motorraum eine entsprechende Unterkonstruktion eingebaut wurde. Nach vorne feuernde Doppel-MG wirken sehr beeindruckend, wenn sie auf den Kotflügeln montiert sind. Wir gehen wiederum davon aus, dass es sich nicht um werksmäßige Kotflügel handelt, sondern um ausreichend verstärkte Spezialanfertigungen, die das Gewicht der Bewaffnung aushalten. Granatwerfer und Drehtürme mit schwenkbaren Waffen gehören in der Regel auf das Fahrzeugdach.
Roadwarrior Fahrzeuge sind im Innenraum leicht gepanzert. Manche Autos tragen aber zusätzliche, improvisierte Panzerung an der Außenseite der Karosserie. Simulierte Stahlplatten werden aus dünner Pappe oder aus Plastikplatten geschnitten und deren realistische Wirkung am Fahrzeug überprüft. Aus Gewichtsgründen sollte diese Art der Panzerung nicht übertrieben werden.
Maschendraht im 1:72er Maßstab ist ein wichtiger Bestandteil der Panzerung. Der Draht ersetzt die ungepanzerten Fensterscheiben am Fahrzeug und schützt den Innenraum vor herumfliegenden Wrackteilen. Um das geparkte Fahrzeug herum aufgestellt, bringt ein Maschenzaun gefährliche Hohlladungsgranaten frühzeitig zur Explosion und schützt das Fahrzeug vor einem Treffer.
Rammschutz aus T-Trägern ersetzt die unzureichende Stoßstange. „Hedgerow-Cutter“ aus angespitzten und mit V-förmigen Stahlplatten unterlegten T-Trägern werden an der Vorderseite des Fahrzeuges angebracht. Diese Heckenschneider legen problemlos kleine Bäume, Hecken, Zäune und Barrikaden flach.
Persönliche Ausrüstung des Fahrers wird oft außen am Fahrzeug befestigt, dazu gehören Zeltplanen, Deckenrollen, See- und Rucksäcke, Sandbleche, Schaufel, Spitzhacke, Abschleppseil, Stahltrosse und Ketten, Reserveräder, Benzin- und Wasserkanister, Holzkisten mit Proviant oder Munition, Stacheldraht, Tarnnetz, Funkantenne und diverse Beutestücke. Diese Ausrüstung stammt zum Teil aus dem Zurüstsatz der Firma Roco. Manches muss angefertigt oder aus Modellbausätzen entnommen werden. Planen und Deckenrollen wirken sehr realistisch, wenn man sie aus zusammengerollten Papiertaschentüchern oder DAS-Pronto Modelliermasse herstellt. Die Taschentücher werden trocken gerollt, anschließend durchfeuchtet und an den Enden mit Nähgarn verschnürt.
Fahrzeugkolonnen der Roadwarrior gleichen einer Karawane. Im Gegensatz dazu wirken die Dienstfahrzeuge der Polizei und Sicherheitskräfte erstaunlich aufgeräumt, doch wird auch hier der Stauraum außen am Fahrzeug genutzt, um die lebenswichtige Ausrüstung unterzubringen. Kleinlaster sind als Versorgungsfahrzeuge sehr beliebt, aber auch verwundbar. Deren Verlust bedeutet oft das Ende eines Streifzuges, nicht ohne Grund sagt man „don’t put all eggs in one basket“.
Zerlegen der Autos
Matchbox und SIKU Autos müssen zerlegt werden, damit man an die Bauteile besser herankommt, zum Beispiel wenn eine Fahrerfigur in den Wagen gesetzt werden soll. Es ist aber auch möglich, auf die Gestaltung des Innenraumes zu verzichten, indem man die Fenster Schwarz oder Silber tönt. In diesem Fall wird das Auto nicht zerlegt, sondern nur bewaffnet, matt-schwarz grundiert und anschließend bemalt.
An den Unterseiten der Autos befinden sich ein oder zwei Niete, die die Karosserie und das Chassis zusammenhalten. Die umgebörtelten Nietköpfe können mit einem 4–5 mm Metallbohrer vorsichtig ausgebohrt werden, woraufhin sich die Fahrzeughälften ganz leicht voneinander lösen. Die Nietstange bleibt stehen, sie wird später wieder durch das Chassis gesteckt und mit einem neuen Nietkopf aus der Heißklebepistole versehen.
Bewaffnung
An den Stellen, an denen Fahrzeugwaffen angebracht werden sollen, werden kleine Löcher in die Karosserie gebohrt. Die Miniguns, MGs und Granatwerfer der Dark Future Serie setzt man mit dem an der Unterseite befindlichen Zapfen in die Bohrung und prüft die Passgenauigkeit beider Teile. Eventuell muss mit Schleifpapier eine glatte Auflagefläche geschaffen werden. Anschließend fixiert man die Bauteile mit Sekundenkleber. Eine zusätzliche Klebesicherung wird erreicht, wenn man den Montagezapfen der Waffe an der Innenseite der Karosserie noch mit einem kleinen Tropfen Heißkleber fixiert.
Gestaltung des Innenraumes
Wer viel Wert auf eine realistische Gestaltung des Innenraumes legt, kann den Beifahrersitz und die Rückbank entfernen, wie dies in Tourenwagen üblich ist. Die Chassis der Matchbox-Autos sind im Innenraum nicht vorbildgetreu ausgearbeitet, ein Mangel, den man mit gestapelten Kisten und anderer herumliegender Ausrüstung ganz einfach kaschiert.
In der Dark Future Figurenserie von Games Workshop gibt es verschiedene Roadwarrior Fahrerfiguren, die bemalt und danach mit Heißkleber auf dem Sitz befestigt werden. Zuvor sollte geprüft werden, dass die Figur nicht mit dem Kopf gegen das Dach stößt und damit das spätere Zusammenfügen der Fahrzeughälften blockiert. Es ist zu beachten, dass die Verglasung unter dem Dach ca. 2 mm aufträgt und den Kopfraum weiter reduziert. Eventuell muss der Fahrersitz tiefergelegt, bzw. die Sitzfläche etwas abgeschliffen werden.
Improvisierte Panzerung und Rammschutz
Panzerplatten aus dünner Pappe oder so genannter Plasticcard dienen als zusätzlicher Schutz an Front- und Seitenscheiben. Der hier gezeigte Kenworth Sattelzug mit Tankauflieger hat Panzerplatten zum Schutz der Besatzung im Führerhaus erhalten. Das Fahrzeug ist unbewaffnet, da es sich mit seiner gefährlichen Ladung unmöglich an Feuergefechten beteiligen kann. Außerhalb von gesicherten Ortschaften fahren die kostbaren Tankwagen normalerweise mit Begleitschutz. Der gewählte Tarnanstrich schützt vor Beobachtung aus der Luft.
Mit dem Skalpell werden schmale Sehschlitze in die Panzerplatten geschnitten, hier sind sie jedoch nur mit schwarzer Farbe angedeutet. Beim Vorbild, dem M3 Half-Track, sind die Panzerplatten mit Scharnieren versehen, sie können während den Gefechtspausen heruntergeklappt werden und geben dem Fahrer ein besseres Sichtfeld. Zum Schutz der Reifen deckt man die Radausschnitte im Kotflügel mit Panzerplatten ab.
Rammschutz am Heck ist sinnvoll, insbesondere bei Verfolgungsjagden. Seitlicher Rammschutz wird kaum benötigt, da man dem Aufprall in der Regel durch Bremsen, Gasgeben oder seitliches Abdrehen entgeht. Vorne sollte das Fahrzeug mit einem Hedgerow-Cutter ausgestattet werden, der Barrikaden, Bäume und Büsche abräumt.
Bemalung
Matt-schwarze Grundierung aus der Sprühdose bildet eine gute Grundlage für die spätere Bemalung. Bei zerlegten Fahrzeugen kann die Karosserie auch Innen schwarz grundiert werden. Zum Bemalen verwenden wir Acrylfarbe, die matt trocknet und dem Fahrzeug ein stumpfes und verwittertes Aussehen verleiht. Im Drybrushing-Verfahren wird der Lack auf die Karosserie gebürstet, wobei in den Nahtstellen zwischen den Karosserieteilen die Grundierung stehenbleibt und einen scharfen Kontrast bildet.
Drybrushing in aufgehellten Tönen der Grundfarbe hebt ausgeblichene und abgenutzte Stellen hervor. Dabei kann auch mit etwas feuchterem Pigment und mit einem aufgefächerten Pinsel gearbeitet werden, der die Farbe streifig aufträgt und Kratzer im Lack darstellt. Vorsichtiges Drybrushing mit Silber hebt stark abgenutzte und von Lack befreite Stellen am Fahrzeug hervor, z. B. Haltegriffe, Scharniere, Ladeflächen und Einstiegsluken an Panzern.
Austretendes Öl und Benzin an Radnaben, Tankdeckeln und Reservekanistern wird mit schwarzer Lavur angedeutet, die z. B. am Kotflügel herunterläuft. Rotbraune Lavur stellt Rostflecken dar, wenn sie an Ketten, Stahltrossen, Kanistern und Karosserieteilen verwendet wird.
Ausrüstung sollte vor dem Anbringen an der Karosserie bemalt werden, sie wird erst später am bemalten und zusammengebauten Fahrzeug befestigt. Zum Abschluss wird das Fahrzeug noch per Drybrushing eingestaubt. Wer es besonders schmutzig mag, kann etwas feinen Sand oder Mehl mit Umbra Acrylfarbe vermischen und diesen Schlamm auf Reifen, Kotflügel und Seitenteile bürsten. Der Effekt sollte allerdings nicht übertrieben werden.
Zusammenbau der Autos
Vor dem Zusammenbau werden die Räder und Achsen mit Heißkleber am Chassis fixiert. Damit wird verhindert, dass das Modell weiterhin herumrollt. Es ist kein Spielzeug mehr, sondern ein hochwertiges Modell, das beispielsweise in Dioramen eingesetzt wird. Wenn die Räder fixiert sind, kann das Modell auch auf abschüssigen Streckenabschnitten sicher stehen.
Wenn sorgfältig gearbeitet wurde, passen Innenraum und Chassis ohne Gewaltanwendung wieder in die Karosserie, und die Nietstange schließt mit der entsprechenden Bohrung im Chassis bündig ab. Anstelle des alten Nietkopfes wird nun ein Tropfen Heißkleber aufgebracht, der die Fahrzeughälften wieder fest verbindet.
Ausrüstung
Wichtige Ausrüstung, Waffen und Munition wird normalerweise im Innen- und Kofferraum sorgfältig verstaut, wo sie vor Beschädigung geschützt ist. See- und Rucksäcke, Decken und Drahtrollen finden auf dem Dach Platz, sofern dort kein MG-Turm montiert ist. Auf Kotflügeln, Motorhauben und Kofferraumdeckeln werden Halterungen für Reserveräder, Kanister, Werkzeug und Sandbleche angebracht. Zeltbahnen und Tarnnetze können auf die verlängerten Holme des Rammschutzes gelegt und dort festgebunden werden.
Beim Beladen des Fahrzeuges sind der Kreativität kaum Grenzen gesetzt, schließlich entscheidet der Fahrer, auf welche Gegenstände keinesfalls verzichtet werden kann. In Modellbahngeschäften gibt es Liegestühle, Sonnenschirme, Surfbretter, Fahrräder, Jagdtrophäen und viele andere Dinge im passenden HO Maßstab, die der Roadwarrior auf seinen Streifzügen gerne mitnimmt.