Verwitterung an Fahrzeugen

Bemalungstechniken in 1:72

verwitterter Panzer.
Verwitterter Panzer, Typ sIG33

Panzer III, sIG33 Infanteriegeschütz aus der Sammlung von Jim Gordon. Der Umbau basiert auf dem Pz.Kpfw. III Ausf. N von Esci. Das Modell wurde dunkelgelb grundiert und anschließend mit grüner und brauner Pastellkreide getarnt. Das Fahrzeug wurde mit den hier vorgestellten Techniken detailliert und verwittert.

Werkzeug und Zubehör

Luftperspektive

Luftperspektive hat damit zu tun, dass die Farbe eines Objekts zunehmend heller wargenommen wird, je weiter der Betrachter davon entfernt ist. Eine schwarze Fläche erscheint grau wenn sie auf Distanz betrachtet wird, das reflektierte Licht kommt nicht mit voller Intensität beim Betrachter an. Mit zunehmendem Abstand zwischen Objekt und Betrachter wird das reflektierte Licht immer mehr zerstreut. Die Luftperspektive bei Modellen im Maßstab 1:72 kann entsprechend der maßstäblichen Entfernung zum Betrachter festgestellt werden, z. B. 50 cm (tatsächlicher Abstand zum Modell) × 72 (Maßstab des Modells) = 36 m Scale Entfernung. Aus 36 m Entfernung betrachtet, wirkt ein Fahrzeug wesentlich heller als in unmittelbarer Nähe. Der Luftperspektive entsprechend, muss das Modell in helleren Farbtönen bemalt werden als das Original.

Mit zunehmender Entfernung zum Objekt nimmt der Betrachter außerdem immer weniger Details war. Schmutzflecken, Schlammspritzer, Roststellen und andere Oberflächenveränderungen werden nicht mehr unterschieden. Aus 36 m Entfernung betrachtet, wirken Panzerfahrzeuge schlicht, eintönig und für den Betrachter wenig interessant, nur die Größe des Panzers fällt deutlich auf. In dieser Weise bemalt, entspricht das Modell zwar dem Vorbild, das Ergebnis ist aber ziemlich reizlos. Stattdessen soll versucht werden, die Luftperspektive darzustellen und gleichzeitig einige Details hervorzuheben, die das Auge zum Verweilen einladen.

Grundlagen

Beim Bemalen von Fahrzeugen im Maßstab 1:72 werden die Grundfarben mit 10–30 % Weiß abgemischt, abhängig davon, wie stark das Fahrzeug ausgeblichen ist. Der gewählte und abgemischte Farbton sollte zunächst an einer geeigneten Oberfläche getestet werden, bis der gewünschte Effekt erreicht ist. Gegebenenfalls können andere Farbtöne in kleinen Mengen beigemischt werden. Nach dem Bemalen sollte das Modell deutlich ausgeblichen wirken. Schwarz darf niemals in voller Intensität verwendet werden, die Farbe ist grundsätzlich mit grün, braun oder anderen Farben abzumischen. Gummiteile und Waffen sollten dunkelgrau bemalt werden. Einzige Ausnahme sind Sehschlitze, die mit reinem Schwarz ausgemalt werden können.

Im nächsten Arbeitsgang werden die Details hervorgehoben. Zunächst wird das gesamte Modell mit glänzendem Firnis überzogen. Der Lack bildet nach dem Trocknen eine glatte Oberfläche, auf der die Abziehbilder sehr gut haften. Nachdem die Abziehbilder ausreichend getrocknet sind, werden sie mit glänzendem Firnis versiegelt. Anstelle von Firnis kann auch glänzendes Fußbodenwachs verwendet werden, der Lack ist jedoch streichfähiger.

Sobald der Lack gut ausgetrocknet ist, wird schwarzbraune Wasserfarbe mit dem Pinsel in Vertiefungen, Scharniere, Blechstöße, Löcher, Kettenglieder, Laufrollen und Radaufhängungen eingebracht (engl. pin wash). Überflüssige Farbe kann mit einem feuchten Pinsel entfernt werden. Der glänzende Firnis verhindert, dass die Wasserfarbe in die Grundfarbe des Modells eindringt und den aufgehellten Farbton wieder abdunkelt. Matte Oberflächen wirken dagegen wie ein Schwamm, sie saugen die Wasserfarbe auf.

Nachdem die Wasserfarbe getrocknet ist, wird sie mit mattem Firnis fixiert. Acryl Sprühlack eignet sich dafür besonders gut. Es ist darauf zu achten, dass alle glänzenden Stellen am Modell übersprüht und wieder mattiert werden.

Im nächsten Arbeitsgang werden einige erhabene Details trockengebürstet, insbesondere im Bereich der gerade dunkel lavierten Stellen. Kanten und Stöße an den Aufbauten sollten nicht gebürstet werden, sie treten sonst viel zu deutlich hervor. Lediglich die Kleinteile werden in dieser Weise bearbeitet und hervorgehoben. Die Grundfarbe wird noch einmal mit 10-20 % weißer Farbe aufgehellt und dann vorsichtig auf die erhabenen Details gebürstet. Ein einziger Arbeitsgang reicht völlig aus. Es ist nicht notwendig oder sinnvoll, das Modell in zunehmend helleren Farbtönen zu bürsten. Der dadurch erreichte Effekt wirkt nicht mehr realistisch. Weniger ist mehr! In der Regel wird das Trockenbürsten nämlich stark übertrieben. Wer einen realistischen Effekt erreichen möchte, sollte schon vor dem Erreichen des gewünschten Effekts mit dem Bürsten aufhören.

Trockenbürsten ist notwendig, um den Beleuchtungseffekt des natürlichen Lichts am Modell annähernd darzustellen, insbesondere die Reflektion von verschiedenen Oberflächen eines Fahrzeuges. Unsere Sinne akzeptieren das Resultat als gelungene Simulation der natürlichen Lichtverhältnisse. Der Gesamteindruck ist sehr angenehm und von künstlerischem Wert. Beim Trockenbürsten an Fahrzeugen darf nicht mit zu trockener Farbe gearbeitet werden, der Farbauftrag wird sonst fleckig. Der Autor verwendet Malmittel, um Acrylfarbe länger streichfähig zu halten. Kunstharz-Emailfarbe eignet sich sehr gut zum Trockenbürsten weil sie langsam trocknet.

Verwitterter Sturmtiger.
Verwitterter Sturmtiger

Nach dem Lavieren und Trockenbürsten sieht das Modell bereits sehr gut aus, der Lack ist etwas verblichen, Vertiefungen sind schattiert und Details hervorgehoben. Der hier gezeigte Sturmtiger wurde aus einem Hasegawa Tiger I umgebaut. Das Modell wurde grün grundiert und mit beigen und braunen Tarnmustern übersprüht.

Das Modell wirkt sauber. Verschmutzung im Bereich des Kettenantriebs kann mit der Spritzpistole angedeutet werden. Stark verdünnte Erdfarben eignen sich sehr gut, der Autor verwendet Umbra gebrannt. Eine feine Schicht verdünnter Farbe reicht völlig, der Effekt sollte nicht übertrieben werden.

Verschmutzung an der Rohrmündung und Abrieb an den Kettenoberseiten kann mit Graphitpulver dargestellt werden, z. B. indem man etwas Bleistiftgraphit mit dem Finger auf diese Stellen reibt. Pastellkreide ist ebenfalls geeignet, allerdings ist bei der Anwendung etwas Vorsicht geboten denn Kreide verändert die Grundfarbe des Modells sehr schnell. Kreide wirkt am Modell wie starker Straßenstaub, der matte Anstrich sieht dagegen viel sauberer aus.

Starkes Schattieren

Das Modell wird in einem dunklen Farbton grundiert und anschließend in der aufgehellten Grundfarbe gespritzt. Der Farbauftrag sollte in mehreren dünnen Schichten erfolgen, bis die gewünschte Sättigung erreicht ist. Der Autor verwendet beispielsweise eine grüngraue Grundierung unter dunkelgelben Grundfarben. Die Grundierung scheint in den Vertiefungen und entlang der Details deutlich durch die Grundfarbe. Wer eine besonders starke Schattierung wünscht, kann zusätzlich noch Lavieren, wie oben.

Gespritzte Tarnmuster

Tarnmuster an Fahrzeugen werden normalerweise mit Pinseln, manchmal mit den Händen oder mit Spritzpistolen angebracht. Gespritzte Muster sind sehr gut an den feinen Übergängen zwischen dem Tarnmuster und der Grundfarbe zu erkennen. Der Effekt kann am Modell mit Pastellkreide dargestellt werden, indem man den Kreidestaub mit einem abgenutzten Pinsel in die Grundfarbe reibt. Kreide kann nur auf matter Grundfarbe angewendet werden, sie muss anschließend mit feinen Sprühlack versiegelt werden. Sobald der Lack trocken ist kann das gesamte Modell glänzend lackiert und danach laviert werden.

Starke Verwitterung

Nachdem das Fahrzeug bemalt und verschmutzt wurde, können sämtliche Flächen noch einmal mit einem aufgehellten Farbton trockengebürstet werden. Die verschmutzten Stellen werden allerdings nur im Farbton der Grundfarbe gebürstet. Dieser Kontrast reicht bereits aus, da der Hintergrund durch die erdfarbene Verschmutzung wesentlich dunkler ist.

Starkes Verblassen

Farbflächen unter starker Sonneneinstrahlung verblassen sehr schnell, dies ist insbesondere bei Fahrzeugen in Wüstengebieten der Fall. Der Effekt kann am Modell mit einem feinen Sprühnebel von weißer Wasserfarbe dargestellt werden. Dieser Arbeitsgang sollte zuletzt durchgeführt werden. Zu viel aufgetragene Farbe kann mit Wasser sofort wieder abgespült werden.

Jim Gordon

Bemalen von Figuren und Fahrzeugen