Johann Gottlieb Rall

Landgrafschaft Hessen-Kassel

Major Johann Gottlieb Rall im Siebenjährigen Krieg, 40 mm Zinnfigur Prince August.

Johann Gottlieb Rall, landgräflich hessen-kasselscher Oberst, war ein Soldatenkind; die Dienstpapiere nennen als seine „Heimat“ das Regiment des Generalmajors A. M. v. Donop. Vermutlich war ein Capitän Joachim Rall, aus Stralsund gebürtig, welcher am 1. Mai 1717 in dasselbe eingetreten war, sein Vater. Der Sohn Rall, dessen Geburtsjahr nicht angegeben wird, ward am 1. März 1740 Kadett, am 25. Juli 1741 Fähnrich, am 28. August 1745 Lieutenant und am 10. Mai 1753 Capitän bei dem nämlichen Regiment, welches damals Oberst Prinz Casimir von Isenburg-Birstein hieß, wurde in demselben, welches jetzt den Namen des Generalmajors J. A. v. Bischhausen führte, am 7. Mai 1760 zum Major befördert, diente ab Mai 1762 als Kommandeur der hessen-kasselschen Chasseurs von der Armee, und ward im Januar 1763 in das Garnisonregiment des Generalmajors J. L. F. v. Stein versetzt, in welchem er zum Oberstlieutenant aufrückte. Am 22. April 1771 wurde er aus diesem, welches jetzt der Oberst H. H. Heldring befehligte, als überkompletter Oberst zum Grenadierregiment des Oberst W. v. Mansbach versetzt und im Januar 1772 zum Chef des Regiments ernannt.

Er hatte in dieser Zeit während des österreichischen Erbfolgekrieges an Feldzügen in Bayern, am Rhein, und in den Niederlanden teilgenommen, 1745 in Schottland gegen die Jakobiten gekämpft, hatte 1756 die hessische Entsendung nach England und hinterher den ganzen Siebenjährigen Krieg mitgemacht und hatte nach Ausweis seiner Stammrolle 1744 bei der Ersteigung der Kron-Weißenburger Schanzen (Weißenburger Linien), 1746 bei Rocourt, 1747 bei Laffeld, 1757 bei Hastenbeck, 1758 bei Sandershausen und bei Lutterberg, 1759 bei Bergen, Minden und Fulda, 1760 bei Zierenberg, 1761 vor Kassel und bei Vellinghausen, 1762 bei Grebenstein, Wilhelmsthal und Speele gefochten, war vom September 1771 bis August 1772 nach Russland beurlaubt gewesen, um am Krieg gegen die Türken teilzunehmen und hatte hier namentlich unter Orlow auf der Flotte gedient.

Im Jahre 1776 gehörte das Grenadierregiment Rall zu den 12.500 Mann, welche Landgraf Friedrich II. infolge des am 15. Januar mit Großbritannien abgeschlossenen Vertrages in englischem Sold nach Nordamerika sandte. Das Regiment zählte, wie die hessischen Truppenteile überhaupt eine geringe Stärke hatten, nur etwa 500 Mann und wird daher häufig als Bataillon bezeichnet; es gehörte zur 1. Division, welche der General v. Heister befehligte. Am 6. März aus der Heimat abmarschiert, kam es erst am 17. August im Hafen von Sandy-Hook an der nordamerikanischen Küste an. Hier gab es sofort blutige Arbeit; der englische Oberbefehlshaber, Lord William Howe, hatte mit Sehnsucht auf die Ankunft der deutschen Waffengefährten gewartet, um angriffsweise gegen den Feind vorzugehen.

Schon am 26. August nahm Rall an dem siegreichen Gefecht bei Flatbush teil; sein Regiment hatte das Glück eine Fahne zu erbeuten; der leichte Erfolg legte in seiner Seele den Grund zu der Missachtung seiner Gegner, welche ihm verhängnisvoll werden sollte. Die nächste Gelegenheit zur Auszeichnung bot sich ihm am 28. Oktober, wo Howe Washington angriff, dessen Heer in den White Plains stand. Rall befehligte hier die Brigade Mirbach, besetzte gleich zu Anfang des Gefechtes aus eigenem Antrieb einen von den Amerikanern unbeachtet gelassenen wichtigen Hügel, behauptete diesen gegen die feindlichen Versuche ihn zu nehmen und trug später durch einen ungestümen Angriff gegen den rechten feindlichen Flügel wesentlich zur Entscheidung des Tages bei; der englische General Lord Cornwallis bezeugte, dass Rall’s Benehmen die Bewunderung des ganzen Heeres gefunden habe. Bei der Einnahme des später Fort Knyphausen genannten Fort Washington am 16. November führte Rall die eine der beiden Angriffskolonnen, welche den Sturm ausführten. Howe’s Tagesbefehl, welcher den Truppen für ihre Leistungen dankt, nennt auch Rall’s Namen.

Im Laufe der nächsten Wochen brachten die Amerikaner den Delaware zwischen sich und ihre Gegner, worauf die Letzteren Winterquartiere bezogen. Rall und seiner aus den Regimentern Rall, Knyphausen und Loßberg bestehenden Brigade, zu welcher noch 50 hessische Jäger und 20 englische leichte Dragoner stießen, waren dieselben in den am Fluss liegenden Städtchen Trenton angewiesen. Er hatte sich diesen äußersten Posten von Lord Howe, der ihn wegen seiner mehrfach bewiesenen Tapferkeit sehr schätzte und auszeichnete, selbst ausgebeten. Die Vorsichtsmaßregeln, welche er in seiner sehr gefährdeten Stellung traf, waren durchaus ungenügend. Für seine eigene Person erwies er sich höchst sorglos und die Lässigkeit, welche er im Sicherheits- und Aufklärungsdienst zeigte, ging bald auch auf die Mannschaften über.

Die Kenntnis, welche er von umlaufenden Gerüchten inbetreff eines von den Amerikanern beabsichtigten Überfalls erhielt, bewog ihn ebensowenig Gegenmaßregeln gegen einen solchen zu treffen, wie die Vorstellungen seiner Offiziere dies vermochten. Auch die Gefährdung seiner Verbindung mit den nächstbenachbarten befreundeten Truppen durch den Feind und dessen mehrfaches Überschreiten des Delaware erschütterten nicht seinen Glauben, dass die Amerikaner keinen Angriff wagen würden. Trotzdem erfolgte dieser in der Morgendämmerung des 26. Dezember. Washington selbst machte ihn mit 2400 Mann und 18 Geschützen, die er in einer bitterkalten Nacht, unter Regen und Schneegestöber, herangeführt hatte. Er gelang vollständig. Die Hessen setzten sich freilich zu heftiger Gegenwehr, aber Rall’s Anordnungen zu derselben waren wenig zweckmäßig; er selbst ward nach kurzer Zeit tödlich verwundet und in zwei Stunden war der ganze Kampf beendet. Die Hessen hatten an Toten, Verwundeten und Gefangenen 933 Mann eingebüßt; 398 Mann und außerdem die Jäger und Dragoner entkamen; die 6 Regimentsgeschütze fielen ebenfalls in die Hände der Sieger. Rall erlag am Abend des nämlichen Tages seinen Wunden. „Er starb gern“, sagt das Tagebuch eines Mitkämpfers, „ja vergnügt, daß er nicht genöthigt war seine Ehre zu überleben“. Die angestellte Untersuchung lässt Rall’s Schuld noch größer erscheinen, als sie nach dem Vorstehenden gewesen wäre, indem sie dartut, dass er am Abend vorher der Flasche, die er neben der Musik sehr liebte, stark zugesprochen hatte und annehmen lässt, dass er am anderen Morgen, wo sein Adjutant ihn nur schwer ermuntern konnte, noch unter dem Einfluss des zu reichlich genossenen Getränkes gestanden hat. Bei aller Tapferkeit fehlten ihm überhaupt Geistesgegenwart und Festigkeit des Entschlusses.

Donald N. Moran schreibt in einem Beitrag in der November/Dezember Ausgabe 2007 des Liberty Tree Newsletter, die angebliche Drunkenheit der hessischen Truppen bei Trenton sei ein häufig wiederholter Mythos, dessen fehlerhafte Details aus einem gefälschten Tagebuch stammten. Moran erklärt, Rall’s Posten seien ständigen Überfallen seitens der Amerikaner ausgesetzt gewesen, die auch mit Artillerie über den Delaware geschossen hätten. Die hessischen Linien seien stark überdehnt, die Truppen zu müde gewesen, um ihre Stellungen ordentlich auszubauen, und britische Vorgesetzte hätten Rall die erforderlichen Verstärkungen verweigert, weil sie die Amerikaner missachteten.

Die oben abgebildete, 40 mm große Zinnfigur von Prince August wurde mit Dupli-Color Deco Matt Acryl »Schokoladenbraun RAL 8017« grundiert und mit Künstler-Acrylfarbe bemalt. Zum Schutz der Bemalung erhielt der Zinnsoldat einen Firnis von »Lascaux Transparentlack 3 seidenglanz«. Major Rall und sein stichelhaariges Pferd sind für das Spielsystem Charge! auf ein 22,5 × 51 mm großes ferromagnetisches Fußbrettchen aus Eisenblech montiert. Der Major trägt die Uniform des hessen-kasselschen Infanterie-Regiment von Bischhausen im Siebenjährigen Krieg.

Bibliographie

Quelle: Bernhard von Poten

Hessen-Kasselsche Armee im Siebenjährigen Krieg

Figuren des Amerikanischen Unabhängigkeitskrieges