Linien
Linien, eine Reihe zusammenhängender Verschanzungen, welche eine Strecke von einer oder einigen Stunden lang fortlaufen und zur Deckung einer ganzen Stellung oder eines ganzen Landes dienen sollen. Sie sind bald gerade fortlaufend, bald im Zickzack gebrochen, von Zeit zu Zeit mit Redouten und Fleschen versehen etc. Man findet viele den Linien ähnliche Rudera von alten vorgeschichtlichen Völkern hier und da (s. Chinesische Mauer), auch die Römer legten in der Teufelsmauer und dem Pfahlwall (s.u. Limes) in Süddeutschland, in dem Vallum Hadriani in Britannien und in dem Trajanswall an der unteren Donau Linien an. Das rechte Zeitalter der Linien begann zu Ende des 17. Jahrhunderts in Ludwigs XIV. Kriegen. Hier suchte man die alten Zirkum- und Kontravallationslinien zum Angriff der Festungen hervor und deckte auch durch Linien ganze Stellungen, und die Kriege des Herzogs von Luxemburg in den Niederlanden und besonders des Markgrafen von Baden in Deutschland wurden sehr vorsichtig, größtenteils mit Verschanzungen in Linienform geführt; die Linien an der Lys von Denain, von Stollhofen, an der Lauter, bei Weißenburg waren die berühmtesten. Seitdem sind die Linien aber als unzweckmäßig durch die Erfahrung bewiesen worden, da sie den Fehler zu weit ausgedehnter Stellungen haben, und fast ganz außer Gebrauch gekommen, und nur die Weißenburger Linien haben im Revolutionskriege, so wie die Linien der Engländer zwischen dem Tajo und dem Meere vor Lissabon (eigentlich nur Verschanzungen), in dem Kriege 1810 und 1811, noch ihr Andenken erhalten.
Quelle: Pierer’s Universal-Lexikon 4. Auflage 1857–1865