Johann von Ewald

Capitain Jakob Ewald, 40 mm Zinnfigur Prince August.

Johann von Ewald, geb. als Sohn eines Postbeamten in Kassel am 30. März 1744, gestorben als dänischer Generallieutenant auf einem Landgut in der Nähe von Kiel am 25. Juni 1813. Er trat am 24. Juni 1760 als Cadet in das hessische Infanterie-Regiment v. Gilsa (Nr. 3) ein und machte in demselben die letzten Feldzüge des Siebenjährigen Krieges mit. Am 30. Mai 1765 in Anerkennung seiner militärischen Tüchtigkeit zum 3. Gardebataillon in Kassel und 1769, weil das Offizierkorps der Garde fortan nur aus Adligen bestehen sollte, zum Leibregiment daselbst versetzt, hatte er 1770 das Unglück, in einem Duell das linke Auge zu verlieren, konnte aber schon 1771 seinen Dienst wieder antreten. Unter Mauvillons Leitung militärwissenschaftlich gebildet, gab Ewald 1774 die kleine, mit Anerkennung aufgenommene Schrift: „Gedanken eines hessischen Offiziers über das, was man bei Führung eines Detachements im Felde zu thun hat“, heraus, welche ihm (6. März 1774) die Ernennung zum Capitän bei den Leibjägern eintrug. Im Januar 1776 traf der englische Lieutenant-Colonel William Fawcett in Kassel ein, um den berüchtigten Traktat abzuschließen, infolge dessen der Landgraf den Engländern für den nordamerikanischen Krieg 14.000 Mann Hessen überließ. Die erste Division dieses Hilfscorps unter General v. Heister ging im März, die zweite, zu der auch Ewalds Jägercorps gehörte, unter Generallieutenant v. Knyphausen im Mai 1776 nach Portsmouth, und von dort, vereinigt mit einer braunschweigischen Division und einem waldeckschen Regiment, am 28. Juni nach Amerika ab, wo sie am 22. Oktober bei New-Rochelle ausgeschifft wurden. Mit ausgezeichneter und allseitig anerkannter Bravour machte nun Ewald die Feldzüge der nächsten Jahre mit, deren Einzelheiten zu berichten hier nicht der Ort ist, bis er durch die am 17. Oktober 1781 von Lord Cornwallis unterzeichnete Kapitulation von Yorktown mit dessen ganzem Corps in Kriegsgefangenschaft geriet. Auf Ehrenwort entlassen, wurde er 1782 zu Long-Island in Folge der vorausgegangenen Strapazen, denen er sich jederzeit ohne jede Rücksicht auf seine allmählich nachlassenden Kräfte unterzogen hatte, durch ein heftiges Nervenfieber an den Rand des Grabes geführt. Als er genesen und ausgewechselt war, fand soeben der ganze Krieg durch den Pariser Frieden vom 20. Januar 1783 sein Ende. Am 18. Mai 1784 hielt Ewald mit dem Rest des hessischen Corps seinen Einzug in Kassel. Er ward nun in das zu Rheinfels garnisonierende Infanterieregiment Ditfurth (Nr. 10) versetzt (mit 300 Talern Wartegeld und der Anwartschaft auf die nächste freiwerdende Compagnie!). Hier veröffentlichte er 1785 seine „Abhandlung über den kleinen Krieg“, deren Widmung Friedrich der Große beifällig aufnahm und welche die im amerikanischen Kriege gemachten Erfahrungen namentlich über die Verwendung der Infanterie zuerst nach Europa verpflanzte. Ihr folgten später noch: „Abhandlung vom Dienst der leichten Truppen“, 1790; „Gespräche eines Husarencorporals, eines Jägers und leichten Infanteristen über die Pflichten und den Dienst der leichten Soldaten", 1794; „Belehrungen über den Krieg, besonders über den kleinen Krieg etc.“ (3 Teile), 1798; „Vom Dienst im Felde für Unteroffiziere der Infanterie und auch Laien in der Kriegskunst, welche zum Schutze des Landes bei der Landwehr und Küstenmiliz angestellt werden könnten“, 1802.

Inzwischen war Ewald, da seine Beförderung zum Major in Hessen noch immer auf sich warten ließ, am 16. August 1788 als Oberstlieutenant und Chef eines von ihm neu zu errichtenden („schleswig‘schen“) Jägercorps in dänische Dienste eingetreten. Von dieser Zeit an scheint er den dänischen Offiziersadel geführt zu haben; wenigstens auf dem Titel der Schrift vom Jahre 1790 nennt er sich „v. Ewald“. 1795 ward er Oberst, 1802 Generalmajor und 1803 erhielt er das Kommando eines Truppencorps, welches zur Wahrung der dänischen Neutralität im südlichen Holstein aufgestellt ward. Bei Fackenburg vor Lübeck kam es am 5. November 1806 zu einem leichtem Scharmützel mit den Franzosen unter Murat und Soult, welche bei der Verfolgung Blüchers die dänische Grenze nicht respektieren wollten. Ewalds Truppen waren zwar rasch von der Überzahl geworfen, aber sein energisches und unerschrockenes Auftreten, welches ihm selbst fast das Leben gekostet hätte, bewogen gleichwohl die französischen Führer, den Befehl zur Achtung des neutralen Gebietes zu geben. Seit 1807 stand Ewald, an der Spitze der Avantgarde, auf Seeland; 1809 in die Herzogtümer zurückgekehrt, erhielt er am 24. Mai den Befehl, zu General Gratien zu stoßen, zur Verfolgung Schills, dessen Schar bis Lübeck und an der holsteinischen Südgrenze streifte. Ohne bestimmten Befehl zum Überschreiten der Grenze zu haben, glaubte doch Ewald, Gratiens Aufforderung hierzu nicht, ohne die militärische Ehre seines Corps bloßzustellen, abweisen zu dürfen. Er nahm daher am 31. Mai teil am Sturm auf Stralsund, der Schill das Leben kostete. Der König von Dänemark billigte sein Verhalten durch die vom 31. Mai datierte Ernennung zum Generallieutenant. Gleich darauf ging Ewald bei Glückstadt über die Elbe; die Engländer, welche dort gelandet waren, zogen sich jedoch ohne Kampf auf ihre Schiffe zurück; der „Schwarze Herzog“ Friedrich Wilhelm von Braunschweig, gegen den darauf Ewald dirigiert ward, erreichte gleichfalls die Schiffe, ehe das Ewald‘sche Corps zur Stelle war.

1810 erhielt Ewald das Generalkommando in Holstein und daneben 1812 die Führung einer holsteinischen Division, welche beim Ausbruch des russischen Krieges dem 11. französischen Armeekorps zugeteilt ward, aber in Holstein stehen blieb. Ehe jedoch die kriegerischen Ereignisse 1813 auch die Elbherzogtümer berührten, musste Ewald wegen zunehmender Kränklichkeit am 1. Mai das Kommando niederlegen; wenige Wochen darauf starb er. Ewald war ein Mann von klarem Verstand, hoher Bravour und höchst ehrenhaftem streng soldatischem Charakter. Stets voll Teilnahme für das traurige Schicksal seiner deutschen Heimat, sah er sich nur mit schwerem Herzen zum Auftreten gegen Schill und den Herzog von Braunschweig gezwungen, wenn er auch deren Unternehmungen als hoffnungslos und darum unheilbringend betrachtete. — Seine Gattin, mit der er seit 1788 in glücklicher Ehe lebte, starb 1810; sein Sohn und Schwiegersohn waren die nachmaligen dänischen Generäle Karl v. Ewald (sein Biograph) und Löwenörn v. Bardenfleth. Der Vater des Unterzeichneten war von 1803–13 sein Adjutant und steter Begleiter.

Literatur

  • Ewald, Karl v.: Generallieutenant Johann v. Ewald‘s Levnetslöb (Kiöbenhavn 1838)

Quelle: Liliencron, Rochus Freiherr von, „Ewald, Johann von“ in: Allgemeine Deutsche Biographie 6 (1877)

Figuren des Amerikanischen Unabhängigkeitskrieges

Figuren der Napoleonischen Kriege