Oberst Christian Freiherr v. Ompteda

Ompteda, Christian Freiherr v. Ompteda, Oberst der Königlich Deutschen Legion, der ältere Bruder des hannoverschen Ministers Ludwig v. Ompteda, am 26. November 1765 zu Ahlden an der Aller, wo sein Vater Drost war, geboren, trat in den hannoverschen Militärdienst, ward 1781 mit dem hannoverschen „Auxiliarcorps“ als Chef einer Grenadierkompanie am Krieg gegen die französische Republik in den Niederlanden teil. Am 5 September jenes Jahres ware er bei Mont Cassel schwer verwundet; 1794 war er mit dem Feldmarschall v. Freytag in England. Als im Jahr 1803 die Franzosen Hannover besetzten, war er Major im Garderegiment; Auszüge aus den Briefen, welche er während dieser Zeit an seinen oben erwähnten Bruder geschrieben hat, sind in der Zeitschrift des Vereins für Niedersachsen vom Jahr 1860 und in „F. v. Ompteda, die Ueberwältigung Hannovers durch die Franzosen“, Hannover 1868, abgedruckt; sie geben ein treues Bild der Verhältnisse und Kennzeichnen den Schreiber als einen Mann von Geist und Herz.

Als in Gemäßheit der Elbkonvention vom 5. Juli 1803 die hannoversche Armee aufgelöst war, erstand sie jenseits des Meeres in der King’s German Legion von Neuem. Ompteda gehörte zu den Ersten, welche hinübergingen; schon am 13. November desselben Jahres ward er im 1. Linienbataillon wiederangestellt, welches großenteils aus Angehörigen seines früheren Regiments gebildet wurde. An der Spitze desselben machte er 1805 die Expedition nach dem nördlichen Deutschland mit, welche erfolglos blieb, weil Austerlitz und Trafalger die Weltlage anders gestalteten, schiffte im Frühjahr 1806 mit dem Bataillon nach Gibraltar und im Sommer 1807 nach Seeland über, wo er an dem Kampf gegen Dänemark teilnahm, geriet auf der Rückreise im November durch Schiffbruch an der holländischen Küste in Kriegsgefangenschaft und musste den Winter auf der Insel Gorkum [Gorinchem] zubringen. Im Frühjahr 1808 wurde er ausgewechselt. Aber seine Gesundheit hatte gelitten, Schwermut umdüsterte seinen Geist, er konnte nicht Dienst tun, ging nach dem Festland und lebte in Berlin und Dresden. 1812 war er genügend hergestellt, um nach England zurückkehren zu können. Es handelte sich darum, deutscherseits der englischen Regierung im tiefsten Vertrauen hochwichtige Mitteilungen militärischen Inhalts zukommen zu lassen, welche man dem Papier nicht anvertrauen wollte. Oberstlieutenant v. Opmteda wurde ausersehen, dieselben zu vermitteln. Er überbrachte sie und durfte dann seinen Kameraden nach der Peninsula folgen; am 6. Dezember mit 800 Mann eingeschifft, landete er am 18. desselben Monats zu Lissabon und traf am 23. Januar 1813 bei dem zu Nellos und Villa Secca in Portugal kantonierenden 1. leichten Bataillon ein, zu dessen Kommandeur er ernannt war. Später führte er mehrfach eine Brigade. Die britische Goldene Medaille, welche er trug, war mit den Schlachtnamen Vittoria, Nive und Nivelle geschnückt; bei Tolosa und bei Bayonne wird sein Name unter den besonders Ausgezeichneten genannt. Den Winter 1814/1815 brachte die Legion in Brabant und Flandern zu. Oberst v. Ompteda kommandierte jetzt eine Brigade, aus den beiden leichten, dem 5. und 8. Linienbataillon bestehend, welche zu der vom General v. Alten befehligten 3. Division des Wellingtonschen Heeres gehörte und bei der Eröffnung des Feldzuges unter das Kommando des Prinzen von Oranien trat. Während der Schlacht bei Quatre-Bras war sie gegen Neys Umfassungsversuche in die rechte Flanke entsendet, am folgenden Tag deckte sie auf dieser Flanke den Rückzug. In der Schlacht bei Waterloo, am 18. Juni 1815, stand sie im Zentrum der Schlachtlinie, das 2. leichte Bataillon hielt den Pachthof La Haye Sainte besetzt und erwarb durch dessen standhafte Verteidigung unvergänglichen Ruhm. Omptedas Truppen hatten einen schweren Stand; die ununterbrochen erneuten Angriffe der französischen Truppen sollten durchaus Napoleons Plan, die Mitte der gegnerischen Schlachtlinie zu durchbrechen, zur Ausführung bringen. Ein wütender Anfall folgte dem anderen; besonders die Kavallerie war unermüdlich in ihren Versuchen, die ihnen gegenüberstehenden Vierecke zu sprengen. Da ging am späten Nachmittag La Haye Sainte verloren; der Feind bereitete sich zu einem neuen Ansturm und Ompteda erhielt von General v. Alten etwa um 6 Uhr abends Befehl, das 5. Bataillon in Linie zu entwickeln und einer feindlichen Infanteriekolonne entgegenzugehen, welche eben im Vordringen begriffen war. Er machte auf die französischen Reiter aufmerksam, welche in einer Vertiefung des Geländes auf der Lauer lagen und auf einen solchen Augenblick der Schwäche warteten; die Wiederholung des Befehls durch einen höheren Offizier, aller Wahrscheinlichkeit nach den Prinzen von Oranien selbst, ließ ihm keine Wahl: er gehorchte, gab das verhängnisvolle Kommando und führte das Bataillon gegen den Feind. Sofort brach die Kavallerie, Kellermanns Kürassiere, aus ihrem Hinterhalt hervor, fiel dem Bataillon in Flanke und Rücken, ritt es nieder und richtete ein furchtbares Blutbad in demselben an, welchem auch Oberst Ompteda zum Opfer fiel. General v. Altens Schlachtbericht beklagt, dass die ausgezeichnetsten Offiziere gefallen seien und nennt unter diesen den Oberst v. Ompteda. Der Herzog von Wellington empfiehlt Ompteda, dessen Tod noch nicht bekannt war, der besonderen Gnade des Prinzregenten.

Ompteda war ein allgemein wie militärisch hoch gebildeter Mann, welcher das Französische, Englische und Italienische beherrschte; ein in ersterer Sprache geschriebenes Manuskript zu: „Observations sur l’armée française du dernier tems, à partier de 1792 jusqu’en 1808. Saint Petersbourg, Imprimerie de H. Drechsler, 1808,“ legt Zeugnis für seine militärische Begabung ab.

Mitteilungen der Familie. – H. Dehnel, Erinnerungen deutscher Officiere in britischen Diensten aus den Kriegsjahren 1805–1816, Hannover 1864. – Aus Hannovers militärischer Vergangenheit von B. v. L(insingen)-G(estorf), Hannover 1880.

Poten, Bernhard von, „Ompteda, Christian Freiherr von“ in: Allgemeine Deutsche Biographie 24 (1887), S. 353-354

Figuren der Britischen Armee der Napoleonischen Kriege