Torgau

Torgau.

Torgau, Kreisstadt und bis 1892 Festung im [ehem.] preußischen Regierungsbezirk Merseburg, an der Elbe, über die hier zwei Brücken (darunter eine Eisenbahnbrücke) führen, Knotenpunkt der Staatsbahnlinien Halle–Cottbus und Pratau–Torgau, hat zwei evangelische Kirchen (darunter die Stadtkirche mit Gemälden von Lukas Cranach und dem Grabstein der Katharina von Bora), eine neue katholische Kirche, das auf einem Felsen an der Elbe liegende Schloss Hartenfels (von Johann Friedrich dem Großmütigen erbaut, jetzt Kaserne), ein altertümliches Rathaus, einen Hafen und (1905) mit der Garnison (2 Bataillone Infanterie Nr. 72, ein Husarenregiment Nr. 12 und eine Abteilung Feldartillerie Nr. 74) 12.299 Einwohner, davon 692 Katholiken und 16 Juden, die Wagen-, Handschuh-, Zündschnur-, Briefumschlag-, Gemüsepräserven-, Landwirtschaftsmaschinen-, Sirup-, Zigarren-, Mostrich-, Sprit- und Mineralwasserfabrikation, Bierbrauerei, Dampfschneidemüllerei, Ziegelbrennerei, Schifffahrt und Getreidehandel betreiben. Torgau hat ein Gymnasium, eine Sammlung sächsischer Altertümer, ein Landgericht und das Kommando der 16. Infanteriebrigade. In der Nähe das Hauptgestüt Graditz (s. d.).

Zum Landgerichtsbezirk Torgau gehören die 16 Amtsgerichte zu Belgern, Dommitzsch, Düben, Eilenburg, Elsterwerda, Herzberg, Jessen, Kemberg, Liebenwerda, Mühlberg, Prettin, Schlieben, Schmiedeberg, Schweinitz, Torgau und Wittenberg. – Torgau ist Geburtsort der Kurfürsten Friedrich des Weisen und Johann Friedrich. Torgau, schon früh wichtig als Elbübergang, war seit dem 15. Jahrhundert häufig Sitz der sächsischen Kurfürsten. Hier wurde im März 1526 der Torgauer Bund evangelischer Fürsten gegen die katholischen Reichsstände geschlossen. Luther und seine Freunde verfassten hier 1530 die Torgauer Artikel, die Grundlage der Augsburgischen Konfession, und 1576 ward zur Beilegung der kryptocalvinistischen Streitigkeiten hier das Torgauische Buch (s. Konkordienformel) veröffentlicht. In der Nähe von Torgau, bei Süptitz, schlug Friedrich d. Gr. am 3. November 1760 die Österreicher unter Daun (Denkmal daselbst). 1811 auf Napoleons I. Befehl befestigt, hielt Torgau Ende 1813 eine dreimonatige Belagerung durch Tauentzien aus und kapitulierte 10. Jan. 1814. Torgau fiel 1815 an Preußen. 1889 wurden die Rayongesetze aufgehoben. Vgl. Torgauer Märchenweihnachtsmarkt.

Bibliographie

  • »Veröffentlichungen des Altertumvereins zu Torgau« (Torg. 1884 ff.)
  • Grulich: Denkwürdigkeiten der altsächsischen Residenz Torgau aus der Zeit der Reformation (2. Aufl. von Bürger, Torg. 1855)
  • Knabe: Geschichte der Stadt Torgau bis zur Reformation (Torg. 1880)

Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, 6. Auflage 1905–1909

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