Schaumburg

Schaumburg, 1) (eigentlich Schauenburg) vormalige deutsche Grafschaft im westfälischen Kreis, an der Weser, zwischen dem hannoverschen Fürstentum Kalenberg, der Grafschaft Lippe und dem Fürstentum Minden, benannt nach der Burg Schauenburg zwischen Rinteln und Oldendorf, deren Erbauer Adolf I., bisher von Santersleben genannt, um 1030 von König Konrad II. mit dem umliegenden Landstrich belehnt wurde. Sein Enkel Adolf III. (I.) erhielt 1106 von Kaiser Lothar die Grafschaft Holstein (s. d.). Schaumburg blieb mit Holstein vereinigt, bis 1290 Adolf VII., Gerhards I. von Holstein-Rendsburg Sohn, die Nebenlinie Schaumburg begründete, der jedoch in Holstein die Grafschaft Pinneberg verblieb. Nach dem Aussterben der Holsteiner Hauptlinie 1459 konnte Otto II. seine Ansprüche auf Holstein gegen Dänemark nicht durchsetzen und begnügte sich mit einer Geldentschädigung. Otto IV., von 1531–37 Bischof von Hildesheim, gab das Stift auf und übernahm 1544 die Verwaltung der Grafschaft, in der er 1558 die Reformation einführte. Nachdem das Geschlecht mit Ernst III. von Kaiser Ferdinand II. 1619 in den Reichsfürstenstand erhoben worden, erlosch es 1640 mit Otto VII. von Schaumburg-Gehmen, worauf dessen Mutter Elisabeth, Gemahlin des Grafen Georg Hermann, Tochter des Grafen Simon von der Lippe, ihren Bruder, den Grafen Philipp von der Lippe, 1643 zum Erben bestimmte. Ein Teil der schaumburgischen Besitzungen, die Grafschaft Pinneberg, wurde von Dänemark eingezogen; das spätere hannoversche Amt Lauenau und ein Teil von Hameln aber fielen kraft eines Vertrags von 1595 an Braunschweig-Lüneburg. Zugleich erhoben die Landgräfin Amalie Elisabeth von Hessen-Kassel und das Bistum Minden Ansprüche; im Westfälischen Frieden kam es zu einem Vergleich, durch den Philipp die Ämter Stadthagen, Bückeburg, Arensburg und Hagenburg nebst einem Teil des Amtes Sachsenhagen, die jetzt das Fürstentum Schaumburg-Lippe bilden, der Landgraf von Hessen-Kassel aber die Ämter Schaumburg, Rodenberg und den übrigen Teil von Sachsenhagen erhielt. Der kurhessische Anteil der Grafschaft Schaumburg, der jetzt zur preußischen Provinz Hessen-Nassau gehörige Kreis Grafschaft Schaumburg (s. Karte »Hessen-Nassau«, Nebenkärtchen), liegt zwischen Hannover, Lippe, Schaumburg-Lippe und der preußischen Provinz Westfalen und hat einen Flächenraum von 449 km² (8,2 mi²) mit (1905) 47.189 meist protestantischen Einwohnern. Vgl. Piderit, Geschichte der Grafschaft Schaumburg (Rinteln 1831); Freudenstein, Geschichte des Waldeigentums in der vormaligen Grafschaft Schaumburg (Hannov. 1879).

Schaumburg in Nassau

Schaumburg, 2) Standesherrschaft des ehemaligen Herzogtums Nassau, etwa 70 km² groß, früher reichsunmittelbar, aber nicht reichsständisch, gehörte dem Hause Limburg, kam 1279 an das Haus Westerburg, ward 1656 von der Gräfin von Holzappel (s. d.) durch Kauf erworben und auf ihre Tochter Elisabeth, die Gemahlin des Fürsten Adolf von Nassau-Dillenburg, vererbt. Nachdem diese Linie Nassau-Schaumburg schon 1707 erloschen war, ging die Grafschaft Schaumburg nebst der Grafschaft Holzappel mit der Erbtochter Charlotte an deren Gemahl, den Fürsten Leberecht von Anhalt-Bernburg, über. So entstand die Nebenlinie Anhalt-Bernburg-Hoym-Schaumburg die am 24. Dez. 1812 mit dem Fürsten Friedrich Ludwig Adolf (der schon 1811 resigniert hatte) im Mannesstamm erlosch, worauf die anhaltischen Güter an Anhalt-Bernburg zurückfielen, die Grafschaften Schaumburg und Holzappel aber durch die älteste Tochter des Fürsten ihrem Gemahl, dem Erzherzog Joseph von Österreich, Palatin von Ungarn (gest. 1847), zugebracht und auf ihren Sohn, den Erzherzog Stephan. vererbt wurden, der davon den Titel Fürst von Schaumburg annahm und 1850 das Schloss Schaumburg auf einem Berg im Südwesten von Diez erbaute. Nach dessen Tod (1867) fielen beide Grafschaften an den Prinzen Georg Ludwig von Oldenburg, der ein Enkel einer jüngeren Tochter des Fürsten Friedrich Ludwig Adolf war. Doch strengte der Fürst von Waldeck dagegen einen Prozess an, der 1887 zu seinen Gunsten entschieden wurde.

Schaumburg im Erzherzogtum Österreich ob der Enns

Schaumburg, 3) Grafschaft im Erzherzogtum Österreich ob der Enns, früher reichsunmittelbar, seit 1548 definitiv österreichischer Lehnsbesitz, gehörte bis 1559 einem besonderen Grafengeschlecht. Anna, die Schwester des letzten Grafen von Schaumburg, Wolfgang, rettete einen Teil derselben (Efferding, Mistelbach etc.) ihrem Gatten Erasmus von Starhemberg. Die Stammburg Schaumburg an der Donau oberhalb Efferding liegt jetzt in Trümmern.

Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, 6. Auflage 1905–1909

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