Nicolas Charles Oudinot, Herzog von Reggio, Marschall von Frankreich

Oudinot (spr. udinoh), Nicolas Charles, Herzog von Reggio, Marschall von Frankreich, geb. 25. April 1767 in Bar-le-Duc (Maas), gest. 13. Sept. 1847, Sohn eines Kaufmanns, tritt im Alter von 17 Jahren in das Regiment Médoc. 1791 Kommandant eines Bataillons der Freiwilligen, mit dem er 1792 Bitsch gegen die Preußen verteidigt, hierauf Oberst, wird er infolge der glänzenden Tapferkeit, mit der er sich 23. Mai 1794 bei Morlautern vier Stunden lang gegen 10.000 Mann behauptet, zum Brigadegeneral befördert. Bei Neckerau 18. Okt. 1795 verwundet und gefangen, bald aber ausgewechselt, wird er 1799 zum Divisionsgeneral ernannt und trägt viel zu dem Sieg bei Zürich bei. Chef des Generalstabs bei Masséna, hält er mit diesem 1800 die Belagerung von Genua aus.

Figuren

  • Marschall Oudinot, 1805, 1:13 Etains du Prince
  • Marschall Oudinot, 1:32 Figurines Presse 14

1805 zeichnet er sich trotz schwerer Verwundung bei Austerlitz aus. Am 16. Febr. 1807 siegt er bei Ostrolenka und hält 14. Juni bei Friedland die russische Armee so lange in Schach, bis Napoleon mit der Hauptmacht herankommt, um den Sieg zu vollenden. Während dieses Feldzuges erhält er vom Kaiser den Grafentitel mit einer Dotation von 1 Mill. Frank in Gütern.

Am 19. April 1809 siegt er an der Spitze seines Grenadierkorps über die Österreicher bei Pfaffenhofen, 1. Mai bei Ried, am 3. bei Ebersberg und rückt am 13. in Wien ein. Bei Aspern und Wagram zeichnet er sich so aus, dass ihn Napoleon zum Marschall und Herzog von Reggio ernennt. 1810 besetzt er Holland und bleibt daselbst als Oberbefehlshaber fast zwei Jahre.

Im russischen Feldzug 1812 wird er an der Spitze des 2. Korps 17. Aug. bei Polozk durch eine Kanonenkugel schwer verwundet; er kämpft bei Borissow und an der Beresina, wo er einen Teil der Heerestrümmer rettet. Im August 1813 erhält er den Oberbefehl über das 4., 7. und 12. Korps, im ganzen 65.000 Mann, um damit gegen Berlin vorzudringen; da er aber von Bülow 23. Aug. bei Großbeeren geschlagen wird, muss er den Oberbefehl an Ney abgeben. Bei Leipzig befehligt er zwei Divisionen der jungen Garde und beim Rückzug an den Rhein die Arrieregarde. 1814 übernimmt er wieder das Kommando der Jungen Garde und kämpft bei Brienne, Champaubert, Nangis, Bar-sur-Aube und Arcis-sur-Aube, wo er zum 23. Mal verwundet wird.

Nach Napoleons I. Abdankung unterwirft er sich Ludwig XVIII., der ihm die Würde eines Pairs und Staatsministers verleiht. Im spanischen Feldzug 1823 übernimmt Oudinot das Kommando eines Armeekorps. Später schließt er sich der Julidynastie an und wird von Ludwig Philipp 1839 zum Großkanzler der Ehrenlegion, 1842 zum Gouverneur des Invalidenhauses ernannt. Er war ein kühner Soldat, ein Mann von edlem und reinem Charakter, ein zuverlässiger Korpskommandeur, aber kein Feldherr. Seine Vaterstadt errichtete ihm eine Statue.

Scott Bowden und Jim Getz bewerten Oudinot im Spielsystem Empire III als inspirierenden, mittelmäßigen Armeekommandeur, und guten Korpskommandeur.

Bibliographie

  • Bukhari, Emir: Napoleon’s Marschälle (Lond. 1979)
  • Nollet-Fabert, M. Jules: Histoire de Nicolas-Charles Oudinot (Par. 1850)
  • Stiegler, Gaston: Le maréchal Oudinot duc de Reggio (Par. 1894)

Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, 6. Auflage 1905–1909

Französische Armee der Napoleonischen Kriege