Blitzbemalung Typ 2: Tauchen

Bemalen von Figuren in 1:72

Airfix Französische Infanterie, Erster Weltkrieg.

Französische Infanterie in horizontblauer Uniform. HäT Industrie hat die alten Airfix Figuren neu aufgelegt, in einem mittelblauen Plastik, das dem Farbton der historischen Uniform sehr ähnlich ist. Wenn herkömmliche Bemalungstechniken benutzt werden, kann die Grundfarbe des Plastikmaterials nicht zeitsparend genutzt werden. Die Figuren müssten mit viel Aufwand von Hand schattiert werden. Stattdessen suchten wir einen Trick, der es uns erlaubt, die Farbe des Plastikmaterials als Grundfarbe der Uniform zu erhalten und beim Schattieren viel Zeit einzusparen. Die Lösung ist erstaunlich einfach, die Figuren werden in Lasurfarbe getaucht. Diese Technik eignet sich für verschiedene Arten von Figuren, man sollte aber in jedem Einzelfall mit der Schattierung experimentieren.

Werkzeug und Zubehör

Figurenauswahl

Die meisten modernen Armeen tragen Uniformen mit Jacke und Hose im selben Farbton. Hersteller von Plastikfiguren, insbesondere die Firma HäT Industrie, achten manchmal darauf, ihre Modelle ungefähr in dieser Farbe zu produzieren, sie erleichtern damit die Blitzbemalung. Der Vorgang des Tauchens unterscheidet sich erheblich von der anderen Form der Blitzbemalungen, dem Trockenbürsten. Ungewöhnlich ist, dass die Figuren zuerst detailliert und anschließend getaucht werden.

Massenproduktion

Blitzbemalung funktioniert nur in Verbindung mit Massenproduktion. Beim Bemalen von Figuren wird die meiste Zeit mit dem Studium der Uniform, der Farbauswahl, dem Anmischen von Farben und dem Reinigen der Pinsel verbracht. Gelegentlich muss auch darauf gewartet werden, dass ein Farbauftrag trocknet. Diese Arbeitschritte benötigen immer die gleiche Zeit, unabhängig davon, ob eine einzelne Figur oder ein ganzer Zug mit 36 Soldaten bemalt wird.

Im Rahmen dieses Berichts haben wir 70 Minuten mit der Blitzbemalung von 13 französischen Infanteristen verbracht, von denen einige oben abgebildet sind. Zwei Pausen waren nötig, damit die Lacke ausreichend Zeit zum Trocknen hatten. Die gewählte Anzahl Figuren war zu klein um voll in den Genuss der zeitsparenden Maltechnik zu kommen, die erreichten 5 Minuten und 23 Sekunden je Figur sind dennoch ein akzeptables Ergebnis. Komplette Züge mit etwa 40 Figuren können in einer Zeit von 2 Minuten und 45 Sekunden je Figur bemalt werden, ohne dass Stress aufkommt und die Qualität leidet. Wir raten davon ab, noch größere Figurengruppen am Fließband zu bemalen. Die Arbeit wird dann als ermüdent empfunden und die angemischten Farben trocknen auf halber Strecke ein. Nicht selten wird ein derart großes Projekt vor der Vollendung aufgegeben. 40 Figuren sind dagegen kein Problem, der Maler sieht der Fertigstellung mit Geduld und zwischenzeitlich auftretenden Erfolgserlebnissen entgegen.

Detaillieren

Die Figuren müssen sorgfältig mit Spülmittel gereinigt werden, damit die Acrylfarbe auch ohne Grundierung auf dem thermoplastischen Kunststoff haftet. Die Franzosen von HäT Industrie bestehen aus einem Material, das Acrylfarbe selbst nach starker Verdünnung mit Wasser noch sehr gut annimmt.

Hände und Gesichter werden zuerst bemalt. Wir verwenden Fleischfarbe unverdünnt, damit das blaue Plastik komplett abgedeckt wird. Dieses ist der schwierigste Teil der Bemalung, die Fleischfarbe darf nicht versehentlich auf Kragen, Helme oder Ärmel gelangen. Eventuelle Malfehler sind sofort mit einem sauberen Pinsel zu korrigieren, indem man die überflüssige Farbe mit Wasser anlöst und von der Figur abnimmt. Bereits angetrocknete Farbflecken können mit dem Fingernagel abgekratzt werden, das erfordert aber mehr Zeit und Geduld als bei einer Blitzbemalung sinnvoll ist. Es ist viel einfacher, bei der Arbeit etwas aufzupassen und Fehler sofort zu korrigieren.

Haare, Bärte, Gewehre und Gewehrriemen werden Mittelbraun bemalt. Bandeliere, Koppel, Holster, Patronentaschen und Offiziersstiefel sollten in einem mittleren Rotbraun bemalt werden. Dieser zweite Farbgang lohnt sich. Wer aber noch mehr Zeit sparen möchte, bemalt alle Holz- und Lederteile Mittelbraun. Wir geben mehr Mittelbraun auf die Palette als in diesem Farbgang benötigt wird, und mischen auf dieser Basis die anderen Farbtöne an.

Wir geben Weiß auf die Palette und bemalen den Brotbeutel. Nun geben wir Schwarz dazu und malen die Wasserflasche Hellgrau.

Wir mischen Mittelbraun und Weiß, bis eine helles oder mittleres Beige entsteht, mit dem der Tornister bemalt wird. Anschließend mischen wir das Beige mit Schwarz, bis ein trübes Dunkelgrau für die Schuhe der Soldaten erreicht ist. Das Mützenschild am Offizierskäppi ist ebenfalls Dunkelgrau.

Pistolen und Metallteile an den Gewehren sind Dunkelsilber (Schmiedeeisen) zu bemalen, die Trompete mit Goldbronze und das war’s. Die Figuren sollten jetzt komplett detailliert sein. Vor dem Tauchen muss unbedingt geprüft werden, dass kein Teil vergessen wurde. Blaue Haare oder Hände sehen nicht gut aus, und derartige Fehler sind später nur mit Mühe zu korrigieren.

Lackieren und Versiegeln

Die trockenen Figuren werden mit Pactra Clear Gloss Firnis oder Erdal Glänzer gesprüht und dadurch versiegelt. Der Firnis trocknet schnell und die Arbeit kann nach einer Stunde weitergehen. Wer viel Geduld hat, kann die Figuren auch über Nacht trocknen lassen, das ist normalerweise aber nicht notwendig. Vor dem Tauchen muss mit dem Handrücken geprüft werden, dass der Firnis trocken ist. Wenn die Figur nicht mehr klebt, kann mit der Fingerspitze erneut geprüft werden. Warnung: Falls der glänzende Firnis nicht ausreichend trocken ist, kann die bereits fertiggestellte Bemalung beim Tauchen zerstört werden. Beim klassichen Dipping geschieht das Versiegeln und Tauchen in einem Arbeitsgang, z. B. mit Minwax PolyShades Holzlasur auf Polyurethan-Basis, oder dem speziell für Figuren entwickelten Quickshade der Firma Army Painter. Bei dieser Technik wird die Figur tatsächlich mit den Kopf zuerst in den gefärbten Firnis getaucht. In unserem Beispiels verwenden wir hingegen Farben und Firnisse auf Wasserbasis, ohne gesundheitsschädliche Lösungsmittel.

Tauchen

Wir mischen Dunkelbraun, z. B. Umbra gebrannt, und Schwarz mit viel Wasser, bis eine schmutzige, dunkelgraue Tinte entsteht. Die Flüssigkeit soll so dünn sein, dass sie gut über die Figur fließt und an keiner Stelle kleben bleibt. Diese schmutzige Brühe wird zunächst auf nur eine Figur gepinselt und gleichmäßig verteilt. Falls die Flüssigkeit noch wie Farbe klebt und aufträgt, wird weiter verdünnt, bis die Brühe gut fließt. Die korrekt angemischte Lasur wird auf alle Figuren gepinselt und gut verteilt. Kein Arm, Bein oder Tornister darf unberührt bleiben, die Figuren müssen von Kopf bis Fuß mit einem gleichmäßigen Film der Lasur überzogen sein. Die Flüssigkeit wird mit dem Pinsel bis auf die Schuhe der Figur nach unten gezogen, damit überschüssige Lasur auf das Fußbrettchen abfließen kann.

Die Lasur trocknet schnell an und die Figuren müssen während dieser Phase einige Minuten lang beobachtet werden. In den Armbeugen, zwischen den Beinen, unterm Helm, am Gewehrriemen und an anderen Stellen sammeln sich immer wieder große Tropfen der Lasur, die nicht nach unten abfließen. Diese Tropfen werden mit einem sauberen Pinsel von der Figur abgenommen, bzw. auf andere Stellen der Uniform verteilt, die nicht ausreichend lasiert sind. Das Pigment kann aus einigen Falten der Uniform wieder herausgelaufen sein; dort muss neue Lasur hinein, damit eine deutliche Schattierung erreicht wird. Gepäck und Kleinteile der Ausrüstung sollten dünn mit der Lasur umranded sein. Von den erhabenen Flächen fließt die Lasur ab, die darunterliegenden Farben erscheinen wieder fast sauber. Dieser Effekt stellt sich automatisch ein, da sich das Farbpigment in den Gravurlinien der Figur absetzt, solange die Lasur flüssig ist. Nur wenn zu viel Pigment im Wasser ist, werden auch die glatten Flächen verschmutzt. Die Lasur trocknet an einigen Stellen unterschiedlich schnell an, der Wasserfilm reißt ab und es bilden sich neue Tropfen, die nicht nach unten abfließen können.

Der Trocknungsvorgang muss so lange beobachtet werden, bis die Tropfenbildung aufhört. Nach fünf bis zehn Minuten sollte die Lasur gut angetrocknet sein, dann treten keine Veränderungen mehr ein. Sollten jetzt noch Löcher oder Tropfen entdeckt werden, dann muss schnellstens mit Wasser verdünnt und mit dem Pinsel nachgearbeitet werden. Mit etwas Übung und Geduld erreicht man immer wieder zufriedenstellende Ergebnisse. Zuletzt werden noch die Pfützen vom Fußbrettchen gebürstet, damit die Figuren schneller trocknen.

Matt Lackieren

Die Lasur sollte nach einigen Stunden trocken sein. Anschließend werden die Figuren mit Pactra Flat Clear Mattlack gesprüht. Wir mischten 15 % Tamiya Flat Base Mattierungsmittel dazu, damit dem Plastikmaterial wirklich jeglicher Glanz genommen wird.

Retousche

Pactra Mattlack trocknet in wenigen Minuten, danach können eventuell notwendige Korrekturen vorgenommen werden. Einige unserer Figuren hatten zu viel Lasur erhalten, die Farben wirkten trübe und schmutzig. Die Retousche erfolgte ganz einfach mittels Trockenbürsten mit hellblauer Farbe. Wir bürsteten die erhabenen Flächen an Armen und Beinen, den Helm sowie die Ränder der größten Uniformfalten. Wahlweise kann auch die gesamte Figur mit Staubgrau oder Beige gebürstet werden.

Bemalen von Figuren und Fahrzeugen