Situationsplan

Situationsplan.

Situationsplan, militärischer, heißt die Zeichung eines Geländeteils, mit Berücksichtigung der militärisch wichtigen Gegenstände, wobei man sich denselben als eine ebene Horizontalfläche denkt, auf der alle Gegenstände so dargestellt sind, wie sie unserem Auge erscheinen würden, wenn es sich über jeden Punkt dieser Fläche senkrecht erhaben befände, und es zeigt daher ein solcher Plan nur die Umrisse der gesamten Gegenstände an. Über die Gesetze der Beleuchtung, vorzüglich bei der Bergzeichnung, s. diesen Artikel. Es folgt hier die Beschreibung einiger Vorübungen zum Zeichnen militärischer Situationspläne.

Was das Federzeichnen anbetrifft, so hat man zwei verschieden Federschnitte zum Planzeichnen, wovon die ersten zu den ganz starken, die zweiten zu den feinen Linien gebraucht werden. Der Erste Schritt zu den Vorübungen besteht darin, sich auf einer vorgezeichneten Bleilinie mit der ersten Federart auf das Ausziehen einer überall gleich starken Tuschlinie zu üben. Da man aber eine lange Linie nicht bis zu ihrem Ende, ohne abzusetzen fortziehen kann, so muss man dabei auf folgende Punkte Rücksicht nehmen: 1) muss die Feder beim Absetzen sanft und senkrecht in die Höhe gezogen werden. 2) Beim Wiedereinsetzen kein weißer Zwischenraum bleiben. 3.) Darf man beim Wiedereinsetzen der Feder nicht zu stark aufdrücken. 4.) Muss man etwas oberhalb des Absetzungspunktes mit der Feder wieder anfangen, und ohne aufzudrücken, leise fortziehen. – kann man dies nun bei geraden und sanft gebogenen Linien bewerkstelligen, so wähle man stärker gekrümmte Linien, und sehe vorzüglich dahin, dass die ganz Breite der Federkuppe immer senkrecht auf die verschiedenen Richtungen der Linie liege, damit sie nicht ungleich stark wird.

Alles, was von den starken Strichen gesagt worden ist, gilt auch für die feinen, nur dass man dabei noch behutsamer sein muss. Man gehe hierauf zu den punktierten Linien über, und beobachte dabei, dass sowohl bei allen runden, wie bei allen länglichen Punkten die Entfernung, Länge und Stärke derselben, sich stets untereinander gleich bleiben muss. – Sodann ziehe man sowohl feine wie punktierte Linien, zuerst an sanft, dann an stärker gekrümmte Linien, in verschiedenen Entfernungen, parallel, und beobachte hierbei die größte Genauigkeit. Nach der Vollendung dieser Übung gehe man zum Schraffieren mit der Feder über, Fig. 213, indem die Striche stets gleich stark und gleich weit von einander entfernt gemacht, und bald horizontal und vertikal, bald nach der rechten, bald nach der linken Hand geneigt, gezeichnet werden. Wenn dies aus freier Hand gut eingeübt ist, so zieht man geschlossene Umrisse wie bei B, schraffiert jedes Quadrat nach einer anderen Richtung, und hütet sich dabei vorzüglich vor dem Überfahren der Striche. Übrigens müssen sämtliche Felder gleich stark gehalten werden, und es wird nun das Zeichnen der Dämme Fig. 214 nach dem völligen Erlernen dieser Übungen, keiner Schwierigkeit mehr unterworfen sein.

Hierauf übe man sich im Punktieren einzelner Felder Fig. 215 A und sehe vorzüglich dahin, dass die Punkte rund, gleich stark, und gleich weit von einander entfernt gemacht werden. Um indessen auf schwarzen/weißen Plänen die Sandfelder von den Stadtvierteln unterscheiden zu können, so lässt man letztere, rund um von dem Umriss aus, an Schwärze nach der Mitte zu abnehmen, und verfährt dabei folgendermaßen: Wenn z. B. das Feld B Fig. 215 schon einmal überarbeitet wäre, so legt man über diese erste Lage parallel mit lk und km, eine neue Lage von Punkten, abcmkl, dergestalt, dass die Punkte derselben in die weißen Zwischenräume der anderen fallen, und sich längs ac und bc allmählich verlaufen. Auf gleiche Weise legt man von Neuem die Lage defmkl und endlich die Lage ghimkl über jede vorhergehende, und fährt auf diese Weise rund um die Figur fort.

Da nun die hauptsächlichsten Vorübungen mit der Feder beendigt sind, so übe man sich auf das Zeichnen der kleineren, in Fig. 218 und 219 dargestellten Charaktere, und beobachte dabei, dass sie sämtlich senkrecht auf dem unteren Rand des Plans stehen. Die in Fig. 213 stehenden Häuser können bei signierten Dörfern stehen wie sie wollen, und müssen nur gleich stark und scharfkantig gemacht werden, da dies ungemein viel zur Verschönerung einer Zeichnung beiträgt. Die in Fig. 219 angezeigten Gegenstände werden nur auf Karten angetroffen, dahingegen die in Fig. 218 zu der militärischen Situationszeichnung gehören, und als Übungscharaktere sehr nützlich sind. Gewöhnlich trifft man die verschiedenen Baumarten nur auf ökonomischen Karten an, und bemerkt sie in den militärischen bloß als Bäume im Allgemeinen, oder macht höchstens den Unterschied zwischen Obstbaum-, Laub- und Nadelholz. Beim Laubholz sind in diesem Fall drei Arten anzugeben, nämlich diejenigen, welche Holz für Faschinen liefern, und diejenigen, welche nur als Stammholz zu benutzen sind, oder beiden vereinen.

Da es oft in Situationsplänen notwendig ist, mit der Reißfeder umzugehen, so übe man sich zuvorderst im Ziehen einzelner Linien ABcdD Fig. 216, indem man dieselben bald stark, bald fein, immer dichter zusammenzieht, und die Entfernungen der Linien durchgehends gleich groß annimmt. Zu diesem Zweck halte man das Lineal EF, mit den zwei oder drei letzten Fingern der linken Hand fest, und bewege das Dreieck G mit den übrigen Fingern derselben auf und ab, indem man es zugleich sanft gegen EF andrückt. Dabei muss die Reißfeder von außen stets rein erhalten, (weil man sonst leicht Flecke macht,) und das Auge an ein richtiges Distanzschätzen gewöhnt werden. Wenn man es hierin zu einiger Fertigkeit gebracht hat, so ziehe man eine beliebige geschlossene Figur, z. B. H, und schraffiere dieselbe dergestalt, dass 1) alle Striche gleich stark und gleich weit von einander entfernt sind; 2) diese Strich sämtlich mit dem oberen oder unteren Rand des Plans parallel laufen, und 3) keine Linie über, aber auch jede bis an den Umriss gezogen, und das Zusammenlaufen derselben verhütet wird.

Aus der oben gegebenen Erklärung eines Situationsplans erhellt, dass alle schief gegen die Horizontalfläche fallenden geraden und krummen Ebenen so dargestellt werden müssen, wie sie dem senkrecht über jeden Punkt erhabenen Auge sich zeigen würden; man muss also diese schiefen Ebenen auf die Horizontalebene versetzen, und dies geschieht durch die Projektion.

Was das Auszeichnen der Situationspläne anbetrifft, so folgt davon hier eine kurze Übersicht.

I. Die Farben

1) die schwarze, und zwar blasse schwarze Farbe. Man nimmt gute schwarze, ins rotbraune spielende Tusche, und reibt sie sanft auf einer Glasscheibe oder Fliese; wenn sie getrocknet ist, reibt man sie abermals mit dem Finger und reinem Wasser auf, damit sich die Tusche feiner auflöst, und nicht so leicht körnig wird; sodann verdünne man dieselbe so lange, bis sie die gewählte Schwärze erhalten hat. Diese Farbe wird gebraucht: a) Um Wälder anzulegen, kann man die lichten und die ganz verwachsenen dadurch unterscheiden, dass man die ersteren ganz blass anlegt, und die letzteren noch mit etwas stärkerer Tusche punktiert. b) Um Gestrüppe zu bezeichnen, indem man viele einzelne Punkte mit dieser Tusche macht, und ihnen auf der rechten Seite einen starken Schattenstrich gibt. c) Um auf illuminierten Plänen die Schatten an den Flüssen und Dämmen anzulegen.

2) die blaue Farbe. a) Die Dunkelblaue, wird gewöhnlich aus bloßer blauer Tusche präpariert, und wird zu den Schatten der doppelten Flüsse, Teiche und Seen, so wie zum Schraffieren der horizontalen Wasserlagen bei den Morästen und sumpfigen Wiesen gebraucht. b) Die Blassblaue, wird entweder aus bloßer Tusche, oder aus einer Mischung von dieser und aufgelöstem Grünspan bereitet, und dient zum Anlegen der doppelten Flüsse, Seen und Teiche.

3) Die grüne Farbe. a) Das Wiesen- und Gelb-Grün, besteht aus einer Mischung von ¾ aufgelöstem Gummigutta und ¼ aufgelöstem Grünspan, und wird zum Anlegen von Wiesen, Morästen und Hütungen gebraucht. b) Das Gartengrün, aus ¼ Gummigutta und ¾ Grünspan bestehend, dient zum Anlegen von Gärten und Dörfern.

4) Die gelbe Farbe, wird aus reinem Gummigutta ziemlich blass angefertigt, und zum Anlegen der Sandfelder und Weinberge benutzt. Letztere werden nach dem Anlegen noch mit zerstreuten Weinstöcken besetzt.

5) Die braune Farbe, wird entweder aus rein filtriertem Kaffee oder aus rotbrauner Tusche, oder aus Eisenbraun präpariert; sie dient zum Anlegen der Fußsteige, einfachen Feldwege und Lehmgruben, (die nachher punktiert werden) etwas stark aufgetragen; blasser aber zu den Bergen, Heerstraßen, Chausseen und Dämmen.

6) die rote Farbe, wird entweder aus reinem Karmin, oder halb aus Mennige und halb aus Lack oder Karmin, verfertigt; die blassrote gebraucht man bloß um Städte anzulegen, die dunkelrote zu den einzelnen Gebäuden, massiven Häusern, Brücken, Mühlen und anderen kleinen Charakteren.

II. Die Schrift

Die Schrift besteht entweder aus der stehenden oder liegenden, oder englischen Planschrift. Jede Planschrift zerfällt ihrer Höhe nach in 4 Hauptabteilungen: 1) Die größte zur Überschrift des Plans, und zur Beschreibung der Städte, Ströme und großer Seen. 2) die zweite, beträgt ⅔ von der Höhe der vorigen, und dient zu den Namen der Dörfer, Truppen-Korps, mittleren Seen und Flüsse, Wälder und Moräste. 3) Die dritte, beträgt ½ von der Höhe der ersten, zum Beschreiben der kleineren Flüsse, Wälder, Moräste und Seen, so wie der Klöster, Kanäle, Chausseen, Vorwerke, Heerstraßen, Gärten, Wiesen, Berge und des Maßstabes. 4) Die vierte Abteilung beträgt ½ der vorigen oder ¼ der ersten; sie wird zu den Namen der kleinen Fließe, Bäche, Teiche, Mühlen, einzelner Regimenter ober Bataillone, Feldwege, Fußsteige, Kirchen, einzelner Häuser, und aller übrigen kleinen Charaktere gebraucht.

III. Das Auszeichnen selbst

Wenn ein Plan entworfen worden ist, so ziehe man zuerst die doppelten Flüsse und Seen, dann die Truppen, Städte, Dörfer, Dämme, Heerstraßen, Chausseen, und endlich die doppelten Wege und Umrisse der Gärten und Weinberge, nebst allen übrigen kleinen Charakteren aus. Sodann reinige man innerhalb aller anzulegenden Flächen den Plan von Bleilinien, und lege nun nach folgender Ordnung an. 1) die Truppen, Wälder, breiten Flüsse und Seen; 2) die Wiesen, Gärten und Sümpfe; 3) die Städte und Dörfer; 4) die Sandflächen und Weinberge; 5) die kleinen doppelten Flüsse und Teiche, die doppelten Berge, Chausseen, Heerstraßen und Lehmgruben; 6) die Mühlen, einzelnen Gebäude, Forsthäuser und alle übrigen kleineren Charaktere. Nachdem alle Farben gehörig getrocknet sind, zieht man die einfachen Flüsse, Bäche, Wege, Fußsteige, Kirchen, Häuser, Windmühlen, Weinberge, und alle übrigen Gegenstände aus, die dem Anlegen, wegen des Auslaufens der Tusche hinderlich waren, dann erst legt man alle diese an. Diesem folgt das Schraffieren der Wasserlagen in den Sümpfen, die Anfertigung des einzelnen Strauchwerks, der Alleen und Bäume.

Bei der jetzigen Art, Berge zu zeichnen, ist es vorteilhaft, die Häuser sämtlich dunkelrot zu machen, und im Fall die massiven von den nicht massiven unterschieden werden sollen, letztere dunkelbraun, oder rotviolett anzudeuten.

Quelle: Rumpf, H. F.: Allgemeine Real-Encyclopädie der gesammten Kriegskunst (Berl. 1827)

Glossar militärischer Begriffe