Korbach
Korbach (Corbach, seit dem 18. Juni 2013 Hansestadt Korbach), Stadt im ehemaligen Fürstentum Waldeck, Hauptort des damaligen Kreises Eisenberg, heute Kreisstadt des Landkreises Waldeck-Frankenberg in Hessen, am nordöstlichen Rand des Rheinischen Schiefergebirges (hier Waldeck’sches Upland genannt), an der Itter und der ehemaligen Staatsbahnlinie Warburg-Sarnau, 341 m ü. M., hatte 1905 zwei evangelische Kirchen (darunter die Nikolaikirche mit dem Denkmal des Fürsten Georg Friedrich und die 1898 restaurierte Kilianskirche), Synagoge, Denkmal des hier 1791 geborenen Freiherrn v. Bunsen (s. d.), Gymnasium, Amtsgericht, Oberförsterei, Heilanstalt, Altersversorgungsanstalt, Kalksteinbrüche, Zementwarenfabrik, Ziegeleien, Dampfmolkerei, Wollspinnerei, Bierbrauerei und (1900) 2610 Einwohner. Südwestlich dabei der 560 m hohe Eisenberg, nach dem der ehemalige Kreis seinen Namen hatte. Vgl. Korbacher Adventsmarkt.
Korbach im Feldzug von 1759
Im Juni 1759, während des Siebenjährigen Krieges, vereinigten sich zwei französische Armeecorps mit insgesamt 70.000 Mann bei Korbach. Während die Soldaten außerhalb der Stadtmauer lagerten, nahmen 56 Generäle mit ihrem Gefolge, Tross und Marketenderei Quartier in der Stadt. In den Straßen brannten zahlreiche Kochfeuer, es wurde geplündert, requiriert, und ausgeleert. Nachdem die Franzosen abgezogen waren, trafen bald die alliierten Truppen der Herzöge von Holstein und Braunschweig in Korbach ein, und das Spiel wiederholte sich. Tempelhoff schildert die Ereignisse 1759 bei Korbach folgendermaßen:
Da der Herzog Ferdinand (von Braunschweig) nicht allein Rücksicht auf Lippstadt und Münster, sondern auch auf Minden und Hameln, seine einzigen festen Plätze an der Weser, nehmen musste, so schien dem Marschall Contades sein wirksamstes Mittel zu sein, seinen Gegner zur Veränderung seiner Stellung zu bewegen, als ihm die Gemeinschaft mit der Weser abzuschneiden. In dieser Absicht verließ die Hauptarmee den 10ten (Juni 1759) das Lager bei Sachsenberg (35104 Lichtenfels-Sachsenberg), und nahm ein anderes bei Korbach mit dem Rechten Flügel an Strothe (Korbach-Strothe) und dem linken an Lelbach (Korbach-Lelbach), um in der Nähe zu sein, sich der Défiléen bei Stadtberge (Marsberg), dem Schlüssel zum Bistum Paderborn, zu bemächtigen, und den Herzog von Broglie zu unterstützen, sofern er einen stärkeren Widerstand anträfe, als man erwartete.
Marschall von Contades fand indessen nicht ratsam, diese engen Wege eher zu passieren, als bis er von der Eroberung von Kassel gewiss war; indes detachierte er den Marquis d’Auvet mit seinem Korps näher gegen Stadtberge, und ließ dies Städtchen durch die Husaren von Turpin besetzen. Er wusste, dass ein starkes Korps von den Alliierten under dem General Wutginau bei Büren (Westfalen) stand, das nicht weit von Stadtberge entfernt ist; er wusste, dass diese Défiléen sehr beschwerlich und an manchen Orten so enge sind, dass nur wenige Mann neben einander marschieren können, und das Geschütz nicht ohne die größten Schwierigkeiten durchgeschafft werden kann; dass also ein mäßiges Korps der stärksten Armee den Durchgang streitig machen, und sie völlig zurücktreiben könnte.
Sobald er aber Nachricht erhielt, dass sich der General Imhoff zurückgezogen und der Herzog von Broglie sich in Besitz von Kassel und Münden gesetzt hatte, beschloss er, sie ohne Zeitverlust zu passieren, um das Imhoffsche Korps von der Hauptarmee abzuschneiden, und zugleich bekam der Herzog von Broglie Befehl, sich gegen Paderborn zu wenden. Zum Glück für die Franzosen, hatte der General Wutginau verabsäumt, sie zu besetzen; es sei nun, dass er keine Nachrichten von der Annäherung des Feindes hatte, oder dass er die Wichtigkeit dieses Postens nicht in seinem ganzen Umfange kannte, oder auch sich nicht stark genug hielt, ihn gegen eine so überlegene Macht mit Erfolg zu behaupten. Dieser Umstand erleichterte indes dem Feinde die Unternehmung, und ersparte ihm eine Zeit von 14 Tagen, die er gewiss hätte zubringen müssen, um diese Défiléen zu umgehen, und vielleicht nicht ohne Beschwerlichkeit das zu erhalten, was er jetzt auf dem kürzesten Wege und mit einem Schritte möglich machte.ü>
Am 13ten um 4 Uhr des Morgens setzte sich die französische Hauptarmee aus dem Lager bei Korbach in sechs Kolonnen in Marsch, passierte die Défiléen von Stadtberge, und nahm das Lager auf den Höhen, so, dass die Front durch diese Stadt und die Diemel gedeckt war. Dieser Fluss ist zwar eben nicht sehr breit, noch sehr tief; weil er aber zwischen Felsen und hohen Bergen fortläuft, so sind an dessen beiden Ufern verschiedene Défiléen, so dass eine Armee den Übergang schwerlich unternehmen kann, wenn sie nur einigermaßen mit Nachdruck verteidigt werden. Da dies aber gegenwärtig nicht der Fall war, so ging noch an eben dem Tage das Korps unter dem Marquis d’Auvet, nämlich Infanteriebrigade Orléans, das Kavallerieregiment von Noé, die Freiwilligen von Dauphiné, und die Husaren von Turpin, über den Fluss, und besetzten Essen (Marsberg-Essentho) und die Anhöhen bei diesem Dorfe.
Ein Detachement von 100 Freiwilligen von der Infanterie musste Fürstenberg, ein kleines Dorf eine Viertelmeile von Wüneburg (Bad Wünnenberg), besetzen, und die Husaren von Turpin auf dem halben Wege von Essen nach diesem Dorfe vorrücken, um diesen vorgeschobenen Posten zu unterstützen. Die Infanteriebrigaden Condé und Auvergne gingen ebenfalls über die Diemel, und nahmen ein Lager auf den Höhen an dem linken Ufer des Flusses, um die Avantgarde unter dem Marquis d’Auvet zu unterstützen. Die wenigen hannoverschen Jäger, welche der General Wutginau in die Défiléen geworfen hatte, wichen zurück, und beide Teile bekamen bei den kleinen Neckereien auf dem Marsch einige Verwundete und Gefangene.
Korbach im Feldzug von 1760
Im Juli 1760 marschierten wieder zwei französische Corps unter Broglie und Saint-Germain gegen das von alliierten Truppen besetzte Korbach, um sich dort zu vereinigen. Ferdinand von Braunschweig ging dem Feind mit seiner Armee entgegen, konnte die Einnahme von Korbach aber nicht mehr verhindern. Am 10. Juli 1760 kam es östlich von Korbach zum Gefecht, das die Franzosen für sich entscheiden konnten.
Bibliographie
- Genthe: Geschichte der Stadt Korbach (Korbach 1879)
- Tempelhoff, G.F. v.: Geschichte des Siebenjährigen Krieges in Deutschland, 3. Teil (Berl. 1795)
Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, 6. Auflage 1905–1909