Lancelot Turpin de Crissé
Lancelot Turpin, Graf von Crissé und Sanzay, Sohn des Lancelot Turpin de Crissé, Graf von Sanzay (19. Mai 1669 bis 19. August 1720) und der Marie-Claude-Geneviève Cherière d’Egligny (1682 bis 28. Juli 1731), geboren am 5. August 1715 im Château d’Erouville in Saint-Germain-le-Gaillard, gestorben am 9. August 1793 in Wien, war ein französischer Generalleutnant und Schriftsteller, Grand-Croix des Ordre royal et militaire de Saint-Louis.
Turpin tritt sehr jung in die französische Armee ein, wird 1734 capitaine, 1744 colonel bei den Husaren, und zeichnet sich in den Feldzügen des Österreichischen Erbfolgekrieges in Deutschland und Italien aus. Angewidert vom Soldatenleben, nimmt er überraschend seinen Abschied, um Mönch zu werden und Buße zu tun. Das strenge Klosterleben in der Abtei von la Trappe bringt ihn nach einiger Zeit von seinem Vorhaben ab; Turpin kehrt zur Armee zurück und nimmt seinen Rang als Oberst wieder ein. In den Feldzügen von 1745 bis 1748 erlebt er die Belagerung von Philipsburg, sowie die Schlachten bei Fontenoy, Rocourt, Lauffeldt (Val, Laffeldt, oder Lawfeld) und Maastricht. Am 27. Januar 1747 wird Turpin Chef des 1735 aufgestellten Husarenregiments d’Esterhazy (seit 1. Aug. 1743 régiment de David hussards), das nun den Namen régiment de Turpin hussards trägt. Am 10. Mai 1748 brigadier de cavalerie geworden, heiratet er bald Louise-Marie de Lezay-Lusignan, dann 1759 Constance de Lowendal, die Tochter des französischen Marschalls Ulrich Friedrich Woldemar Graf von Löwendal. In seiner Freizeit befasst er sich mit dem Studium der Kriegskunst, und wird Mitglied der Loge der Neun Töchter (Les Neuf Sœurs).
Die Feldzüge des Siebenjährigen Krieges von 1757 bis 1761 in Deutschland rufen Turpin aufs Neue zu den Fahnen; er unternimmt seinen berühmt gewordenen Streifzug bis vor die Tore der Stadt Leipzig. Am 15. März 1758 zum Generalinspekteur der Kavallerie ernannt, wird Turpin am 21. Februar 1761 maréchal de camp (Brigadegeneral), am 9. Dezember 1771 Kommandeur des Ordens von Saint-Louis, und am 24. Juli 1773 Inspekteur der Truppen des Inneren. Er nimmt 1779–1783 an den korsischen Feldzügen teil.
Vierzig Dienstjahre und 16 Feldzüge bringen ihm am 1. März 1780 die Beförderung zum Generalleutnant; am 7. Oktober 1781 wird er Kommandant des Forts de Scarpe in Douai. Am 25. August 1787 erhält Turpin das Großkreuz des Ordens von Saint-Louis. Im November 1790 emigriert er nach Turin, im Juni 1791 dann nach Nyon im schweizer Kanton Waadt; im August des selben Jahres erhält er den Auftrag, die Emigranten im Raum Heidelberg zu sammeln. Er macht den Feldzug von 1792 in der Armée de Condé mit, wo er die Kavallerie des rechten Flügels kommandiert. Später flüchtet er nach Wien, wird vom Prinzen Esterhazy aufgenommen, in dessen Haus er am 9. August 1793 stirbt.
Sein Vater, Lancelot Turpin de Crissé, comte de Sanzay (19. Mai 1669 bis 19. August 1720), war Oberst des Infanterieregiments de Sanzay, Adjutant des Herzogs von Bourgogne, und 1704 brigadier des armées du Roi.
Bibliographie
- Encyclopédie du dix-neuvième siècle, Tome 23 (Paris 1870)
- Chartrand, René: Louis XV’s Army (4) – Light Troops and Specialists (Botley 1997)