Bajonett

Bajonett.

Bajonett, eine Stoßwaffe, welche an dem Feuergewehr der Infanterie befestigt ist (und seinen Namen von der Stadt Bayonne hat, wo sie erfunden wurde.) Das Bajonett besteht aus der Klinge, oder demjenigen stählernen Teil, mit welchem der Stich geführt wird, und welcher zwei-, drei- oder vierschneidig ist; der Dille oder Tülle, mit welcher man das Bajonett auf das Gewehr steckt, und dem Arm, welcher Dille und Klinge verbindet, und diese außerhalb der geraden Verlängerung des Laufs setzt, um im Laden und Schießen nicht zu hindern. Die Länge der Klinge richtet sich nach dem Gewehr, und beträgt von 16 bis 20 oder mehrere Zoll; sie soll das Gewehr so verlängern, dass der Infanterist dasselbe gegen einen Reiter gebrauchen kann, ohne von dem Säbel des letzteren verwundet zu werden. Die Befestigung des Bajonetts an den Lauf des Gewehrs geschieht teils durch einen zackigen Einschnitt der Dille, in welchen das Bajonettkorn eingreift, teils auch durch einen Schiebring, welcher das Ausweichen des Einschnitts vom Korn verhindert.

Außer diesen gewöhnlichen Bajonetten hat man auch deren von größerer Länge und Breite, mit einschneidigen, langen Klingen, welche auf kurze Gewehr gesteckt, und auch zum Hauen gebraucht werden können. Hierher gehören die Schwerdter auf den sogenannten österreichischen Schwerdtbüchsen, welche auch zum Teil in der preußischen Armee gebräuchlich waren, und die Hirschfänger der Jäger und Schützen.

Quelle: Rumpf, H. F.: Allgemeine Real-Encyclopädie der gesammten Kriegskunst (Berl. 1827)

Bajonett (franz. baïonnette od. bayonnette; Ableitung von Bayonne zweifelhaft), blanke Waffe, die zuerst als Spundbajonett in die Laufmündung gesteckt, später, um das Schießen nicht zu behindern, neben derselben befestigt wurde (s. Tüllenbajonett). Das Bajonett soll durch die Holländer von den Malaien, die ihren Kris ähnlich aufpflanzten, übernommen worden sein; dann wurde es bei den Franzosen für die Schützen zur Abwehr der Reiter, 1640 bei der ganzen Infanterie eingeführt. Das Gewehr soll durch das Bajonett für den Nahkampf gebrauchsfähig gemacht werden. Seine Klinge ist für Stich oder Hieb oder beides geformt und heißt daher Stich-, Hau- (Säbel-) Bajonett oder Yatagan. Auch Länge, Schliff etc. haben nach Bedürfnis viel gewechselt. Man rechnete früher beim Bajonett 0,5 m auf die Klinge, jetzt wird die Länge der verschiedenen Gewehre durch Aufpflanzen des Seitengewehrs von 1,2 bis 1,3 m auf 1,7 bis 1,8 m gebracht. Mit dem Überwiegen der Feuertaktik verlor das Bajonett immer mehr an Bedeutung, so dass es meist in einer Scheide als Seitengewehr getragen und nur aufgepflanzt wird, wenn ein Nahkampf zu erwarten ist. Das Bajonettfechten (Bajonettieren), zuerst in der sächsischen Armee in Gebrauch, weckt das Vertrauen des Soldaten auf den Gebrauch des Gewehrs als blanke Waffe und macht ihn zum Einzelkampf geschickt. Bei den Übungen, die ähnlich denen beim Stoßfechten ausgeführt werden, ist das Gewehr an der Spitze mit Lederball, die Brust der Fechtenden mit einer Art Panzer versehen. S. Fechtkunst.

Bibliographie

  • Barsewisch: Praktische Bajonettfechtschule (2. Aufl., Berl. 1895)
  • Lacher: Der Lehrer des Bajonettierens (Berl. 1898)
  • Selmnitz, v.: Die Bajonettfechtkunst (2. Aufl., Berl. 1832)

Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, 6. Auflage 1905–1909

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