Stich

Stich, der Angriff mit dem Seitengewehr, der Lanze, oder dem Bajonett, wobei man beabsichtigt, dass die Spitze der Klinge in den zu treffenden Gegenstand eindringt. – Für den Stich mit dem Bajonett ist weiter nicht vorzuschreiben, da derselbe überhaupt höchst unsicher ist, weil sich die Spitze nicht in der Verlängerung der Linie des Gewehrs befindet. – Soll bei der Kavallerie mit dem geraden Degen ein Stich getan werden, so wird derselbe nach der Brust und den Dünnungen des Gegners gerichtet. Er geschieht mit rechtsgedrehter Faust in der Art, dass das Gefäß des Degens nach unten zu stehen kommt; in dieser Lage wird der Oberarm so angezogen, dass er am Leib heruntergeht, und mit Kraft wiederum gerade vor, gegen die Brust des Gegners gebracht werden kann. – Mit der Lanze gibt es vier Hauptstiche: vorwärts, links und rechts seitwärts, und auch, zur Deckung gegen einen verfolgenden Feind, nach hinten.

Wenn Stiche gemacht werden sollen, so werden zuerst die Lanzen gefällt, indem sie, aus dem Schuh gehoben, mit der Spitze in gleicher Höhe mit dem Kopf des Uhlanen gehalten werden. Die Lanze wird hierbei mit der vollen rechten Hand im Mittel- oder Gleichgewichtspunkt dergestalt angefasst, dass die Nägel der Finger nach oben zu liegen kommen, und die Lanze unter dem Arm festliegt. Soll der Stich vorwärts gemacht werden, wozu die Lanze schon ungefähr die Richtung hat, so lässt der Uhlan die Spitze so weit senken, dass die Lanze horizontal liegt, tritt fest in die Bügel, legt den Oberleib etwas vor, und vollführt den Stich schnell und mit Kraft, neben den Kopf seines Pferdes vorbei, soweit es der ausgestreckte Arm erlaubt. Die Fingerspitzen werden hierbei stark heraufgedreht, damit die Lanze fest unter dem Arm liege, und der Stich Nachdruck erhalte. Eben so schnell und kraftvoll, als der Stich gemacht wird, muss die Lanze aus jedem Stiche herausgezogen werden.

Bei dem Stich rechts seitwärts, behält der Uhlan die Lanze wie vorher, und wendet sich im Sattel so viel rechts, dass er mit Hilfe des Zurücknehmens der rechten Schulter nach jedem Punkt in seiner rechten Flanke stechen kann. Zu dem Stich links seitwärts wird die Lanze über den Kopf des Pferdes weg so weit nach der linken Seite gewandt, als es für den zu vollführenden Stich nötig ist; der Körper wird dabei im Sattel links gewendet, und die linke Schulter zurückgenommen. Die Stiche rückwärts werden nur bei dem Schwenken der Lanze zur Deckung angewandt; der Uhlane lässt dabei, wenn er sie mit dem linken Oberarm auffängt, die Lanze auf den Unterarm niedersinken, fasst solche des sicheren Stichs wegen, damit sie nicht schwankt, mit dem Daumen der linken Hand von außen an, und macht einen kurzen kraftvollen Stich, wobei er die Lanze durch den Daumen, und auf dem linken Unterarm fortlaufen lässt.

Der Uhlane muss bei dem Stich stets die Spitze seiner Lanze im Auge haben, damit er so viel als möglich sicher, und nicht zwecklos sticht; die Stiche, die nach dem Mann geschehen, sind am vorteilhaftesten nach dem Unterleib, die nach dem Pferd, nach der Brust desselben. Seltener kommen die Stiche nach der Erde ganz herunterwärts vor.

Quelle: Rumpf, H. F.: Allgemeine Real-Encyclopädie der gesammten Kriegskunst (Berl. 1827)

Stich (Pfeil), die Höhe des Scheitels eines Bogens über der Fußlinie.

Stich, s. Nähen und Nähmaschine, auch Stickerei.

Stich, soviel wie Kupferstich oder Stahlstich.

Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, 6. Auflage 1905–1909

Glossar militärischer Begriffe