Eger

Eger, 1) linker Nebenfluss der Elbe im nordwestlichen Böhmen, entspringt 695 m ü. M. unweit des Schneebergs im Fichtelgebirge in Bayern und tritt nach 19 km langem Lauf bei Hohenberg nach Böhmen in das flache Egerland ein. Von Königsberg bis Kaaden durchfließt die Eger einen engen Felseinschnitt in Granit, Porphyr und Basalt; von Kaaden bis Saaz hat sie noch links bedeutendere Höhen, von da an aber flache Ufer. Sie mündet unterhalb Theresienstadt, Leitmeritz gegenüber, in 128 m Meereshöhe. Die Eger hat vorwiegend östliche Richtung, ist 310 km lang, von rötlicher Färbung und fischreich; die Schiffahrt jedoch wird durch das starke Gefälle verhindert. Größere Nebenflüsse sind rechts die Tepl, links die Zwoda.

Eger, 2) Fluss im Württembergischen, entspringt im Oberamt Ellwangen, fließt an Nördlingen vorüber und mündet nach 52 km langem Lauf in die Wörnitz.

Eger, 3) Rechter Nebenfluss der Theiß in Ungarn, entspringt bei Apátfalu im Bükkgebirge, ist 68 km lang und fließt südlich bei Erlau vorbei an den Grenzen der Komitate Heves und Borsod der Theiß zu.

Eger, 4) Ungarischer Name für Erlau (s. d.).

Eger.

Eger, Stadt im nordwestlichen Böhmen, 448 m ü. M., auf einer Anhöhe am Fuße des Fichtelgebirges, an der Eger und an den Linien Wien–Gmünd–Eger der österreichischen Staatsbahnen, Prag–Komotau–Eger der Buschtěhrader Bahn, Eger–Hof, Eger–Wiesau und Eger–Markt Redwitz–Nürnberg der bayrischen, dann Eger–Plauen der sächsischen Staatsbahnen gelegen, hat eine Dechanteikirche (St. Nikolaus) im Übergangsstil mit zwei Türmen, mehrere andre Kirchen, darunter eine evangelische, eine Kommende des Kreuzherrenordens und Klöster der Dominikaner (von 1296) und Franziskaner (von 1256), Reste der alten kaiserlichen Burg, darunter die schöne, unten romanische, oben frühgotische Doppelkapelle, der »schwarze Turm« und der Rittersaal, in dem 1634 Wallensteins Gefährten niedergemacht wurden, ein Stadthaus (von 1603) mit Museum (Erinnerungen an den hier ermordeten Wallenstein u.a. enthaltend), ein neues Stadttheater, Denkmäler Josephs II. und Schillers, einen Zentralbahnhof und zählt (1900) mit der Garnison (1069 Mann) 23.582 deutsche Einwohner. Die Industrie ist vertreten in Fabriken für Maschinen und Eisengusswaren, Heizanlagen, Staniolkapseln, chemische Produkte, Wollwaren, Teppiche, Wirkwaren, Vigognespinnerei, ferner Bierbrauereien etc. Die Stadt treibt auch regen Handel und hat eine Filiale der Österreichisch-Ungarischen Bank sowie eine Sparkasse. Eger ist Sitz einer Bezirkshauptmannschaft, eines Kreisgerichts, einer Finanzbezirksdirektion, eines Hauptzollamts, einer Handels- und Gewerbekammer und hat ein Obergymnasium, eine Lehrer- und Lehrerinnenbildungsanstalt, Ackerbauschule, ein Kranken- und ein Waisenhaus.

Die Umgebung von Eger bildet das fruchtbare Egerland, dessen deutsche Bewohner sich durch Lebensweise, Sprache, Tracht und Sitten von ihren Nachbarn unterscheiden. Nördlich von Eger erhebt sich der Kammerbühl (497 m), ein erloschener Vulkan, und 5 km nördlich liegt Franzensbad (s. d.). – Eger findet sich zuerst erwähnt in einer Urkunde König Heinrichs IV. vom 12. Febr. 1061. In der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts errichtete daselbst der Vohburger Diepold III., Markgraf des Nordgaues, eine Burg. Durch die Heirat Kaiser Friedrichs Barbarossa mit Adelheid von Vohburg kam Eger unter die unmittelbare Herrschaft des Kaisers und ward eine kaiserliche Stadt. Das umliegende Gebiet bildete ein eigenes Territorium, das sogen. Egerland, terra Egrensis. Nach dem Untergang der Staufer kam Eger in den Besitz des Böhmenkönigs Ottokar II., 1279 kehrte sie jedoch wieder unter die Herrschaft des Reiches und König Rudolfs zurück, der am 7. Juni ihr wichtiges Stadtrecht bestätigte. Nachdem sie schon König Adolf vorübergehend und nachmals Ludwig der Bayer 1322 an Böhmen verpfändet hatten, blieb sie fortan böhmisch. Während des Dreißigjährigen Krieges wurde Eger 1621 und nochmals 1647 von den Schweden genommen, 25. Febr. 1634 auf dem dortigen Stadthaus Wallenstein ermordet. Im Österreichischen Erbfolgekrieg wurde die Stadt 19. April 1742 von den Franzosen unter Moritz von Sachsen erobert, aber schon 1743 wieder an die Österreicher übergeben. 1809 wurden die Festungswerke geschleift.

Bibliographie

  • »Die Chroniken der Stadt Eger« (hrsg. von Gradl, Prag 1884)
  • Drivok: Ältere Geschichte der deutschen Reichsstadt Eger (Leipz. 1874)
  • Gradl: Geschichte des Egerlandes (bis 1437, Prag 1893)
  • Gradl: Die Reformation im Egerlande (Eger 1893)
  • Grueber: Die Kaiserburg zu Eger (Prag 1864)
  • Kürschner: Eger und Böhmen (Wien 1870)
  • Siegl, K.: Die Kataloge des Egerer Stadtarchivs (Eger 1900)

Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, 6. Auflage 1905–1909

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