Dominikaner
Dominikaner, 1215 vom heil. Dominikus nach der durch Bestimmungen der Prämonstratenserregel ergänzten Regel Augustins gestifteter und 1216 von Papst Honorius III. bestätigter Klerikerorden. Hauptaufgabe der Dominikaner sollte Predigt und Seelsorge und insbesondere die Bekehrung der Ketzer durch das Wort sein; daher war die Handarbeit ausgeschlossen und der wissenschaftlichen Vorbereitung breitester Raum gegeben. Dem entspricht die Bezeichnung als Fratres Praedicatores (Predigerbrüder). Als Anteilsfeld waren nicht bestimmte, einzelne Bezirke, sondern die ganze Welt gedacht; das bei den älteren Orden bestehende Gelübde der stabilitas loci kam also, wie bei den Franziskanern, in Wegfall. Wie diese sollten auch die Dominikaner ein Bettelorden sein, d. h. dem Orden war der Besitz von Grundeigentum und festen Einkünften verboten und seine Mitglieder auf die Almosen der Gläubigen angewiesen. Doch gestattete Martin V. 1425 einzelnen Häusern der Dominikaner, Sixtus IV. 1475 und 1477 dem ganzen Orden den Erwerb liegender Güter und sichere Einkünfte.
Figuren
- Inquisition, 1:72 LW 2
- Medieval Inquisition, 1:72 Valdemar VA130
- Kalifornische Missionsindianer, 1:72 Pegasus 7051
- Klosterleben im Deutschen Orden, 1:72 Valdemar VA104
- Menschen im Mittelalter, 1:72 Valdemar VA107
- Kreuzfahrer #2, 1:72 Valdemar VA006
- Medieval Britain, 1:72 Strelets 071
- Robin Hood, 1:76 Airfix 01720
Der Dominikanerorden verbreitete sich sehr rasch über fast alle Länder Europas, in späteren Jahrhunderten auch über die Neue Welt (s. Las Casas). Zu seinen ältesten Häusern gehörten Santa Sabina in Rom, St. Jakob (daher Jacobins) in Paris, St. Nikolaus in Bologna u. a. Eine wesentliche Erweiterung seines Einflusses bedeutete die ihm von Gregor IX. 1232 übertragene Leitung der Inquisition, die ihm freilich viel Feindschaft und Verleumdung, ja mehreren Mitgliedern sogar den Tod brachte. Eine besondere Auszeichnung war die schon seit dem 13. Jahrhundert ständige Besetzung der Stelle des päpstlichen Hoftheologen (magister sacri palatii) durch einen Dominikaner. Im Mittelalter ist eine große Zahl namhafter Männer aus den Dominikanern hervorgegangen; Gelehrte wie Vinzenz von Beauvais, Thomas von Aquino, Albert der Große, Raimund de Pennaforte, Prediger wie Meister Eckart, Johann Tauler, Heinrich Suso, Vinzenz Ferrerius und Savonarola. Neben der Wissenschaft widmeten sich die Dominikaner auch der Pflege der christlichen Kunst, besonders der Baukunst und der Malerei. Die Fresken in Santa Maria Novella in Florenz, der Triumph des Todes im Campo Santo zu Pisa, die Werke Fra Bartolommeos und Fra Angelicos und vieles andere legen davon Zeugnis ab.
Zwischen den Dominikanern und den Franziskanern bestanden vielfach heftige Gegensätze in theologischen Fragen, z. B. ob Christus Güter besessen habe, was die Franziskaner bestritten, während viele Dominikaner die unbefleckte Empfängnis der Maria nicht anerkannten. In seiner glänzendsten Periode zählte der Orden über 150.000 Mitglieder in 45 Provinzen, darunter 11 außer Europa, und in 12 Kongregationen unter eigenen Generalvikaren. Seit dem 17. Jahrhundert wurden die Dominikaner durch die Jesuiten in den Schulen und in den Höfen stark zurückgedrängt. Nach der französischen Revolution, der Klosteraufhebung in Österreich und der Säkularisation in Deutschland ging es mit dem Orden rasch bergab. In Frankreich brachte Lacordaire (s. d.) ihn zu neuem Aufleben. Der General Jandel (gest. 1872) suchte den ganzen Orden den modernen Verhältnissen anzupassen und hat ihn zu neuer Blüte geführt. Anfang des 20. Jahrhunderts gab es etwa 4500 Dominikaner in 250 Klöstern, davon 13 deutsche in Deutschland und Österreich.
Die Verfassung des Ordens ist die einer gemischten Monarchie. Alle Provinzen und Kongregationen stehen unter dem General (Magister generalis), dessen Sitz Rom ist. Die Ordenskleidung besteht in weißwollenem Rock, Skapulier und Kapuze, dazu beim Predigen, Beichthören und bei Ausgängen einen schwarzen Mantel mit schwarzer Kapuze. Bei dem Sturm gegen die Kongregationen in Frankreich haben auch die Dominikaner Frankreich verlassen müssen und sich nach Belgien, Holland, Italien und Nordamerika zerstreut.
Die schon 1206 von Dominikus in Prouille (Pyrenäen) gestifteten Domikanerinnen der zweiten Regel tragen weiße Kleidung mit schwarzem Mantel und Schleier. Sie zählten Anfang des 20. Jahrhunderts noch ca. 1500 Mitglieder in ca. 100 Klöstern, davon 12 in Deutschland. Dieser Zweig des Ordens führt ein streng beschauliches Leben, doch haben im 19. Jahrhundert einige Klöster den Unterricht und die Erziehung junger Mädchen übernommen. Dominikus stiftete auch die militia Jesu Christi, die sich zum sogen. dritten Orden von der Buße des heil. Dominikus entwickelte. Der General Munio schrieb 1285 die von Dominikus gegebene Regel in erweiterter Form nieder. Dieser dritte Orden zählt gegenwärtig viele tausend Mitglieder in allen Weltteilen, die teils in Klöstern vereinigt sind und sich den Werken der Charitas widmen, teils, ohne Gelübde abzulegen, in ihren häuslichen Verhältnissen bleiben. Zu ihren berühmtesten Namen gehören die Katharinas von Siena (s. d.) und Rosas von Lima (s. d.).
Bibliographie
- »Archiv für Literatur- und Kirchengeschichte des Mittelalters«
- »Monumenta ordinis fratrum praedicatorum historica« hrsg. von Reichert (Stuttg. 1898 ff.)
- Buttinger, Sabine: Mit Kreuz und Kutte – Die Geschichte der christlichen Orden
- Oberste, Jörg: Der Kreuzzug gegen die Albigenser (Darmstadt 2003)
Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, 6. Auflage 1905–1909