Nördlingen

Nördlingen.

Nördlingen, unmittelbare Stadt im bayrischen Regierungsbezirk Schwaben, im sogen. Ries, an der Eger, Knotenpunkt der Staatsbahnlinien Pleinfeld–Buchloe, Nördlinge–Dombühl u.a., 433 m ü. M., hat vier Kirchen (darunter die protestantische spätgotische Georgskirche, 1427–1505 erbaut, 1880 restauriert, und eine katholische Kirche), eine Synagoge, ein ansehnliches Rathaus (mit ausgezeichneter Altertümer- und Gemäldesammlung), wohlerhaltene Stadttore und -Mauern, eine Realschule, ein Progymnasium, eine Präparandenschule, ein Waisenhaus, ein Amtsgericht, ein Bezirksamt, Forstamt, eine weibliche klösterliche Anstalt, Fabrikation von Leim, Leder, Seife, Malz, Kassenschränken, Zementwaren, Loden und Landwirtschaftsmaschinen, ein Syenit- und Marmorwerk, Handelsgärtnereien, Handel mit Bettfedern, Getreide und Vieh und (1905) 8512 Einwohner, davon 1995 Katholiken und 386 Juden. Dabei das St. Johannisbad, eine erdig-salinische Eisenquelle.

Die Stadt gehörte seit ihrer ersten Erwähnung 898 dem Hochstift Regensburg, ward 1215 vom Kaiser Friedrich II. für das Reich erworben und blieb reichsunmittelbar, obgleich sie von 1250 bis ins 14. Jahrhundert an die Grafen von Öttingen verpfändet war. 1347 trat sie dem Schwäbischen Städtebund bei und behauptete, 1373 von Karl IV. an den Herzog Otto von Bayern verpfändet, ihre Reichsfreiheit durch Teilnahme am Städtekrieg (1377). Obwohl Nördlingen 1529 den Protest der Evangelischen zu Speyer mit unterzeichnete, hielt es sich von dem Schmalkaldischen Bund fern. 1634 ward die Stadt von den Kaiserlichen belagert, und der Versuch der Schweden unter Horn und der Protestanten unter Bernhard von Weimar, sie zu entsetzen, führte zu der Schlacht bei Nördlingen.

Die Kaiserlichen, 30.000 Mann stark, standen unter dem Grafen Gallas. Während Horn noch auf Verstärkungen des nur 24.000 Mann starken Heeres durch Kratz und den Rheingrafen hoffte, begann Bernhard schon 5. Sept. 1634 den Angriff auf die Kaiserlichen. Zwei Tage, 5. und 6. Sept. 1634, dauerte der mörderische Kampf, bis endlich die Schweden und Protestanten nach furchtbaren Verlusten (8000 Tote und Verwundete, 4000 Gefangene und alles Geschütz) zurückgeschlagen wurden. Horn wurde gefangen, Bernhard verwundet. Das Übergewicht der Schweden war gebrochen, ganz Südwestdeutschland in der Hand der Kaiserlichen. Die weiteren Folgen der Schlacht waren der Anschluss der Schweden an Frankreich und der Prager Friede Sachsens und anderer Reichsstände mit dem Kaiser. (Vgl. »Gedruckte Relationen über die Schlacht von Nördlingen 1634«, Halle 1885; Struck, Die Schlacht bei Nördlingen Stralsund 1893; Leo, Die Schlacht bei Nördlingen im Jahre 1634, Halle 1900; Jacob, Von Lützen nach Nördlingen, Straßb. 1904.) Auch die Schlacht bei Alerheim (3. Aug. 1645), das östlich von Nördlingen liegt, wird zuweilen nach Nördlingen benannt. 1647 ward die Stadt wieder von den Bayern beschossen und zum Teil in Asche gelegt. 1803 kam Nördlingen mit seinem Gebiet an Bayern. Nördlingen ist Geburtsort zahlreicher Künstler (z. B. Schäufelein, Albrecht Adam, Friedrich Voltz). Vgl. Beyschlag, Geschichte der Stadt Nördlingen (Nördling. 1851); Mayer, Die Stadt Nördlingen, ihr Leben und ihre Kunst im Lichte der Vorzeit (Nördling. 1876), L. Müller, Die Reichsstadt Nördlingen im Schmalkaldischen Krieg (Nördling. 1876); Dorner, Die Steuern Nördlingens zu Ausgang des Mittelalters (Nördling. 1905).

Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, 6. Auflage 1905–1909

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