Brille

Brille, Fig. 59.

Brille, oder Lünette, heißt jedes kleine vor ein größeres gelegte Werk, bald mit, bald ohne Flanken. Bei den Feldverschanzungen, sind es Fleschen, welche man 2 bis 300 Schritt vor den verschanzten Linien aufwirft, um den Feind beim Angriff länger im Feuer der Verschanungen zu halten (s. Fig. 59). Sie werden auch von diesem Feuer bestrichen, wenn sie der Feind genommen haben sollte; die Kehle derselben ist mit einem Tambour geschlossen, dessen Eingang in einen, in die Erde geschnittenen, 10 bis 12 Fuß breiten Gang führt, der von beiden Seiten durch eine Brustwehr gedeckt ist. Diese ist von der Fläche des Ganges an 4½ Fuß hoch, damit die Leute über dieselbe wegschießen können. Vor dem Eingang in die Verschanzungen ist eine kleine Brustwehr, Traverse, aufgeführt, die den bedeckten Weg bestreicht; letzterer geht auch um diese Brustwehr herum, damit man sicher vor dem feindlichen Feuer aus den Verschanzungen in die Lünetten kommen kann. Dergleichen Werke werden alle 600 Schritt vor der Front angelegt.

Brillen im ersten Glacis, Fig. 86 b’.

Bei den Festungen bedient man sich derselben ebenfalls, und sie gehören dann zu den vorwärts gelegenen Werken. Man gibt ihnen alsdann öfters kleine Flanken, so dass sie die Gestalt eines kleinen Bollwerks erhalten. Ist ein doppelter bedeckter Weg bei der Festung, so legt man sie am Fuße des ersten Glacis in den ausspringenden Winkeln desselben an (Fig. 86 b’); bei einem Vorgraben legt man sie an die Eskarpe, und ist derselbe nass, mitten in den Graben hinein, ebenfalls an den ausspringenden Winkeln (Fig. 84 n’). Dimensionen der Lünetten nach dem neueren System: Face 120 bis 210 Fuß lang, Flanke 42 bis 90 Fuß lang – Graben 36 bis 48 Fuß breit. Der Wallgang derselben liegt auf dem Horizont.

Brille im nassen Graben, Fig. 84 n’.

Quelle: Rumpf, H. F.: Allgemeine Real-Encyclopädie der gesammten Kriegskunst (Berl. 1827)

Glossar militärischer Begriffe