Abstecken

Abstecken eines Werks im Gelände.

Abstecken, heißt eigentlich das Einschlagen von Pfählen, um dadurch die Endpunkte von Linien zu bestimmen, die man auf das Feld tragen will. Hierauf erfolgt erst, wenn man irgend ein Werk abstecken soll, das Tracieren, oder Abstechen der Linien in der Erde, welche die vorher bestimmten Endpunkte verbinden. Man bezeichnet dazu die Linien durch eine Kette, Schnur, Strohseil, etc., und gräbt längs derselben eine Trace [Trasse], Furche, mit einem Absteckeisen in die Erde.

Quelle: Rumpf, H. F.: Allgemeine Real-Encyclopädie der gesammten Kriegskunst (Berl. 1827)

Abstecken, nach Maßgabe von Zeichnungen oder auf Grund arithmetischer Vorarbeiten Punkte, Linien, Winkel, Flächen derselben in das Feld übertragen und dort sichtbar machen. Man benutzt hierzu dieselben Messinstrumente, welche für die entgegengesetzten Aufgaben der Feldmess-, Aufnehme- und Nivellierkunst erforderlich sind, Signalinstrumente zum Bezeichnen von Punkten auf kürzere Zeit Piketts (Markpflöcke, Pfähle), die in den Boden getrieben, mit Nummern u. dgl. bezeichnet werden; Fluchtstäbe, Baken, weiter sichtbare, längere, mit je zwei grellen Farben abwechselnd bemalte gerade Stäbe oder Stangen; Messfahnen (Jalons), ähnliche Stangen, mit bunten Fähnchen versehen; Signaltafeln, -Kreuze u. v. a.; zur Not Bohnenstangen mit Strohwischen oder Wiepen; für die Nacht und in Schächten und Stollen: Lichter, Lampen, Teerstangen und -Fässer (Fanale); auf sehr weite Entfernungen die Heliotropen (s. d.), namentlich für höhere geodätische Arbeiten. Die wichtigen, der Zukunft aufzubewahrenden Punkte der Gradmessung, Triangulation, Landesaufnahme und des Separations-, Konsolidations- und Verkoppelungsverfahrens, der großen Nivellements, bez. der großen staatswirtschaftlich-feldmesserischen Arbeiten versteint man mit Steinsignalen (Obelisken, Säulen, Quadern etc.). Für staatliche Arbeiten stehen alle Signale und deren Bodenfläche unter dem Schutz der Gesetze.

Gerade Linien werden abgesteckt durch Einrichten mit Fluchtstäben od. dgl.; sind dieselben begrenzt, so erfolgt die Messung der Länge mittels Stäbe, Kette oder Bandmaß. Zum Abstecken von Winkeln benutzt man den Winkelspiegel, Winkelkopf, das équerre à miroir, Prismenkreuz, den Sextant, Reflektor, die Boussole, den Messtisch mit Diopterlineal oder Kippregel, vorzugsweise (wenn nicht aus einer Zeichnung unmittelbar abzustecken) den Theodolit oder das Tachymeter. Man stellt das Instrument fest im Scheitelpunkte des abzusteckenden Winkels auf und verfährt dann mit den einzelnen Schenkeln, dieselben abvisierend, wie mit der geraden Linie. Das Abstecken von Höhen, von Profilen geschieht mit Hilfe der Nivellierinstrumente. Krumme Linien werden als gebrochene, diese in ihren Elementen, Linienstückchen und Polygonwinkeln abgesteckt. Für die Absteckungen von Kurven beim Wasser- (Kanal-), Straßen- und Eisenbahnbau (Tunnel) sind oft große trigonometrische Vorarbeiten und umfangreiche Rechenarbeiten erforderlich. Die Kurven, z. B. Kreise, Ellipse, Parabel, Übergangskurven der Gleise, werden vor der Feldarbeit arithmetisch oder geometrisch in ihre geradlinigen Elemente zerlegt.

Bibliographie

Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, 6. Auflage 1905–1909

Glossar militärischer Begriffe