Garde

Garde.

Garde, bezeichnet in einem monarchischen Staate denjenigen Teile der Armee, welcher bestimmt ist, beständig um den Regenten zu sein, ihm zum Schutze zu dienen, usw. Sie besteht daher aus allen Truppengattungen, und bildet in einigen Staaten ein ganzes Armeekorps. Die Garden unterscheiden sich von den übrigen Truppen teils durch bessere Bezahlung, teils durch bessere Bekleidung, oder reichere Verzierung; sollen diese Truppen wirklich Garden sein, so dass man sie als eine Elite der Armee betrachten kann, so erhalten sie ihren Zuwachs, sowohl an Gemeinen als an Offizieren, durch ausgesuchte, gediente und bewährte Männer aus den übrigen Regimentern, wobei man dennoch auf schönen und großen Wuchs, als Nebeneigenschaften, sehen kann. Sogenannte Nobelgarden bestehen gewöhnlich bloß aus Edelleuten, und dienen dann nur zur Pracht und zum Luxus. Eine andere Art Garden sind auch die sogenannten Leib-Regimenter.

Quelle: Rumpf, H. F.: Allgemeine Real-Encyclopädie der gesammten Kriegskunst (Berl. 1827)

Garde, (franz.) »Wache« insbesondere früher zum Schutz des Feldherrn oder Regenten. In diesem Sinne wären als Garden zu betrachten: die aus den vornehmsten Makedoniern bestehende Garde (Hetairoi) Alexanders des Großen; die 10.000 Unsterblichen der persischen Könige, deren Garden jedoch auch wesentlich höhere Stärke erreicht haben; die cohors praetoria der römischen Republik und die praetoriani der Kaiserzeit; die Trabanten und Hartschiere der deutschen Kaiser; die Janitscharen der Sultane; die Strelizen der russischen Zaren; die Gefolgschaften deutscher Fürsten im Mittelalter; in Frankreich die Schweizer und Schotten Ludwigs XI.; (s. Cent-gardes), die Garde du Corps Franz I., die Garde maison du roi und die (schon 1493 von Karl VIII. errichteten) Schweizergarden unter Ludwig XIV. (s. Schweizer).

Wie schon bei den letztgenannten der Fall, so gehen ganz allgemein diese früheren Leibwachen in Elitetruppenteile mit dem Namen Garde über. Bekannt ist die Potsdamer Garde (die langen Kerls) Friedrich Wilhelms I. und Friedrichs des Großen Gardetruppen (vgl. Häring, Geschichte der preußischen Garden, Berlin 1890). In größerem Umfang stellte Napoleon I. Gardetruppen auf, die in die alte, schon zur Zeit des Konsulats bedeutende und die 1812 als Vorschule der alten begründete junge Garde zerfielen, insgesamt in ihrer Blütezeit wohl gegen 70.000 Mann stark, doch in ihrem Bestand, je nach den Schicksalen der Feldzüge, sehr stark wechselnd. Nach der Restauration wurde eine nur 2500 Mann zählende Garde (maison du roi) aufgestellt, später die Garde impériale in Stärke eines Armeekorps von Napoleon III. erneuert; sie fand ihr Ende 1870 in Metz. Vgl. Fallou, La Garde impériale, 1804–1815 (Par. 1901); Kunz, Zur Geschichte der kaiserlich französischen Garde von 1854–1870 (Berl. 1898)

In Russland waren die Gardetruppen durch besonders guten Erfolg vor den übrigen Truppen ausgezeichnet. Auch England hat noch Gardetruppen. In Deutschland hatte Preußen ein Gardekorps, hervorgegangen aus der 1806 errichteten Garde, anfangs des 20. Jahrhunderts 2 Infanterie-, 1 Kavalleriedivision etc. Vgl. Deutschland (Heerwesen).

Österreich-Ungarn hatte keine Gardetruppen, wohl aber die k. u. k. Leibgarden als Hofgarde, die Ungarische Leibgarde, die Trabantenleibgarde, die Leibgarde-Reitereskadron und die Leibgarde-Infanteriekompanie. Über National- und Kommunalgarden s. d.

Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, 6. Auflage 1905–1909

Glossar militärischer Begriffe