Zirkumvallationslinie

Zirkumvallationslinie, Fig. 127 b.

Zirkumvallationslinie, gehört mit zu den Tranchéearbeiten bei der förmlichen Belagerung einer Festung; mit ihr zugleich wird die Kontravallationslinie ringsum die belagerte Festung geführt. Sie bestehen in zwei parallel laufenden Verschanzungslinien, und werden deswegen angelegt, um die Belagerungsarmee sowohl vor den Ausfällen der Belagerten, als vor einem Angriff einer etwa dem belagerten Platze zu Hilfe eilenden Armee (s. Entsatz) zu sichern, wenn keine Observationsarmee aufgestellt werden kann. Die Linie a, Fig. 127, welche Front gegen die Festung macht, und die Ausfälle der Besatzung abhalten soll, heißt die Kontravallationslinie, die Linie b hingegen, deren Fronte nach dem Felde zu gerichtet ist, und sogleich ersterer den Rücken deckt, heißt die Zirkumvallationslinie. Beide werden jedoch selten mehr angewendet, weil sie wegen ihrer großen Ausdehnung immer mangelhaft bleiben, weil sie einen großen Aufwand an Arbeitern, Geschütz und Zeit erfordern, weil sie selten an vorteilhafte Terrainteile, die in der Gewalt des Belagerers sind, angelehnt werden können, und weil die Angriffsmethode in neueren Zeiten so sehr verändert ist.

Wir man jedoch bewogen sie anzulegen, so müssen sie durch aufgebotenes Landvolk und allerhand Requisitionen sobald als möglich aufgeführt werden. Man verfährt hier wie bei den Verschanzungen größerer Linien (s. Schanze, und Lager), und hält vorzüglich bei den Zirkumvallationslinien auf ein starkes Profil. Ist eine Observationsarmee da, so bedient man sich nur der Kontravallationslinien; in unseren Tagen aber häufiger der Befestigung der wichtigsten und vorteilhaftesten Punkte, welche um den Platz herum liegen, wie Fig. 126. Diese Befestigung wird stets nötig, wenn die Belagerungsarmee schwach, ihre vor der Festung genommene Stellung zu ausgedehnt, und sie durch einen großen Fluss oder durch ein anderes natürliches Hindernis getrennt ist.

Die allgemeinen Regeln beim Anlegen der Zirkumvallations- und Kontravallationslinien sind folgende: 1) Sie müssen überall die nötige Entfernung von einander halten, welche wenigstens 1800 Fuß beträgt, damit die Truppen zu den nötigen Bewegungen Platz haben. 2) Die Zirkumvallationslinien müssen außerhalb des wirksamsten Kanonenschusses vom stärksten Kaliber des Festungsgeschützes liegen. 3) Beide Linien dürfen nur auf einigen Punkten angreifbar sein; zur Verstärkung aller übrigen Teile aber müssen alle vorhandene natürliche und künstliche Hindernisse angebracht werden. 4) Die Verschanzungslinien müssen so viel als möglich in geraden Linien entwickelt, und von den Punkten abgezogen werden, wo sie der Feind umfassen und enfilieren kann. 5) Alle Hindernisse, welche die Kommunikation im Inneren erschweren, müssen hinweggeräumt, und die nötig anzulegenden Brücken, Wege etc. durch die Verschanzungslinie gehörig gedeckt werden.

Quelle: Rumpf, H. F.: Allgemeine Real-Encyclopädie der gesammten Kriegskunst (Berl. 1827)

Zirkumvallationslinien, Kette von Verschanzungen, mit denen im Altertum, Mittelalter bis in die Neuzeit der Angreifer die Festung umgab, um von außen kommenden Entsatz vorzubeugen. Kontravallations- oder innere Zirkumvallationslinien dienten zum Schutz gegen Ausfälle und Durchbruchsversuche der Belagerten. Im Altertum waren diese Anlagen zuweilen in Mauerwerk ausgeführt und durch Türme verstärkt. Noch vor Granada (1491) entstand dadurch eine förmliche Festung, Santa Fé benannt.

Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, 6. Auflage 1905–1909

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