Traversieren

Traversieren, bei der Reiterei, das Rechts- und Linksschließen, heißt, das Pferd in einen seitwärts gehenden Gang bringen, wobei der Kopf ein wenig nach der Seite, wohin geschlossen werden soll, durch eine Biegung im obersten Halsgelenk, gerichtet wird. Auf das Kommando: „Rechts (links) schließt euch – Marsch!“ wird die Faust wie zum Wenden geführt, der auswendige Schenkel angedrückt, und das Pferd in Bewegung gesetzt; der Oberleib darf hierbei nicht vorfallen, der inwendige Schenkel nicht abgestreckt werden. Das Pferd muss weder mit dem Vorderteil, noch weniger mit dem Hinterteil vorangehen; fällt es in den ersten Fehler, so muss der auswendige Schenkel die Kruppe nachhelfen, und findet letztere statt, so muss das Vorderteil seitwärts geführt werden, und der auswendige Schenkel zu wirken aufhören. Hält sich das Pferd zurück, so wird es mit beiden Schenkeln vorgetrieben, damit jeder Tritt seitwärts dergestalt geschehe, dass der auswendige Schenkel vor dem inneren seitwärts schreite. – Die verkehrte Traverse heißt Renvers, d. h. man wendet das Pferd in einer kleinen Volte, so dass das Hinterteil da zu stehen kommt, wo früher der Kopf war, und traversiert nun eben so wie vorher; dies kann auch von einer Hand zur anderen geschehen.

Traversieren, in der Fechtkunst, kommt nur beim Stoßfechten vor, und bezeichnet hier einen mehrmals seitwärts getanen Ausfall. Es geschieht gewöhnlich, indem man Terz stößt, kann jedoch wegen der damit verbundenen großen Blöße nicht empfohlen werden; denn stößt der Gegner hierauf die inwendige flüchtige Quart schnell nach, so wird diese entweder nur sehr mühsam, oder gar nicht zu parieren sein. Hat man auch diesen Nachstoß wirklich pariert, und man traversiert noch einmal mit der Terze, so wird der Gegner hiergegen die Kavationsparade anwenden, und nun, durch das Voltieren, wieder mit uns in eine gerade Linie zu kommen suchen, worauf man gar nichts gewonnen hat. Dennoch kommt das Traversieren häufig vor, worunter die minder Geübten ihre Ungeschicklichkeit zu verbergen suchen, wenn sie dem geschickteren Fechter auf dem geraden Wege nicht beikommen können.

Quelle: Rumpf, H. F.: Allgemeine Real-Encyclopädie der gesammten Kriegskunst (Berl. 1827)

Glossar militärischer Begriffe