Montalembertsche Türme

Montalembertscher Turm, Fig. 264.

Montalembertsche Türme, haben ihren Namen von ihrem Erfinder, dem Marquis de Montalembert, und sind vieleckige, aus starken Mauern aufgeführte Türme, mit mehreren Lagen von Geschützkasematten übereinander. Das sie durch die Schießlöcher, x, Fig. 264, eine vollkommene Bestreichung ihres Fußes gewähren, und sich leicht jeder veränderten Bestimmung anpassen lassen, so sind sie teils als Reduits in den Kehlen, oder im inneren Raum anderer Festungswerke, teils als selbstständige äußere oder Vorwerke, von mehreren neueren Ingenieuren empfohlen und auch wirklich angewendet worden.

Montalembertscher Turm, Grundriss, Fig. 265.

Die 7 Fuß dicke Umfassungsmauer der Montalembertschen Türme ist unten mit ausspringenden Winkeln, K, Fig. 265, gebaut, und verschwächt sich oberwärts um 1 Fuß. Das zweite und dritte Stockwerk, E, F, Fig. 264, ist mit Schießscharten, m, für das Geschütz versehen, die sich auch auf dem oberen Raum G des 7 Fuß dicken Gewölbes befinden, r. Das untere Geschoss A B, so wie der 3 Fuß dick aufgemauerte Kern des Turmes, H, hat oben über der Batterie Schießlöcher für das kleine Gewehr, und dient dem eigentlichen Turm zu einem Zufluchtsort. Das Kellergeschoss des Turms wird zu einem Pulvermagazin, und zu Aufbewahrung der übrigen Bedürfnisse eingerichtet, auch wohl mit einem Brunnen oder mit einer Zisterne versehen; ein unerlässliches Bedürfnis, wenn der Turm einzeln steht, und mehrere Tage hindurch gänzlich von dem Feinde eingeschlossen werden kann. Die Gewölbe dieser Türme ruhen nicht auf den Umfassungsmauern; diese sind daher bloß als eine Schildmauer anzusehen, deren Einsturz auf die Standfestigkeit des ganzen Turms keinen Einfluss haben kann.

Die Größe dieser vieleckigen Türme ist nach ihrer verschiedenen Bestimmung willkürlich, von 60 bis 140 Fuß. Ihre Grundfläche aber muss, wenn die ausspringenden Ecken nicht über 60 Grad haben, und sich rechtwinklig verteidigen sollen, allezeit ein Zwölfeck sein. Der Umkreis des Turmes wird demnach in 24 Teile geteilt, die wechselweise die Widerlager der Bögen über den eingehenden Winkeln, und die Grundflächen der ausspringenden Ecken machen. Nun haben die letzteren, b c, d e, auf dem Kreisbogen 3, 4, 5, oder 6 Fuß, und die Längen a b, c d, können nicht unter 12, und nicht über 30 Fuß bekommen, wenn sie nicht zu hoch werden sollen; beide zusammen können daher füglich als die Sehne des Winkels am Mittelpunkt in einem Zwölfeck angesehen werden, der bekanntlich 30 Grad hat. Wäre diese Sehne 15½ bis 16 Fuß (nämlich die Ecken 3 bis 4, und die Schwibbögen 12 Fuß), welches ihr kleinstes Maß ist, so würde der Halbmesser des Turms 30 Fuß werden, (weil sich die Sehne zum Halbmesser verhält, wie 44 : 85) ohne jedoch die vorspringende Ecke zu rechnen. Hätte der Bogen a b aber 30 Fuß, und jede vorspringende Ecke 6 Fuß, so wird der Radius des Turmes 72 Fuß, und die ganze Dicke desselben 140 Fuß. Bei einem noch größeren Umfang würde man ihm ein mehrseitiges Vieleck zur Grundfläche geben müssen, um die bestreichende Verteidigungslinie mit kleinem Gewehr zu erhalten, wozu sich Türme mit einem Durchmesser unter 60 Fuß nicht eignen.

Bei einer neuerlich angegebenen Art dieser Türme, fällt der Kern H ganz weg; inwendig ist an dessen Stelle ein großer freier Platz; die Gewölbe der Geschützstände sind hinten offen; zwischen diesen, an ihrem hinteren Teil, der nach dem offenen Raum zu liegt, sind die Kammern zur Wohnung für die Besatzung angebracht.

Quelle: Rumpf, H. F.: Allgemeine Real-Encyclopädie der gesammten Kriegskunst (Berl. 1827)

Glossar militärischer Begriffe