Militärmusik

Militärmusik, auch Kriegsmusik, Feldmusik, nennt man die beim Militär gebräuchlichen Arten von Musik, wozu auch die musikalischen Signalzeichen gehören. Die Militärmusik zerfällt in drei Hauptgattungen: Marsch, Lied und Feldstück. Einfachheit, Ernst, kräftige Instrumentation und stark ausgeprägter Rhythmus sind Haupterfordernisse.

Quelle: Herders Conversations-Lexikon, Freiburg im Breisgau 1857

Militärmusik, die bei Truppen übliche Musik. Je nach der Zusammenstellung der Instrumente für dieselbe, nennt man sie entweder Janitscharenmusik, wobei außer den Messinginstrumenten noch Klarinetten, Oboen, Fagots, Becken, Halber Mond und Trommel verwendet werden. Der Gebrauch der Musik zu kriegerischen Zwecken gehört wohl allen Zeiten und allen Völkern an. Bei den Ägyptern war die Trommel in Gebrauch, bei den Griechen die Flöte und das Horn, bei den Römern die Bucina und Tuba. Im Mittelalter verlor sich der Gebrauch der Musik bei den Truppen, da es damals nur Reiterei gab; erst zu Ende des 15. Jahrhunderts zeigte sie sich wieder, und zwar in Italien, dann bei den Franzosen, die eine Zeit lang sogar Geigen zur Militärmusik verwendeten. Zu Anfang des 18. Jahrhunderts war die Militärmusik noch sehr einfach: bei der Infanterie bestand sie aus Trommeln und Pfeifen, bei der Reiterei aus Trompeten und Pauken; die Schotten und eine Zeit lang die französischen Dragoner bedienten sich das Dudelsackes. Hierauf wurde das Hautbois, jetzt Oboe, das Hauptinstrument, bald aber wurde dieses von der Klarinette verdrängt. Von dem Hautbois erhielten die Militärmusik den auch jetzt noch üblichen Namen Hautboisten. In der Folge, namentlich im 19. Jahrhundert, hat sich die Militärmusik, vervollkommnet. Die Militärmusik dient sowohl, wenigstens bei der Infanterie, dazu, dass nach ihrem Takt marschiert wird, als auch in dem ermüdeten Soldaten neue Kräfte zu wecken, zur Ausdauer zu stählen und den Mut zum Kampf zu entflammen.

Quelle: Pierer’s Universal-Lexikon 4. Auflage 1857–1865

Militärmusik (Kriegsmusik, Feldmusik), das den Regimentern der modernen Heere beigegebene Orchester, dessen Zweck ist, bei Märschen, Paraden etc. die Bewegung der Truppen zu regeln und ihr erhöhte Elastizität zu geben sowie auch wohl im Gefecht den Mut anzufeuern. Man unterscheidet die Infanterie- (Janitscharen-) Musikkorps von der Hornmusik der Jäger, Pioniere, Fußartillerie etc. und den Trompetenkorps der Kavallerie und Feldartillerie. Die Musiker dieser Korps heißen entsprechend Hoboisten (Hautboisten), Hornisten und Trompeter, die Dirigenten derselben Stabshoboisten, -Hornisten, - Trompeter oder Korpsführer, soweit ihnen nicht anderweitige Titel (Musikdirigent, Musikdirektor, Generalmusikdirektor) verliehen werden. Man hat bei der Infanterie zu unterscheiden zwischen den Musikern und den Spielleuten, letztere haben die Signale zu geben und gehören zum Mannschaftsstand der Kompanien, während die Musiker zum Regimentsstab gehören und zusammenbleiben, nur die Trompeter der Kavallerie etc. sind auch Signalbläser. Wie der Name Hoboisten andeutet, spielte die Oboe bei der Militärmusik früher eine hervorragende Rolle; seit Einführung der Klarinette sind jedoch diese letzteren die eigentlichen Vorbläser. Außerdem sind von Blasinstrumenten im Gebrauch: Flöten, Fagotte, Kontrafagotte, früher auch Ophikleide oder Serpent. Die Hauptrolle der Militärmusik spielt jedoch das Blech: Kornette, Flügelhörner, Althörner, Tenorhörner, Posaunen und Tuben (Helikon); dazu kommen noch die Schlaginstrumente (die Janitscharenmusik); kleine und große Trommeln, Becken, Triangel, Glockenspiel und Schellenbaum (Halbmond). Verschieden und schwächer besetzt ist die Militärmusik der Jägerbataillone etc. (die Holzbläser fehlen). Doch ist es gestattet, als Signalbläser (Hornisten) bei den Kompanien wirkliche Musiker einzustellen und diese zur Verstärkung der Militärmusik heranzuziehen. Die kleinste Militärmusik hat die Kavallerie (auch ohne Hörner). Das Charakteristische der Militärmusik ist das Überwiegen von Instrumenten mit scharfer, durchdringender Klangfarbe; auch unterscheidet sie sich von dem Symphonie- und Opernorchester besonders durch Aufnahme der modernen weitmensurierten, vom alten Bügelhorn abstammenden Instrumente neben den Hörnern, Trompeten und Posaunen (vgl. Orchester). Die Instrumente sämtlicher Musikkorps der deutschen Armee haben 1891 die Pariser Stimmung erhalten. Die meisten Militärmusikkorps sind jetzt aus guten Musikern zusammengesetzt, und sie verwandeln sich daher häufig zu Konzertzwecken in ein vollständiges Symphonieorchester mit Streichinstrumenten, Pauken etc.

Bibliographie

  • »Bestimmungen über die Ausbildung von Militärmusikern etc.« (Berl. 1901)
  • Damaúski: Die Militärkapellmeister Österreich-Ungarns (Leipz. 1904)
  • Kalkbrenner: Die Organisation der Militärmusikkorps aller Länder (Hannover 1884)
  • Kalkbrenner: Musikalische Studien und Skizzen (Berl. 1903)
  • Neukomm: Histoire de la musique militaire (Par. 1889)
  • Rott: Der Dienst im Heere als Militärmusiker (Berl. 1898)
  • Wieprecht: Die Militärmusik und die militärmusikalische Organisation eines Kriegsheeres (Berl. 1885)
  • »Militär-Musikerzeitung« (Berl., seit 1879)
  • »Neue Militärmusikzeitung« (Hannover, seit 1894)

Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, 6. Auflage 1905–1909

Glossar militärischer Begriffe