Einquartierungswesen
Einquartierungswesen, der Armee, begreift alle Anstalten, welche zur Unterbringung der dazu gehörigen Personen in Wohnungen, und des Viehs in Stallungen, sowohl in Friedens- als in Kriegszeiten dienen. Die vorzüglichste Rücksicht ist dabei auf die Erhaltung der Gesundheit aller Individuen zu nehmen. In Friedenszeiten werden die Truppen in der Regel in die Städte gelegt, und dort entweder in besonders dazu eingerichtete Gebäude, Kasernen genannt, einquartiert, oder bei den Bürgern verteilt. In Festungen liegen die Kasernen gewöhnlich mit in den Teilen der Festungswerke. Die Kasernierung hat im Ganzen wesentliche Vorzüge vor der Einquartierung bei den Bürgern, wohin vorzüglich gehört, dass man alle Leute mehr zusammen, und unter größerer Aufsicht hat, dass die Beköstigung der Soldaten besser und regelmäßiger eingerichtet werden kann, dass weniger Störung des bürgerlichen Lebens entsteht, usw. Bei der Anlage der Kasernen muss außer der gesunden Lage und angemessenen Bauart, auch auf die innere Ökonomie gesehen werden, und das Ganze den Vorteil gewähren, dass man es mit einem Blick übersehen, und der täglichen Revision so leicht nichts entzogen werden kann. Bei der Einquartierung der Kavallerie kommen außerdem noch die nötige Stallung, so wie die zur Aufbewahrung des Futters nötigen Magazine in Betrachtung. Die Ställe erfordern außer der zweckmäßigen Geräumigkeit für die Pferde selbst, noch Licht, und hinlänglichen Raum für Futter und Reitzeug; die Futtermagazine eine gute Lage, Sicherung gegen Feuchtigkeit, freie Luft, und Sicherheit gegen Feuergefahr.
In einigen Staaten sind die Einquartierungsorte für jeden Truppenteil auf viele Jahre, oder auf immer bestimmt, in anderen hingegen hat kein Regiment oder Bataillon eine bestimmte Garnison.
Das Einquartierungswesen auf Märschen im Frieden beruht auf sicheren und geordneten Grundsätzen, welche freilich im Kriege nicht allemal befolgt werden können. Jedoch sind dann die in jedem Ort für die Einquartierung besonders angeordneten Behörden hinreichend, verbunden mit den bei den Truppen selbst zu treffenden Maßregeln, durch zweckmäßige Dislozierung, vorausgeschickte Fouriere usw., die größte Unordnung un zu großen Mangel an Lebensbedürfnissen zu verhindern. Außer auf Märschen, kommen auch im Kriege noch Einquartierungen in Kantonierungen und Postierungen vor, wo die Truppen gewöhnlich auf längere Zeit an einem Orte bleiben, und wo dann regelmäßig eingerichtete Lieferungsanstalten von Lebensbedürfnissen, aus anderen nicht bequartierten Orten her, dem zu befürchtenden Mangel vorbeugen. –
Eine Art, die aber selten vorkommen, ist die sogenannte militärische Einquartierung, wo vor oder nach einem Gefecht, Truppen auf bewohnte Orte ganz in der Nähe des Schlachtfeldes angewiesen werden, ohne dass man vorher die nötigen Anstalten zu ihrer Unterbringung zu treffen im Stande war, und wo man sich gewöhnlich zu 80 bis 100 Mann, und selbst kompanieweise, einzelne Häuser zum Quartier auswählt. Solche Einquartierungen geschehen aber nur, wenn es die kostbare Zeit nicht anders erlaubt, und haben gewöhnlich den Ruin des Ortes zur Folge.
Zum besonderen Behuf der Einquartierung in belagerten Festungen, um die Truppen vor dem feindlichen Feuer zu beschützen, dienen die Wohnkasematten, und die bombenfesten Kasernen in der Nähe des Hauptwalles.
Quelle: Rumpf, H. F.: Allgemeine Real-Encyclopädie der gesammten Kriegskunst (Berl. 1827)