Durchschleichen einer Truppe

Das Durchschleichen kann nur angewendet werden von verhältnismäßig schwachen Truppenabteilungen, entweder um sich wieder mit dem Gros zu vereinigen, von welchem die Abteilung durch überlegene Feindkräfte getrennt ist, oder um einen Befehl oder eine Nachricht zu überbringen, vielleicht auch, um als kleines Streifkorps im Rücken des Feindes zu operieren. Während bei dem Durchschlagen Gewalt und Überraschung zum Ziele führen sollen, muss man beim Durchschleichen zur List seine Zuflucht nehmen. Das Durchschleichen wird daher in den meisten Fällen nur bei Nacht möglich sein und auch auch nur dann Aussicht auf Gelingen haben, wenn der Feind nicht hinreichend wachsam ist, wenn Wege und Terrain möglichst genau bekannt sind, und wenn die größte Vorsicht und Stille, gleichwohl aber Schnelligkeit auf dem Marsche angewendet werden. Die Maßnahmen im Speziellen richten sich je nach den Umständen, doch versteht es sich von selbst, dass auf dem Marsche besonders Nebenwege eingeschlagen, bewohnte Orte und vom Feinde besetzte Punkte möglichst vermieden werden müssen. Die Marschordnung muss eine solche sein, dass, wenn eine Entdeckung durch den Feind herbeigeführt wird, die Abteilung gefechtsbereit ist, wo möglich noch sich durchzuschlagen vermag. Besonders ehedem sind dergleichen Unternehmungen oft geglückt, so die des Generals Ziethen, der sich 1748, wo sein Husarenregiment eine der österreichischen ähnliche Uniform hatte, aus Oberschlesien mitten durch die österreichische Kantonierung am hellen Tage zum Markgraf Karl durchschlich und noch mehrere österreichische Offiziere, die zu ihm kamen, um ein Stück mit ihm zu reiten, gefangen nahm. Außerdem sind noch mehrere Unternehmungen dieser Art, so eines Kosakenpulks, der sich 1813 nach dem Waffenstillstand von der Armee in Böhmen zum Kronprizen, und vom Lützowschen Corps, das im Mai 1813 aus der Altmark nach dem Bayreuthischen marschierte, während die Franzosen in Dresden und der Lausitz standen, merkwürdig.

Quelle: Pierer’s Universal-Lexikon 4. Auflage 1857–1865

Glossar militärischer Begriffe