Bekleidung

Bekleidung des Walls im Limeskastell Saalburg.

Bekleidung, der Wälle, Brustwehren usw., womit die Erde, aus welcher sie bestehen, äußerlich überdeckt wird, dient teils dazu, das Herabrollen der Erde zu verhindern, und daher geringere Böschungen zuzulassen, teils auch eine bessere Dauerhaftigkeit gegen feindliche Schüsse zu gewähren. In Festungen besteht die Bekleidung der Grabenböschungen gewöhnlich aus Mauerwerk, die der äußeren Böschungen aus Rasen- oder Plackwerk (frz. placage). Außerdem bedient man sich auch der Faschinenbekleidung, der Hurden und anderen Flechtwerks, jedoch nur bei den Böschungen der hinter der Brustwehr befindlichen Gegenstände, und gewöhnlich auch nur bei Feldverschanzungen; auch hier wendet man, vorzüglich bei der äußeren Böschung der Brustwehr, und der inneren des Grabens, lieber Rasenbekleidung an, weil diese weniger als das Faschinen- und Flechtwerk am feindlichen Feuer leidet.

Quelle: Rumpf, H. F.: Allgemeine Real-Encyclopädie der gesammten Kriegskunst (Berl. 1827)

§ 33. Benennung und Maße der verschiedenen Bekleidungsmittel

Die Faschinen erhalten nach ihrer verschiedenen Anwendung, Größe und Beschaffenheit verschiedene Namen, als:

Würste (Saucissons). Sie sind 18 bis 20′ lang und 8 bis 10 Zoll stark. Ehedem verwendete man sie zur Verkleidung der Geschützverschanzungen, da jedoch ihre Fertigung mehr Zeit erfordert, ihr Transport schwieriger ist und man bei vorkommenden Ausbesserungen ein größeres Stück der Faschinierung aufreißen muss, als bei den kürzeren Faschinen, so sind sie (wenigstens in der Sächsischen Artillerie) nicht mehr gebräuchlich.

Batteriefaschinen Fig. 28 Tab. II. sind 12′ lang und 10 bis 12″ stark und werden vorzugsweise zur Bekleidung der Geschützverschanzungen, jedoch auch bei anderen zu verkleidenden Linien gebraucht.

Kopf- und Ankerfaschinen Fig. 29 unterscheiden sich von den vorigen dadurch, dass man an einem der Enden die Spitzen des Reisigs nicht absägt, sondern umbiegt und rückwärts in den letzten Bund mit einbindet. Ihre Bearbeitung ist schwieriger als die der Batteriefaschinen und ihre Anwendung zeigt keinen wesentlichen Nutzen.

Deckfaschinen. Die Länge derselben richtet sich nach dem jeweiligen Bedarf, die Stärke beträgt 12″. Sie werden vom stärksten Reisig gefertigt und dienen zur Deckung solcher Punkte, welche der Feind durch Vertikalfeuer oder Flintenschüsse von oben beunruhigen kann. Zuweilen bindet man diese Faschinen auch aus bloßen Stangen.

Tranchée- oder Trassierfaschinen erhalten 4′ Länge, 6 bis 8″ Stärke und nur 2 Bünde. Man bedient sich ihrer zur Bezeichnung der ersten abgesteckten Belagerungslinie.

Sappenbündeln (fagots de sape) Fig. 30 sind 3′ lang und 12 Zoll stark. In ihrer Mitte wird ein 3½ bis 4′ langer, einige Zoll starker, unten zugespitzer, Pfahl der Länge nach eingebunden, dessen Spitze auf einer Seite ½ bis 1′ vorragt. Die Sappenbündel braucht man, um die Lücken dicht aneinandergerückter Schanzkörbe damit gegen das Durchschlagen der feindlichen kleinen Gewehrkugeln besser zu verschließen, zugleich aber auch um Schanzkörbe zu ähnlichem Behufe bloß damit auszustopfen. In letztem Falle bekommen sie keinen Pfahl.

Wasserfaschinen (fascines), womit Böschungen gegen den Wellenschlag geschützt werden sollen, Fig. 389 Tab. VI., macht man stets 2′ länger als die Breite der zu verkleidenden Böschung beim kleinsten Wasserstand beträgt. Ihre größte Stärke ist 12″; sie sind aus Zweigen gebunden, welche die ganze Länge der Faschinen erhalten, und bekommen gewöhnlich nur zwei Bünde, wovon der erste von den starken Rutenenden (die alle auf einer Seite liegen) 12″ heruntergerückt und der zweite in der Mitte des ganzen Reisigbundes angebracht wird.

Wasserfaschinen, womit man in morastigem Boden oder im Wasser selbst Dämme herstellt, um trockenen Fußes an einen anderen Ort zu gelangen, sind gewöhnliche Faschinen von 6 bis 10′ Länge und 12″ Stärke. Sie bestehen aus starkem Reisig und in ihrer Mitte bindet man Steine ein, damit sie beim Gebrauch alsbald auf den Grund sinken. Der Abstand ihrer Bünde beträgt 12 oder auch 24″, wenn die Steine groß sind.

Die Schanzkörbe unterscheiden sich nur durch die Verschiedenheit ihres Durchmessers und ihrer Höhe. Die üblichsten Arten sind: kleine Schanzkörbe (gabions de tranchée), 3′ hoch und 2′ weit. Mittlere Schanzkörbe, 4′ hoch und 3′ weit. Große Schanzkörbe (gabions farcis oder roulans, Rollkörbe), Fig. 31 Tab. II., 6 bis 7′ hoch und 3 bis 4′ weit.

Die Weite der Schanzkörbe richtet sich zuweilen auch nach dem Ort ihrer Aufstellung oder auch nach ihrer benötigten größeren Leichtigkeit, um sie bequem tragen, heben und schieben zu können. Die hier angegebene Höhe bezieht sich nur auf die Flechtung, nicht aber auf die Pfahllängen.

Außer diesen Bekleidungsmitteln werden bei den Belagerungs- und Verteidigungsarbeiten manchmal noch andere angewendet, als:

geflochtene viereckige Tafeln (Horden, claies) Fig. 32;
Flechtwerk (clayonnage), nach Art der geflochtenen Zäune;
über einander geschränkte Baumstämme (revêtement en corps d’arbres);
Bretter und Pfosten (revêtement en charpente);
In Gestalt der Mauerziegel gestochener Rasen (gazons);
Sandsäcke (sacs de terre), und
Wollsäcke (sacs de laine).

§ 34

Zur leichten Übersicht sind nachstehende Maße der Faschinen und Schanzkörbe etc. in beistehende Tabelle gebracht.
Verkleidungs- etc. Materialien Länge Stärke
Batteriefaschinen 12 Fuß 1 Fuß
Wasserfaschinen 6 Fuß 1 Fuß
Tranchéefaschinen 4 Fuß 8 Zoll
Sappenbündel 3 Fuß 1 Fuß
Kleine Schanzkörbe 3 Fuß hoch 2 Fuß weit
Mittlere Schanzkörbe 4 Fuß hoch 3 Fuß weit
Große Schanzkörbe 6 Fuß hoch 4 Fuß weit
Große Schanzkörbe 6 Fuß hoch 4 Fuß weit
Horden 4 Fuß hoch 6 Fuß lang

Nach v. Reitzensteins Angaben sind gegenwärtig nachstehende Maße für die Faschinen, Schanzkörbe und Horden bei den Franzosen angenommen:

Verkleidungsmaterialien Länge Dicke Anzahl Bünde Zeit d. Fertigung eines Stückes Anzahl Arbeiter
Gewöhnliche Faschinen 2 m 22 cm 3 20 Min. 3
Trassierfaschinen 1,3 m 15 cm 2 15 Min. 2
Revetementsfaschinen 2 m 22 cm 4–5 30 Min. 2
Faschinen zum Eindecken der blindierten Descenten 2,5 m 20 cm 4
Schanzkorbfaschinen 65 cm 20 cm 2
Würste 4–6 m 30 cm 6–9 180 Min. 4
Sappenbündel 80 cm 22 cm 2 20 Min. 2
Schanzkörbe Höhe Weite Pfähle Zeit Arbeiter
Sappenschanzkörbe 80 cm 65 cm 8 60 Min. 3
Rollkorb 2,5 m 1,3 m 16 360 Min. 4
Gewöhnliche Horden 2 m 80 cm 6

Anmerkung. Nach den neueren Vorschriften sollen aber zwei Mann in 20 Minuten eine gewöhnliche Faschine, und zwei Mann einen Sappenkorb in ¾ Stunde fertigen.

Die Art und Weise dieser Fertigung ist jedoch so, dass man an der gehörigen Tüchtigkeit und Dauer dieser Faschinen und Körbe zweifeln muss. Da die Körbe jedoch weniger Arbeit verursachen, so ließ man 1834 sowohl bei der Sächsichen Artillerie als den Sappeurs welche fertigen, um sich von der kürzeren Arbeitszeit etc. zu überzeugen, und überließ es nun der Mannschaft, sie nach der neuen Art zu flechten, und bei beiden Truppengattungen wünschte die Mannschaft sie nach der alten Art fertigen zu dürfen, obschon in dem dabei zu beobachtenden Verfahren sich nichts gegen früher abänderte, als Ersparnis der Bünde, folglich Abkürzung der Zeit; allein sie fühlte selbst, dass nicht die Festigkeit darin sei, als bei der alten Art und scheuten deshalb die geringe Mehrarbeit nicht.

Quelle: Aster, Carl Heinrich: Die Lehre vom Festungskriege (Dresden 1835)

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