R.A.F. Air Sea Rescue Launch »Whaleback«
Testbericht des 1:72 Modells von Airfix
Britische Commandos landen von einem R.A.F. Motorboot irgendwo im besetzten Frankreich. Das Boot wurde zum Wasserlinien-Modell für Dioramen und Wargames umgebaut. Figuren und Kübelwagen stammen von Airfix, der Opel Blitz von ESCI.
Die See soll sie nicht haben
Im Zweiten Weltkrieg unterhielt die Royal Air Force eine eigene Flotte von schnellen, sehr zuverlässigen und seetüchtigen Motorbooten zur Rettung abgeschossener und in Seenot geratener Flugzeugbesatzungen. Die Boote wurden wegen ihrer markanten Linienführung Walbuckel genannt. Gemeinsame Rettungseinsätze von Suchflugzeugen und schnellen Motorbooten erlaubten eine schnelle Bergung, damit die Piloten nicht zu lange der See ausgesetzt waren. Die Seenot Rettung wurde auch deshalb zum Wettrennen, weil beide Kriegsparteien bemüht waren, neben den eigenen Piloten auch die Leute des Gegner aufzufischen und diese gefangen zu nehmen. Da die Whalebacks direkt der R.A.F. unterstellt waren, trugen die Offiziere und Mannschaften Dienstgrade der Luftwaffe, wie Flying Officer oder Flight Lieutenant.
In der Nacht vom 23. und 24. Juni 1940 verlieh das Luftwaffen Ministerium sechs Motorboote dieses Typs an das gerade aufgestellte № 11 Commando, um 180 Offiziere und Soldaten im besetzen Frankreich an Land zu setzen. Dieses erste Stoßtruppunternehmen verlief ohne nennenswerte Ergebnisse, aber es verdeutlichte die Wehrbereitschaft der Briten und wirkte sich positiv auf das seit Dünkirchen stark lädierte Selbstvertrauen aus. Da zunächst keine besser geeigneten Landungsboote verfügbar waren, verwendeten die Commandos eine Reihe verschiedener Boote und Schiffe um entlang der Kanalküste an Land zu gehen, darunter Zerstörer, Torpedoboote (MTB), Kanonenboote, R.A.F. Motorboote, Fischerboote, Kanadier, Kajaks und sogenannte Eureka Boote, die in sehr seichtem Wasser landen konnten. Whalebacks der R.A.F. kamen in der Nacht vom 14. und 15. Juni 1940 bei der Landung auf der Kanalinsel Guernsey erneut zum Einsatz, dort zeigte sich aber, dass die Boote nicht nahe genug an die felsige Küste herankamen um die Truppen zu landen und später wieder aufzunehmen. Nachdem das einzige Beiboot an den Klippen zerschellt war, mussten die Commandos zu den Motorbooten hinaus schwimmen. Drei Nichtschwimmer blieben auf Guernsey zurück und gerieten in Gefangenschaft.
Das Stoßtruppunternehmen gegen den Hafen von St. Nazaire und die Landung bei Dieppe im August 1942 machten deutlich, dass ungepanzerte Motorboote für amphibische Landungen ungeeignet sind. In beiden Unternehmen wurden die Boote von gegnerischen MG-Stellungen so schwer getroffen, dass sie die Commandos nicht an den vorgesehenen Punkten absetzen konnten. Die R.A.F. stattete ihre Whalebacks daraufhin mit zusätzlicher Bewaffnung aus, Zwillings-MG beiderseits des Ruderhauses und eine 20 mm Oerlikon Maschinenkanone auf dem Achterdeck. Zum Schutz gegen Schrapnells wurde außerdem der vordere Teil der Kabine mit Schutzmatten versehen.
Inhalt
- British Power Boat Company Type Two 63ft HSL
- Länge: 63ft (19.20 m)
- Geschwindigkeit: 36 Knoten
- Reichweite: 800 km
- Bewaffnung: 2 Vickers .303 MG in Armstrong-Whitworth Kanzeln. Ende 1942 zusätzliche Zwillings-MG beiderseits des Ruderhauses und eine 20 mm Oerlikon Maschinenkanone auf dem Achterdeck.
- Kommandant, Sanitäter und 7 Mann
Bewertung
Maßstabsgetreues Modell mit exzellenten Details.
Perfekte Themenwahl, das Modell kann gemeinsam mit Figuren, Fahrzeugen und Landungsbooten in Dioramen und Wargames verwendet werden.
Bauteile für zwei verschiedene Versionen liegen bei, ab August 1942 kann das Motorboot mit zusätzlicher Panzerung und Bewaffnung dargestellt werden.
Abzeichen von drei verschiedenen Booten liegen bei.
Mittlerer Schwierigkeitsgrad, über 150 Einzelteile. Einige Bauabschnitte sind nur für die aufgerüstete Version vorgesehen, der Modellbauer muss sich für eine Variante entscheiden. Manche Bauteile sind vor dem Einbau zu bemalen.
Hohe Qualität. Die Teile passen sehr gut zusammen und zeigen kaum Gussnähte.
Die ausführliche Bauanleitung ist leicht verständlich.
Vier Figuren liegen bei: Kommandant, zwei MG-Schützen und ein Mann mit Rettungsring.
Das Modell ist mit Torpedobooten und Zerstörern von Airfix, Revell und Tamiya kompatibel.
Besatzung der MG-Kanzeln nicht enthalten.
Abzeichen am Bug des Bootes können nicht über die detaillierte Oberfläche geklebt werden, sie sind exakt auszuschneiden und dann sorgfältig zu applizieren.
Historische Verwendung
- R.A.F. Air Sea Rescue Service, 1940–1945
- HSL 130, 1941–1942
- HSL 127, Flt. Lt. D. Jones, 1942–1944
- HSL 156 (Seagull 70), Flying Officer G. Lockwood, 1943–1944
- Combined Operations (Commando-Unternehmen), 1940–1944
Interessante Umbauten
Das abgebildete Motorboot wurde zum Wasserlinien-Modell umgebaut, damit es in Dioramen und Wargame Simulationen eingesetzt werden kann. Mit den abgetrennten Rumpfstücke stellten wir ein umgedrehtes und sinkendes Schiff dar. Wasserlinien-Modelle kann man im Diorama sehr schön mit Hafenanlagen, Figuren und Fahrzeugen kombinieren. Das Schlauchboot im Bild stammt von den deutschen Pionieren von Revell.
Das Airfix-Modell der R.A.F. Rescue Launch eignet sich sehr gut für den Dioramenbau. Der Bausatz ist auf 1978 datiert, zeigt aber keinerlei Alterserscheinungen. Bauteile passen perfekt und die Arbeit kann an zwei Abenden bequem erledigt werden. Wer sich bereits mit Fahrzeugmodellen auskennt, wird beim Bau dieses Motorbootes gut voran kommen die beim Zusammenbau und Bemalen verwendeten Techniken unterscheiden sich kaum. Das Boot kann durch Trockenbürsten und Lavieren gealtert und mit Gebrauchsspuren versehen werden, wie dies bei Fahrzeugen üblich ist. Der Bausatz verschafft willkommene Abwechslung von Panzern und Infanterie im Maßstab 1:72, ohne die Geduld auf eine zu große Probe zu stellen. Wir wünschen beim Bau des Whalebacks viel Vergnügen.