Zenturie

Zenturie.

Zenturie (lat. »centuria«, von »centum«, hundert), ursprünglich eine Abteilung von 100 Mann, in der ältesten Zeit vornehmlich eine Abteilung von 100 Reitern. Servius Tullius (s. d.) übertrug bei Erteilung seiner Verfassung den Namen auf die 193 Abteilungen, in die er die gesamte waffenfähige Bürgerschaft nach Maßgabe ihres Vermögens einteilte, 18 Zenturien Reiter (oder Ritter) und 175 Zenturien Fußvolk, von denen 80 zur ersten, je 20 zur zweiten, dritten und vierten und 30 zur fünften Vermögensklasse gehörten; eine wurde von den unterhalb der fünften Klasse Stehenden gebildet, die noch übrigen 5 aus den für den Krieg erforderlichen Zimmerleuten und Spielleuten.

In der nach Zenturien eingerichteten Volksversammlung (comitia centuriata, Zenturiatkomitien) hatte jede Zenturie eine Stimme; die Abstimmung fand in der Weise statt, dass die Ritterzenturien damit begannen und dann die übrigen Zenturien nach ihrem Rang folgten, weshalb es, wenn die Ritter und die Zenturien der ersten Klasse (die Mehrheit) übereinstimmten, keiner weiteren Abstimmung bedurfte. Später wurde indes eine Änderung getroffen, die dieses Übergewicht der Ritter und der ersten Klasse einschränkte.

Diese Einteilung galt auch für den Kriegsdienst und bestimmte den Unterschied in der Rüstung und Bewaffnung, die Stellung im Heer und in der Schlacht. Ursprünglich zerfiel das schwerbewaffnete Fußvolk jeder Legion wahrscheinlich in 30 Abteilungen von je 100 Mann, also Zenturien, die aber gewöhnlich Manipeln genannt wurden; später wurde jeder solcher Manipel in zwei Hälften, jede unter einem Centurio, geteilt und diesen, obwohl sie die Zahl 100 nicht erreichten, der Name Zenturie beigelegt, bis im letzten Jahrhundert der Republik die Legionen in je 10 Kohorten geteilt wurden mit je drei Manipeln und sechs Zenturien.

In der Landwirtschaft bedeutete Zenturie ein Stück Land von 100 heredia = 50,3 Hektar, jedoch örtlich abweichend. Vgl. Jugerum.

Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, 6. Auflage 1905–1909

Glossar militärischer Begriffe