Tranchéewache
Tranchéewache, Laufgrabenwache, damit der Feind nicht die Tranchéen zuwerfen, und die Arbeiter vertreiben kann, wird in der Parallele, welche den Werken am nächsten ist, aufgestellt; sie ist etwa ⅓ bis ½ so stark als die Garnison, doch kommt dies mit auf die Ausdehnung der Tranchéen an. Die erste Tranchéewache bei einer Belagerung, ist sogleich bei der Eröffnung der Parallele zugegen, und stellt sich teils hinter den Arbeitern auf, wenn sie sehr stark ist, und man sehr nahe an der Festung arbeitet, teils 100 bis 200 Schritt vor denselben, wenn man die Parallele auf 600 Schritt eröffnet. Im ersten Fall schickt sie einzelne Detachements ab, welche sich 20 bis 30 Schritt vor den Arbeitern still auf die Erde niederlegen, und eine Kette von Doppelposten nahe bei sich aufstellen; im letzteren Fall zieht sie ebenfalls eine doppelte Posten-Chaine, und hat noch Soutiens hinter den Arbeitern. Sobald, mit Tagesanbruch, die Parallele weit genug ausgearbeitet ist, zieht sich die Tranchéewache in die Parallele zurück, wo sie bei Tage auf der Bank sitzt; des nachts hat sie wenigstens das Gewehr in der Hand, und die Hälfte derselben steht aufrecht. Längs der Parallel werden die nötigen Schildwachen ausgesetzt, welche bei Tage auf der Bank stehen, und beständig das Terrain vor sich beobachten; zu ihrer Deckung legt man 2 Sandsäcke neben einander auf die Brustwehr, und einen darüber, so dass sie zwischen den beiden unteren durchsehen, und auch durchfeuern können.
Wenn die Schildwache jemanden aus den Laufgräben nach der Festung zu laufen sieht, und es ist ihr nicht vorher gemeldet, dass es ein Ingenieur, oder sonst jemand ist, der dahin abgeschickt worden, so feuert sie auf ihn, weil es alsdann ein Überläufer oder Spion sein wird. Kommen einzelne Personen aus der Festung, so hält die Schildwache sie an, und meldet es; eben so, wenn sie Truppen in Ordnung aus der Festung rücken sieht, oder bloß ein ungewöhnliches Geräusch hört. Sieht sie eine Kanone losbrennen, oder eine Bombe kommen, so ruft sie sogleich laut, damit die Soldaten in den Laufgräben sich davor in Acht nehmen können. – In der Nacht muss man einige Schildwache so weit als möglich vor der Tranchée haben, wo sie sich auf die Erde legen, oder daselbst eingraben.
Die Ablösung der Tranchéewache geschieht alle 24 Stunden, und gewöhnlich des Abends im Dunkeln, in besonderen Fällen aber gegen Tagesanbruch, um bei großen Ausfällen, welche gewöhnlich zu dieser Zeit geschehen, eine doppelte Wache zu haben; dies ermüdet die Leute sehr, und dann muss die alte Tranchéewache in der Parallele bleiben, bis es Tag ist.
Quelle: Rumpf, H. F.: Allgemeine Real-Encyclopädie der gesammten Kriegskunst (Berl. 1827)