Epaminondas

Epaminondas (auch Epameinondas), thebanischer Feldherr und Staatsmann, Sohn des Polymnis, geb. um 418 v. Chr., gest. 362, stammte aus einer angesehenen, jedoch verarmten Familie und genoss eine treffliche Erziehung, besonders durch den Umgang mit dem Pythagoreer Lysis. An der Befreiung der (382) von den Spartanern widerrechtlich besetzten Burg von Theben und an dem Sturz der Oligarchie durch Pelopidas und seine Freunde (379) beteiligte er sich nicht und trat erst nach diesem Ereignis öffentlich hervor, um nun aber den bedeutendsten Anteil an der Organisation des Staates sowie an der Führung der Kriege und den Unterhandlungen mit anderen Staaten zu nehmen. Zunächst erreichte er, unterstützt durch die Streitigkeiten zwischen Athen und Sparta, die Vereinigung Böotiens zu einem Einheitsstaat und behauptete sie als Böotarch, auch als Sparta durch Waffengewalt ihr entgegentrat, in der Schlacht bei Leuktra, die er hauptsächlich durch seine überlegene Kriegskunst (die sogen. schiefe Schlachtordnung) gewann (371).

Bei einem Einfall im Peloponnes (370) konnte er zwar Sparta selbst nicht erobern, brach aber durch Stiftung eines Arkadischen Bundes und Herstellung der Unabhängigkeit Messeniens dessen Hegemonie auch dort. Ein zweiter Zug in den Peloponnes (369) hatte keinen Erfolg, so dass ihn seine Mitbürger sogar seines Amtes entsetzten, ebensowenig die Einmischung in die Verhältnisse Thessaliens, wo es ihm nur gelang, die Freilassung des gefangen genommenen Pelopidas zu erwirken. Bei einem dritten Zug in den Peloponnes (367) fand er Schwierigkeiten bei den dortigen Bundesgenossen selbst und wurde auch durch das feindselige Auftreten der Athener gehemmt. Epaminondas beschloss daher, die letzteren zur See anzugreifen und machte den Versuch, mit einer neugebauten Flotte die Hegemonie zur See an sich zu reißen, nicht ohne Erfolg. Die inneren Wirren im Peloponnes bewogen Epaminondas zu einem vierten Zug in den Peloponnes. Diesmal kam es zur Schlacht und zwar bei Mantineia (362). Der Sieg blieb zwar den Thebanern, aber Epaminondas selbst ward durch einen Wurfspeer tödlich verwundet und starb noch auf dem Schlachtfeld. Epaminondas wird mit Recht gepriesen als einer der größten Männer Griechenlands; mit den Eigenschaften eines trefflichen Feldherrn (er war der Erfinder einer neuen Taktik), Staatsmannes und Patrioten verband er als Mensch die Tugenden der Uneigennützigkeit und Ehrlichkeit sowie den Adel einer das Vaterland über alles stellenden Gesinnung; doch lässt sich nicht leugnen, dass er durch Schaffung einer dritten Großmacht in Griechenland die Kraft des Widerstandes gegen Makedonien geschwächt hat. Vgl. seine Biographie von Cornelius Nepos; Pomtow, Das Leben des Epaminondas (Berl. 1870).

Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, 6. Auflage 1905–1909

Figuren der Antike