Papiertiger 1:72 Kartonmodellbau

Universal Carrier der Britischen 8. Armee in Nordafrika, 1:72 Kartonmodell.

Dieser Bren Carrier gehört einer britischen Einheit in Nordafrika. Der Fahrer (Airfix) trägt einen Hut, der Beobachter (Matchbox) trägt Schiffchen, nur der Beifahrer (Airfix) schützt sich mit dem Stahlhelm. Direkt hinter them Fahrer ist ein Bren LMG zur Fliegerabwehr montiert. Die Halterung aus 0,6 mm Federstahldraht ist 25 mm lang, sie wurde mit Superkleber im Winkel zwischen der Motorabdeckung und der Rückwand der Fahrerkabine eingeklebt. Der Beifahrer besitzt ebenfalls ein Bren LMG, mit dem er durch eine Scharte an der Vorderseite des Carriers feuern kann. Der Beobachter sitzt auf einer Holzkiste von NOCH. Im linken Stauraum liegen zwei kleinere Kisten und ein aufgerolltes Tarnnetz, das aus einem Stück Verbandmaterial hergestellt wurde. Im Staukasten am Heck liegt ein weiteres Tarnnetz, und daneben befinden sich zwei Benzinkanister in einer improvisierten Halterung. Der Bren Carrier ist mit Funk ausgestattet, das verrät die Antennenhalterung rechts am Heck. Die vielen Kleinteile verleihen dem Fahrzeug den besonderen Reiz, sie laden den Betrachter zum Verweilen ein. Die Teile stammen aus Bausätzen verschiedener Hersteller, beispielweise blieben die Benzinkanister beim Bau des Lancia Aprilia Kübelsitzers von Reviresco übrig. Deutlich zu erkennen ist die maßstäblich korrekte Wandstärke des Aufbaus, ein Vorteil des Kartonmodells gegenüber handelsüblichen Plastikmodellen.

Universal Carrier der 4. Indischen Division, 1:72 Kartonmodell.

Ein Bren Carrier der 4th Indian Brigade im Wüstenfeldzug. Das Kartonmodell wurde mit zwei Besatzungsmitgliedern der Serie Indian Brigade der Firma Atlantic ausgestattet. Im Laderaum liegen Versorgungskisten aus dem Modellbahnsortiment der Firma NOCH. Das Fahrzeug könnte zusätzlich mit einem Tarnnetz, einer Funkantenne, diversen Benzinkanistern, und einem Fla-MG ausgestattet werden. Diese Kleinteile sind im Spielwarenhandel erhältlich, z. B. von ROCO und Hasegawa. Den gleichen Carrier gibt es auch in dunkelgrünem Karton, entsprechend dem Tarnanstrich von 1940. Das Fahrzeug benötigt keine Schnittkantenretousche, lediglich die Ketten müssen bemalt werden. Wer möchte, kann ein mehrfarbiges Tarnmuster anbringen.

M3 Scout Car, 1:72 Kartonmodell.

M3 White Aufklärungswagen im Dienst der französischen Fremdenlegion, Frankreich 1944–45. Das Fahrzeug wurde mit Tarnnetzen aus bemaltem Verbandmaterial und einer Funkantenne versehen. Das Tarnnetz kaschiert die Tatsache, dass die Fahrerkabine leer ist. Der Ausbau stellt zwar kein Problem dar, wir verzichteten in diesem Fall aber darauf.

Die detaillierten Benzinkanister sind Ersatzteile aus einem handelsüblichen Modellbausatz der Firma Hasegawa. Solche Einzelteile können nur mit viel Mühe aus Karton gefertigt werden, und man sieht ihnen die Herkunft meist an. Filigrane Kleinteile aus Plastik oder Zinn ziehen das Auge des Betrachters an und tragen zu einem sehr guten Gesamteindruck des Modells bei. Der Offizier im Innenraum ist ein französischer Infanterist von ESCI. Die Figur kann herausgenommen werden wenn der Offizier im Verlauf eines Simulationsspiels zur Erkundung absitzt.

Billig und Gut

Kartonmodellbau ist eine interessante Alternative zum herkömmlichen Modellbau in Plastik, Resin oder Zinn. Kartonmodelle sind schnell gebaut. Viele interessante Oberflächendetails werden aufgedruckt geliefert, sie müssen nicht erst von einem Gussast abgetrennt, entgratet und montiert werden. Aufwendige Tarnmuster und taktische Zeichen sind in der Regel mehrfarbig gedruckt; das Bemalen des Modells beschränkt sich auf die Retousche der freiliegenden Schnittkanten. Weitere Information über Kartonmodellbau im Maßstab 1:72 erteilt Cliff Button von PaperTigerArmaments.

Vorteile

  • Kartonmodelle zeigen maßstäblich korrekte Wandstärken an den Schnittkanten von Panzerplatten und Fahrzeugaufbauten. Dieser materialbedingte Vorteil verleiht dem Kartonmodell einen realistischen Gesamteindruck, der beim Plastikmodell nicht, bzw. nur mit erheblichem Arbeitsaufwand erreicht werden kann.
  • Kartonmodelle sind bereits historisch richtig bemalt und gekennzeichnet, Tarnmuster und taktische Zeichen werden aufgedruckt geliefert. Demnach eignen sich Kartonmodelle auch als Malvorlagen für Plastikmodelle anderer Hersteller, deren historisch korrekte Bemalung und Detaillierung in der Regel nicht ausreichend dokumentiert ist.
  • Kartonmodelle werden mit ungiftigen, lösungsmittelfreien Klebstoffen verarbeitet. Klebstoffrückstände in der Kleidung können ausgewaschen werden, und Flecken auf Tischplatten führen nicht zu einem Anlösen der Oberfläche, wie dies bei Plastikklebstoffen der Fall ist.
  • Kartonmodelle im Maßstab 1:72 sind mit handelsüblichen Fahrzeugen und Modellfiguren von Revell, Italeri, ESCI, Airfix und Hasegawa kompatibel. Diese Bausätze enthalten üblicherweise eine Reihe von Ersatzteilen, die zur Detaillierung der Kartonmodelle verwendet werden können. ROCO, Preiser und Hasegawa bieten außerdem Rüstsätze mit Maschinengewehren, Kanistern, Rädern, Munitionskisten, Deckenrollen, Funkgeräten und anderen Kleinteilen an.
  • Kartonmodelle sind deutlich billiger als Plastikbausätze, ein wichtiger Aspekt für Wargamer, die komplette Kompanien und Bataillone aufstellen wollen.

Nachteile

  • Maschinengewehre und ähnlich filigrane Kleinteile können nur mit viel Mühe aus Karton ausgeschnitten werden. Im Grunde lohnt sich dieser Aufwand überhaupt nicht, die Teile gibt es nämlich in billigen Zurüstsätzen aus Plastik.
  • Rundung und Profile von Gummireifen können nicht überzeugend dargestellt werden. Auch hier sollten Zurüstteile aus Plastik verwendet werden, z. B. von ROCO.
  • Die Oberflächen sind mit vielen Details bedruckt, zeigen aber kein Relief. Wer dies möchte, kann die Kartonmodelle nachträglich detaillieren, indem Oberflächendetails ausgeschnitten, mit Karton unterfüttert und wieder aufgeklebt werden. Haltegriffe, Trittstufen, Abschlepphaken und Antennen können aus 0,3 oder 0,6 mm Federstahldraht gebogen und mit dem Modell verklebt werden.
  • Geschützrohre aus Karton sind nicht wiederstandsfähig genug. Zweckmäßiger sind entsprechend abgelängte Rohre aus Alu oder Messing, wie sie im Spielwarenfachhandel erhältlich sind.

Typenvielfalt

Viele historische Fahrzeuge sind bisher noch nicht im Maßstab 1:72 erschienen, bzw. nicht mehr lieferbar, sie sind in der folgenden Liste mit * gekennzeichnet. Die entsprechenden Kartonmodelle sind in dieser Hinsicht einzigartig.

  1. Jeep
  2. Kübelwagen
  3. Universal Carrier* (früher Airfix 1:76, zur Zeit nicht lieferbar)
  4. Vickers Light Tank* von 1940
  5. M3 White Scout Car (früher ESCI 1:72, jetzt nicht mehr lieferbar)
  6. M3 Halbkettenfahrzeug
  7. M5 Stuart (leichter Panzer)
  8. Char Leger T 13* (Belgien)
  9. Char B1* (Frankreich)
  10. Semovente M40* Sturmgeschütz (Italien)
  11. Carro Commando* Befehlspanzer (Italien)
  12. Krupp Funkhorchkraftwagen*
  13. Henschel 33 D1* Lkw
  14. Sd.Kfz. 251/1 NEU* Schützenpanzerwagen
  15. T 70* (leichter Panzer)
  16. KW-1* (schwerer Panzer, Russland)
  17. KW-2* (schwerer Panzer, Russland)
  18. Sturmgeschütz SU-100 (Russland)
  19. Jagdpanther
  20. Tiger I
  21. Sturmgeschütz III
  22. Jagdpanzer IV
  23. A.27 Cromwell Kampfpanzer
  24. F.V. 4034 Challenger Kampfpanzer* (2. Weltkrieg; im Gegensatz zum NATO Challenger)
  25. Sherman Kampfpanzer
  26. Churchill Kampfpanzer
  27. Churchill Brückenleger
  28. DUKW (amphibischer Lkw)
  29. M10 Tank Destroyer* (Panzerjäger)
  30. Panzerjäger Hetzer* (früher ESCI 1:72, jetzt nicht mehr lieferbar)
  31. Jagdtiger*
  32. Sturmtiger*
  33. Land Rover Lightweight* (luftlandefähig)
  34. M113 MTW (US/Bundeswehr/NATO)
  35. M114 Recon* (Aufklärungspanzer)
  36. Hotchkiss* Sanitätspanzer (Bundeswehr)
M-113 Kartonmodell.

Kartonmodellbau macht Spaß, inbesondere weil Veränderungen und Reparaturen an den Fahrzeugen mit einfachen Mitteln möglich sind. Wer preiswerte und robuste Fahrzeuge für Simulationsspiele benötigt, ist mit Kartonmodellen gut beraten. Die Fahrzeuge sind deutlich billiger als vergleichbare Modelle aus Plastik oder Metall, und einige wichtige Fahrzeugtypen gibt es überhaupt nur in Karton.

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