Mensur

Mensur, heißt das Verhältnis des Raums hinsichtlich der Entfernung zweiter Fechter; sie wird in die weiter, mittlere und enge eingeteilt, und zwar sowohl beim Hieb- als beim Stoßfechten. Weit ist die Mensur, wenn man mit der ganzen Schwäche der Klinge an der halben Schwäche des Gegners liegt; die mittlere oder natürliche, gewöhnliche Mensur ist diejenige, wo man mit der halben Schwäche der Klinge an der halben Stärke des Gegners liegt; eng ist sie aber, wenn man mit der halben Schwäche an der ganzen Stärke des Gegners liegt. Wenn während des Ganges einer der Fechter avanciert, also aus einer weiteren Mensur in die engere geht, so heißt dies in die Mensur rücken; das Retirieren, oder Zurückgehen aus einer Mensur in eine weitere heißt die Mensur brechen. Die richtige Kenntnis von diesen Verschiedenheiten der Mensur ist für die Kontrafechten unentbehrlich.

Beim Stoßfechten ist die weite Mensur für diejenigen vorteilhaft, welche sich bloß auf eine gute Verteidigung beschränken; die mittlere Mensur ist die gewöhnliche; in der engen Mensur wird es aber auch dem geschicktesten Fechter nicht gelingen, alle Stöße zu parieren. Wenn daher ein Naturalist dem geschickten Fechter einen Stoß beibringt, so liegt die Ursache hiervon gewiss nur darin, dass dieser es versehen, und jenen in die enge Mensur gelassen hat.

Beim Hiebfechten ist die enge Mensur nur in sofern vorteilhaft, als man nach einem vorausgegangenen Stringieren der Klinge, oder auch mit dem Zurückgehen nach einem getanen Hiebe, nachdrücklich schneiden kann. Allein den Gewinn, den die enge Mensur im Stoßfechten gibt, kann man sich hier nicht versprechen; dort setzt sie den Gegner, der sich nicht geschickt genug zurückzuziehen, oder die Blöße zu verändern weiß, außer Stand, sich zu verteidigen; hier ist man aber, so zu sagen, sich oft selbst im Wege. Zum Kontrahauen ist die enge Mensur auch deswegen sehr unbequem, weil man in dieser Mensur weder mit Nachdruck hauen, noch die, wiewohl wenig wirksamen Hiebe des Gegners, geschickt parieren kann; doch kommt es auch gewissermaßen auf die Beschaffenheit der Klinge an. Ist die Klinge krumm (ein Säbel), so muss man dem Gegner näher treten, weil hier der Mittelpunkt des Schwunges (centrum oscillationis), also auch die größte Kraft des Hiebes, näher am Gefäße liegt, als an einer geraden Klinge (Degen); mit dem Degen kann man daher, in der engen Mensur, den Gegner nicht mit derjenigen Stelle der Klinge treffen, wo der Mittelpunkt des Schwunges liegt. Die mittlere Mensur ist aus diesem Grunde beim Kontrahauen die beste, und man erreicht hier nicht nur den Gegner mit seinem Hiebe am besten, sondern kann auch die Hiebe des Gegners ohne besondere Anstrengung parieren. In der weiteren Mensur ist es zwar nicht gut möglich, den Gegner mit einem vollen Hiebe zu erreichen; dem ungeachtet aber pflegt man sich zu Anfang eines Ganges mehr in die weite, als in die mittlere Mensur zu legen, und fängt mit den Hieben nach der Hand und nach dem Vorderarm an, zumal wenn man seinen Gegner nicht genau kennt, und nicht weiß, ob er oft gegen das Tempo haut. Wenigstens ist anzuraten, in der mittleren Mensur anfangs etwas behutsam zu sein, und bei Hieben, wobei übergehoben wird, mit Vorsicht über die Klinge des Gegners wegzugehen.

Quelle: Rumpf, H. F.: Allgemeine Real-Encyclopädie der gesammten Kriegskunst (Berl. 1827)

Glossar militärischer Begriffe