Degen

Degen, im allgemeinen eine Waffe, welche teils zum Hauen, teils zum Stoßen gebraucht wird. Er besteht aus zwei Hauptteilen, dem Gefäß und der Klinge. Die Klinge ist gerade und eine eine Spitze, zwei Seitenflächen, eine Schneide, einen Rücken und eine Angel, wodurch die Klinge mit dem Gefäß verbunden wird. Die bloß zum Stoß bestimmten Degen haben auch zwei Schneiden, eine andere Art, die Fleurets, haben drei. eine Degenklinge, mit welcher man mit Vorteil fechten will, muss wenigsten von der Angelspitze bis zur Spitze 30 bis 32 Zoll lang und zwischen ¾ und 1 Zoll breit sein. Die Klinge ist gut, wenn man keine Ritzen oder dunklen Adern sehen, keine Erhabenheiten oder Krümmungen fühlen kann, und wenn, mit der Spitze fest aufgesetzt, und in einen Halbkreis zusammengebogen, nach der Wiederherstellung, keine Biegung zurückbleibt. Das Gefäß besteht aus dem Stichblatt, einem runden oder ovalen metallene Blatte, von größerem oder kleinerem Durchmesser, welches zum Schutz der Hand dient; der Parierstange, welche sich zwischen dem Stichblatt und dem Griff befindet, und ebenfalls die feindliche Klinge abzuweisen bestimmt ist; dem Griff, welcher die Angel umfängt, und an welchem man den Degen festhält; dem Knopf am Ende des Griffes, in welchen sich auch die Angel erstreckt, und dadurch die Verbindung der Klinge mit dem Gefäß sichert, und der Bügel, welcher in einem Bogen von der Parierstange bis zum Knopf läuft, um die Hand von der Seite zu schützen. Um den Degen ohne Gefahr der eigenen Verwundung zu tragen, wenn man ihn nicht gebraucht, wird er in eine Scheide von Leder gesteckt, welche man auch oft noch durch Holzspäne verstärkt, und an welcher sich oben das Mundblech mit einem Haken zum Einhängen in das Koppel, welches zum Umhängen des Degens bestimmt ist, so wie unten das Ortband, oder die Zwinge zum Zusammenhalten des Ganzen, befindet. Über den Gebrauch, s. Fechtkunst, über die Verfertigung, s. Seitengewehr.

Quelle: Rumpf, H. F.: Allgemeine Real-Encyclopädie der gesammten Kriegskunst (Berl. 1827)

Degen.
  1. Neuer preußischer Degen
  2. Neuer preußischer Infanterie-Offizierdegen n/M
  3. Degen Philipps II. von Spanien
  4. Degen Philipps II. von Spanien
  5. Degen Friedrichs d. Gr.
  6. Deutscher Degen des Herzogs Friedrich Heinrich von Nassau
  7. Degen Napoleons I.
  8. Klinge der Colada des Cid mit Gefäß aus dem 16. Jahrhundert
  9. Toledodegen
  10. Alter preußischer Degen
  11. Alter Preußischer Füsilierdegen
  12. Neuer preußischer Marinedegen
  13. Schild mit Degenbrecher

Degen (v. franz. dague), ursprünglich eine Hiebwaffe der Ritter mit breiter, zugespitzter Klinge und Griff, aus der Spatha (s. d.) hervorgegangen, bald gleichbedeutend mit Schwert. Beide gestalteten sich vielfach zur Waffe »auf Stoß und Hieb« (Fig. 3, 4, 6 und 8), dagegen kam in Spanien (Toledo) ein Degen mit nur zum Stoß dienender langer, dünner, auch wohl drei- und vierkantiger Klinge auf. Diesen gab man kunstvoll gearbeiteten Griff und Stichblatt, Parierstange und Bügel (Fig. 9). Seit dem 16. Jahrhundert wurde der Degen von der ganzen Reiterei und dem Fußvolk getragen, eine Waffe, die mit langer, schmaler Klinge sich durch gerade Form von der gekrümmten des Säbels unterschied. Letzterer kam nach Einführung der Feuerwaffen bei der Reiterei in längerer, beim Fußvolk in kürzerer Form für den Degen in Gebrauch. Auch die Jäger zu Pferde haben den Stichdegen erhalten. Der Pallasch (Klinge 1 m) der Kürassiere ist ein Degen Modell 1854, dem der Kavalleriedegen 89 für die übrigen Reiter nachgebildet ist, ebenso der Infanterie-Offizierdegen n/M. (Fig. 2), der seit 1889 bei allen Fußtruppen ausschließlich Fußartillerie getragen wird. Artillerieoffiziere tragen den Artillerie-Offiziersäbel, berittene Feldartilleristen, Trainsoldaten etc. den Artilleriesäbel.

Die frühere Bewaffnung der Infanterieoffiziere bestand in dem Infanteriedegen (Fig. 10, 5 und 7), bei den Füsilieren im Füsilierdegen (Fig. 11); ersterer war mit einem Korbgefäß versehen, das aus einem vom Stichblatt aus Bronze zum Knopfe führenden Bügel bestand. Weil das Stichblatt beim Füsilierdegen fehlte, auch die Spitze der Klinge nicht in deren Mittellinie lag, nannte man ihn auch Füsiliersäbel. Beide Degen wurden in Lederscheiden mit Beschlägen getragen, während jetzt nur Stahlscheiden im Heere üblich sind. Nur Kürassieroffiziere tragen zum Überrock Degen. Der Marinedegen (Fig. 12) ist dem Infanterie-Offizierdegen ähnlich, hat jedoch ein anderes Korbgefäß mit Griff von Elfenbein und wird in Lederscheide mit Metallbeschlag getragen. Die zum Umschnallen der Degen und Säbel dienenden Koppeln bestehen aus Leib-, Trage- und Schleppriemen von weißem oder schwarzem Leder, bei Offizieren ist das Leder mit goldener oder silberner Tresse belegt oder lackiert. Neuerdings ist durch eine Tragevorrichtung ermöglicht, den Degen nebst Trage-, bzw. Schwebe- oder Schleppriemen am Unterkoppel anzubringen, die eine Befestigung der Waffe am Leibriemen ohne das Abnehmen des letzteren gestattet. Früher gehörte der (Galanterie-) Degen zum Anzug jedes Gebildeten, er wurde an über die Schulter gehängtem Koppel getragen oder mittels Haken am Hosenbund befestigt; jetzt wird zur Ziviluniform ein Degen in Lederscheide angelegt.

Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, 6. Auflage 1905–1909

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