Keltischer Streitwagen
Testbericht der 1:72 Figuren von HäT Industrie
Der keltische Streitwagen von HäT erinnert mit seinen halbrunden, geflochtenen Seitenwänden an den britischen Streitwagen von Airfix. Anstelle der ungewöhnlich breiten Holzscheibenräder des Airfix-Modells, verfügt dieser Streitwagen über sehr schöne, filigrane Speichenräder. Keltische Streitwagen sollten die gegnerische Reiterei stören und deren Pferde scheu machen. Zu diesem Zweck fuhr man die Streitwagen mit viel Lärm um den Gegner herum und bekämpfte ihn vom Wagen aus mit Speeren. Der mitfahrende Krieger konnte vom Wagen absitzen und zu Fuß mit Schwert und Schild ins Gefecht eingreifen. In diesem Fall kehrte sein Wagenführer zu den eigenen Linien zurück, bis der Streitwagen für einen erneuten Vorstoß benötigt wurde.
Inhalt
9 Figuren in 3 Posen – 24 mm entsprechen 173 cm Körpergröße
- Keltischer Krieger mit Ringpanzerhemd, Schwert und Schild (3)
- Keltischer Krieger mit Schwert und Schild (3)
- Wagenführer (3)
- Keltischer Streitwagen mit zwei Pferden (3)
Bewertung
Gute Themenwahl, die Kelten kämpften am liebsten zu Pferd oder auf Streitwagen. Gegen Ende des 3. Jahrhunderts v. Chr. wurde der Streitwagen durch die keltische Reiterei weitgehend verdrängt, nur die Briten verwendeten ihn weiter: 55. v. Chr. folgten sie Cäsars römischer Invasionsflotte auf Pferden und Streitwagen entlang der britannischen Küste, um eine Landung unmittelbar bekämpfen zu können.
Am Geschirr der Pferde befinden sich Zapfen, die in das Joch gesteckt werden sollen, doch die entsprechenden Bohrungen an der Unterseite des Doppeljochs fehlen. Modellbauer könnten das ca. 1 mm dicke Joch mit einer Stecknadel anbohren, oder die Zapfen am Geschirr entfernen und das Joch daran festkleben. Die Zügel der Pferde reichen nur bis zum Joch zurück, sie lassen sich mit schmalen Papier- oder Folienstreifen bis zur Hand des Wagenführers verlängern.
Der Wagenführer ist jedoch ziemlich misslungen. Von der Seite betrachtet, erinnert sein Kopf an einen Gorilla. Seine Nase ist platt und geht an der Spitze fast nahtlos in den Oberlippenbart über. Der mächtige Hinterkopf soll vermutlich im Fahrtwind fliegende Haare andeuten, aber so schnell fährt kein Streitwagen, dass die kurzen Haare seines Fahrers wie im Windkanal abstehen. Und, der arme Kerl besitzt kein Gesäß: sein Rücken teilt sich unterhalb des Gürtels und geht direkt in die Beine über. Statt die Pferde mit beiden Händen zu lenken, wie es auf der Vorderseite der Verpackung dargestellt ist, scheint der Wagenführer mit der rechten Hand zu winken oder eine imaginäre Peitsche zu schwingen. Die beiden Zügel müsste er in diesem Augenblick also in seiner linken Hand zusammenfassen. Zudem steht er nicht sicher mit beiden Beinen auf dem Wagen, Knie leicht gebäugt, wie man das vielleicht erwarten würde, sondern er läuft oder tastet mit seinem linken Fuß nach einem geeigneten Halt.
Keiner der beiden keltischen Krieger verwendet den Speer, der vom Streitwagen aus gegen den Feind geworfen wurde, aber die Figuren könnten entsprechend umgebaut und mit Speeren aus Federstahldraht bewaffnet werden.
Kompatibel mit ESCI, Revell, und Italeri.
Historische Verwendung
- Keltischer Streitwagen, ca. 8. bis 3. Jahrhundert v. Chr.
- Britischer Streitwagen, 3. Jahrh. v. Chr. bis zur Schlacht am Mons Graupius 83 oder 84 AD
Der keltische Streitwagen von HäT wirkt realistischer als das vergleichbare Modell von Airfix, seine Pferde sind besser ausgestattet und der Wagen lässt sich leichter zusammenbauen.