Fremdentruppen

Fremdentruppen des irischen Infanterie-Regiments Dillon der französischen Armee des 18. Jahrhunderts.

Fremdentruppen, aus angeworbenen Ausländern selbständig organisierte Truppen. Sie erscheinen schon bei den Alten, meist als Spezialtruppen, wie Bogner, Schleuderer, Reiter, vor allem in Karthago, im Mittelalter in Venedig, Holland, England und der Hanse, die ganze Heere von Fremdentruppen unterhielten, deren Begriff sich daher damals mit dem der Söldnerheere oder Mietstruppen deckte. Diese Heere traten allmählich an die Stelle der Lehnsheere und fanden in den Landsknechtheeren ihren charakteristischen Ausdruck. Im engeren Sinne werden häufig unter Fremdentruppen die seit dem 15. Jahrhundert aus den Schweizer Reisläufern, kriegslustigen und beutesuchenden Leuten, aufgestellten Schweizerregimenter verstanden, die den französischen Dienst meist bevorzugten.

Heinrich II. schloss 1553 mit einigen Kantonen eine Kapitulation, wonach ganze Regimenter in französischen Dienst traten. 1790 standen in Frankreich 12 Regimenter (14.000 Mann) Schweizer. Fremdenregimenter aus Schweizern bestanden in Spanien bis 1821, im Kirchenstaat und Sizilien bis 1870 (vgl. Schweizergarden). Eine Garde aus Schweizern als päpstliche Palastwache besteht noch heute.

Frankreich und Spanien bedienten sich außerdem irischer Fremdentruppen (s. Jakobiten, Wild Geese), die 1690 im Austausch mit französischen Truppen nach Frankreich verlegt wurden und bis 1792 in der »brigade irlandaise« zusammengefasst waren.

Weiterhin kämpften 3000 Gothaer im Spanischen Erbfolgekrieg, 1733: 5000 für Kaiser Karl VI., braunschweigische und hannöversche Truppen standen in englischem Dienst, eine schottische Brigade von 1599–1749 in holländischem Sold. Fremdentruppen waren auch die den Engländern zum nordamerikanischen Krieg 1775–76 von deutschen Fürsten gestellten Regimenter. Auch auf Seiten der Nordamerikaner kämpften deutsche und französische Fremdentruppen. Ebenso waren die aus Hannoveranern 1803 und aus Deutschen 1855 gebildeten englisch-deutschen Legionen Fremdentruppen. Frankreich, das sich stets vielfach der Fremdentruppen bediente, verwendete außer der Fremdenlegion noch 1870/71 Italiener (Garibaldi) als Fremdentruppen.

Bibliographie

  • »Die deutsche Fremdenlegion in England« (Leipz. 1855)
  • Maag: Geschichte der Schweizerregimenter im Kriege Napoleons I. in Spanien und Portugal (Biel 1892–93, 2 Bde.)
  • Maag: Die Schicksale der Schweizerregimenter in Napoleons I. Feldzug nach Russland 1812 (3. Aufl. Biel 1900)
  • Maag: Geschichte der Schweizertruppen in französischen Diensten 1813–1815 (Biel 1894)
  • Maag: Geschichte der Schweizertruppen während der Restauration und Julirevolution, 1816–1830 (Biel 1899)
  • Morell: Die Schweizerregimenter in Frankreich 1789–1792 (St. Gallen 1858)
  • Mülinen, Wolfgang Friedrich von: Geschichte der Schweizer Söldner bis 1497 (Bern 1887)
  • Rudolf: Geschichte der Feldzüge und des Kriegsdienstes der Schweizer im Ausland (Baden 1845)
  • Schwarz: Die Schweizerregimenter in französischen Diensten (2. Aufl., Basel 1892)

Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, 6. Auflage 1905–1909

Glossar militärischer Begriffe