Entladen
Entladen (Ausladen), der Geschütze. Beim Wurfgeschütz geschieht dies ohne Schwierigkeit, da man Geschoss und Ladung mit der Hand erreichen kann. Wenn aber der Kugelschuss sitzt, und besonders wenn man nicht weiß, wie lange derselbe darin befindlich ist, so ist das Abfeuern eine missliche Sache, und man tut besser dieselbe lieber zu entladen. Dies glückt zuweilen in der Art, dass man das Rohr senkt, indem man den Lafettenschwanz aufhebt, und dann mit einem Hebebaum gegen das Langfeld schlägt, wodurch der Schuss sich oft lüftet und herausfällt. Hilft dieses Mittel nicht, so muss die Kugel mit der Vogelzunge, indem man diese unter die Kugel drängt, gelüftet und allmählich herausgezogen werden. Gelingt auch dies nicht, so muss man Wasser ins Zündloch gießen, es einige Stunden stehen, und dann aus dem Zündloch ablaufen lassen, 1 bis 1½ Lot trockenes Kornpulver einräumen, und dasselbe anzünden. Hierdurch wird zwar die Ladung anfangs aus dem Zündloch brennen, aber späterhin doch auf die Kugel wirken, und diese im Rohr etwas vortreiben, so dass man sie dann leicht mit der Vogelzunge ausladen kann.
Ist bloß eine Kugel eingedrängt, so ludelt man ein paar Lot Pulver ein, und schießt sie heraus. – Wäre vor der Kugel ein Vorschlag, so zieht man denselben mit dem Dammzieher heraus, mit welchem auch andere Sachen, die sich zufällig im Rohr befinden, oder ein verkehrt eingesetzter Schuss, herausgezogen werden können. – Wenn eine Kartusche mit Spiegel, eine Kartätschbüchse, oder bloß Holz in der Seele ist, so muss die Notschraube gebraucht werden. Zuweilen ladet man des Abends die Geschütze mit Kartätschen, um für die Nacht schussfertig zu sein. Um nun die Kartätschbüchse beim Herausziehen nicht zu zerbrechen, wenn der Schuss nicht gebraucht worden, so wird, ehe man ladet, ein Bindfaden an den Bodenspiegel genagelt, oder noch besser in der Rinne des Oberspiegels an die Kartusche angebunden, der lang genug ist, dass man mit ihm den ganzen Schuss, oder wenigstens die Büchse, wieder herausschaffen kann. Ist das Rohr mit losem Pulver scharf geladen, so zieht man zuerst den Vorschlag mit dem Dammzieher heraus, lüftet dann die Kugel mit der Vogelzunge, holt dann den zweiten Vorschlag heraus, und lässt nun das lose Pulver aus dem Rohr laufen. – Wenn eine Kugel so eingerostet ist, dass die Vogelzunge nicht greifen will, so kann man auch den Rost durch Baumöl (Olivenöl) oder Weinessig erweichen.
Entladen der Bomben und Granaten, s. Granate.
Entladen der Flinte, geschieht mit dem Krätzer; der Büchse mit dem Kugelzieher.
Entladen des Sturmgewehrs, geschieht in folgenden Schritten:
- Magazin entfernen und verstauen.
- Ladehebel zurückziehen – dabei das Gewehr etwas nach links kippen, damit die Patrone nicht unkontrolliert aus dem seitlichen Auswurf herausfällt – und einrasten, Patrone auffangen.
- Patronenlager kontrollieren; bei Dunkelheit mit dem Finger.
- Ladehebel nach vorne schnellen lassen; Schließfeder durch Betätigen des Abzugs entspannen.
Quelle: Rumpf, H. F.: Allgemeine Real-Encyclopädie der gesammten Kriegskunst (Berl. 1827)